Pferdesport – Was für ein Jahr! 2021 war als zweites Jahr im Zeichen der COVID-19-Pandemie aber für den Pferdesport mit Olympischen Spielen und Europameisterschaften in Dressur, Springen und Vielseitigkeit auch das Jahr der Championate. Im EQWO.net– Jahresrückblick 2021 erinnern wir uns an die Amadeus Horse Indoors zu Jahresbeginn, den dramatischen Herpes-Ausbruch in Europa, österreichische Grand-Prix-Siege von Kühner, Rhomberg, Saurugg oder Eder, waschechte Skandale, die EM-Medaillen von Paul Jöbstl und olympische Ausfälle. Außerdem: Von himmelhoch jauchzenden Momenten wie Olympia-Doppel-Gold für Jessica von Bredow-Werndl, bis hin zu Tode betrübten Stunden, als Dorothee Schneider’s Rock’n’Rose am Turnier tot unter ihr zusammenbrach oder sich der bekannte Sporthengst Glock’s Zonik nach einer Operation beim Aufstehen so schwer verletzte, dass er erlöst werden musste.
Amadeus Horse Indoors: Mutige Austragung und schlimmer Verlust
Zu Beginn des Jahres fand trotz strenger Corona-Maßnahmen Österreich’s größtes Pferdesport-Event statt: die von Dezember 2020 auf Jänner 2021 verschobenen Amadeus Horse Indoors. Zwar ohne Messe und unter Publikumsausschluss, doch die Reiter:innen zeigten sich begeistert ob der mutigen Aktion des Veranstalterteams. Es gab einen besonderen Dressur-Weltcup-Sieg für Jessica von Bredow-Werndl (GER), die beiden Hauptspringen gewannen Michael Jung (GER) und Jos Verlooy (NED).
Nur zwei Monate später stand die österreichische Pferdesport-Welt dann still. Der Veranstalter des Traditions-Turniers Josef “Sepp” Göllner verstarb im 54. Lebensjahr völlig unerwartet an einem Herzinfarkt. Mitorganisatorin Ruth M. Büchlmann verabschiedete sich mit einem sehr persönlichen Abschiedsbrief.
Herpes & Corona: Zwei Viren sorgten für Absagen
Belastet hat uns auch die weiter andauernde Corona-Pandemie. Weitere Events, wie das Jumping Amsterdam, das GLOCK CSI in Villach, der Weltcup in Stuttgart und Mechelen, sowie die Amadeus Horse Indoors im Dezember 2021 in Salzburg mussten abgesagt werden.
Dass aber ein zweites Virus, das Equine Herpesvirus, den Pferdesport so richtig durcheinander wirbelte, kam nicht nur für die hunderten Pferde in Valencia (ESP) bei der Sunshine Tour im Februar völlig unerwartet. Zig infizierte und tote Pferde versetzten den europäischen Pferdesport in Panik und hatte eine Absage aller internationalen Turniere in Europa zur Folge. Die junge Burgenländerin Josefina Goess-Saurau berichtete von Spanien aus, auch in Österreich wurden alle nationalen Turniere abgesagt.
Auch österreichische Ställe hatten Fälle zu vermelden, so auch der Schindlhof von Eva Haim-Swarovski oder die Springreiterin Katharina Rhomberg. Erst Mitte April konnten internationale Turniere wieder normal stattfinden.
Aufreger des Jahres
Aufreger des Jahres 2021 gab sowohl in Österreich als auch international: Vom Fehlen eines Ersatz-Paares für die Österreicher bei den Olympischen Spielen, dem Nationenwechsel der erfolgreichen Vorarlberger Dressurreiterin Sandra Nuxoll zu Deutschland, über der Sichtungskriterien-Diskussion um das AWÖ-Pferd der Familie Horler, bis hin zum Streit um die NOEPS-Präsidentschaft oder die politische Aufregung der spanischen Hofreitschule, wurde in Österreich viel diskutiert.
International war das Sicherheitssystem im Gelände-Parcours in allem Munde, da Michael Jung (GER) mit fisher’s Chipmunk wegen eines (falschen) Auslösens möglicherweise die Gold-Medaille verlor. Auch die Dreier-Team-Regelung bei den olympischen Spielen und der Wettbewerbs-Modus beschäftigte vor, während, sowie nach Tokio vor allem die Springreiter:innen.
Erfolge – Springen
Österreich’s Springsport durfte sich über eine erfolgreiche grüne Saison 2021, sowie einige Erfolge in den internationalen Reithallen freuen, auch wenn sich für die olympischen Spiele in Tokio kein Team qualifizieren konnte und es bei den Europameisterschaften in Riesenbeck nicht klappen wollte.
Allen voraus pilotierte Max Kühner (T) seine Pferde zu Grand Prix-Siegen in Doha und Aachen, sowie zu Rang eins mit den Shanghai Swans in Madrid und London und der Trophäe im Rolex-Grand Prix von s’Hertogenbosch.
Aufsteigerin des Jahres ist wohl Alessandra Reich (OÖ), die mit ihren 25 Jahren geniale Platzierungen in St.Gallen, Herzlake und Oslo erritt. Den ersten Grand Prix-Sieg feierte Katharina Rhomberg (V) in Gorla Minore, weitere rot-weiß-rote Hymnen wurden in Balbona und Budapest für Markus Saurugg (ST) und Stefan Eder (OÖ) gespielt. Die österreichische Mannschaft bei der zweiten Nations Cup-Liga, der EEF Series, sicherte sich nach dem Finaleinzug Rang drei!
Österreichischer Doppel-Staatsmeister durfte sich Roland Englbrecht (OÖ) nennen, die österreichische “Bundesliga”, den Equiton-pro Grand Prix gewann der in Österreich ansässige Grieche Angelos Touloupis (GRE).
Erfolge – Para
Das österreichische Paradressur-Team plante die Saison ganz nach den paralympischen Spielen in Tokio. Valentina Strobl (T/Grad I), Bernd Brugger (NÖ/Grad IV) und Pepo Puch (ST/Grad II) flogen Anfang des Jahres zum CPEDI nach Doha und heimsten tolle Erfolge ein. Später im Jahr trat das mit Julia Sciancalepore (K/Grad I) komplette Team in München an und sicherte sich Rang zwei im Team-Bewerb.
Bei den Paralympics in Tokio gab es zwei rot-weiß-rote Medaillen zu bejubeln, die Pepo auf Sailor’s Blue im Individual und im Freestyle gewann, sowie zwei tolle Platzierungen auf Rang sieben von Julia und Heini in Grad I.
Erfolge – Dressur
Das rot-weiß-rote Dressurlager war 2021 bei den olympischen Spielen in Tokio, sowie den Europameisterschaften in Hagen a.T.W. vertreten. Neben Florian Bacher (ST), der mit Fidertraum OLD bereits bei der EM 2019 am Start war, traten Victoria Max-Theurer (OÖ) und Christian Schumach (K) in Tokio mit neuen Pferden an.
Die Vorfreude war groß, bis die österreichische Rekord-Staatsmeisterin ihren vierbeinigen Sportpartner Abegglen FH aufgrund eines Zahnabszesses zurückziehen musste. Die österreichischen Herren zeigten dennoch tolle Einzelleistungen, Florian Bacher (ST) und Fidertraum OLD platzierten sich auf Rang 30, Christian Schumach dirigierte seinen erst zehnjährigen Te Quiero SF zu 70% und Rang 21 im Grand Prix.
Bei den Europameisterschaften nur wenig später, bei der als viertes Paar Astrid Neumayer (OÖ) und Zap Zap dazustießen, konnte der achte Mannschaftsplatz fixiert werden, Victoria Max-Theurer und Florian Bacher verpassten nur knapp den Einzug in das Kür-Finale.
Die unumstrittene Siegerin aller fünf Championats-Goldmedaillen (Olympische Spiele + Europameisterschaften) in 2021, wurde Jessica von Bredow-Werndl (GER) mit ihrer außergewöhnlichen Trakehnerstute TSF Dalera BB. Und die Aubenhauserin ist sich sicher: “Wir sind noch nicht am Limit!”, wie sie gegenüber der Bild-Zeitung schwärmte.
Weitere Erfolge gab es für die österreichischen Grand Prix Reiter:innen in Ornago, wo Christian Schumach (K) seinen Te Quiero SF herausragend präsentieren konnte, in Hagen a.T.W., dessen Drei-Stern-Grand Prix Franziska Fries (NÖ) auf Atomic für sich entscheiden konnte oder in Zakrzow, als Timna Valenta-Zach (ST) mit ihrem Farant 77% in der Musikkür erhielt.
Erfolge – Vielseitigkeit
Die 22-jährige Lea Siegl (OÖ) erzielte in Tokio mit Rang 15 nach das beste österreichische olympische Vielseitigkeits-Ergebnis ever und verschaffte ihrer Sparte hochverdiente Aufmerksamkeit im österreichischen Reitsport.
Teamkollegin Katrin Khoddam-Hazrati (K), die sich durch die Leistungen von Rebecca Gerold als zweite Einzelstarterin für Tokio qualifzieren konnte, musste kurzfristig zurückziehen, umso genialer war die Top-Platzierung für das ganze Team.
Bereits davor sicherte sich Lea Siegl mit ihrem Olympia-Pferd DSP Fighting Line beim CCI4*-S in Marbach den genialen dritten Platz, wenig später ritt sie mit Van Helsing zu Rang fünf in Avenches (SUI).
Zum Staatsmeister-Titel ritt 2021 Manfred Rust (S) auf Quibelle.
Pferdige Abschiede & Verluste
Das Jahr 2021 war für viele erfolgreiche Pferde das letzte ihrer aktiven Sportkarriere. So schickte Marcus Ehning (GER) Comme il faut NRW und Pret A Tout in Pension, auch Helen Langehanenberg (GER) verabschiedete einen top fitten Damsey FRH’s aus dem Turniersport, ebenso wie Pedro Veniss’ (BRA) Quabri de L’Isles, Roger-Yves Bost (FRA) seine Sangria du Coty und Eric Lamaze (CAN) Fine Lady.
Einen plötzlichen Abschied aus dem Turniersport gab es auch für den Europameister Clooney, dem Erfolgspferd von Martin Fuchs (SUI): er brach sich bei einem Koppelunfall die Schulter. Die Freude über die Genesung des Wallach überwiegt jedoch, aktuell befindet er sich wieder im heimischen Stall und kann ein schönes Leben führen.
Die österreichischen Pferde Di Sandro OLD von Diana Porsche (S), Donaublick von Tatjana Svehla (NÖ) und Alassio’s Boy von Franziska Fries (NÖ) werden ebenfalls international nicht mehr an den Start gehen.
Andere Vierbeiner verließen ihre Menschen für immer und hinterließen große Lücken: Die berühmten Vererber Sandro Hit, Hotline und Quarterback verstarben 2021 an verschiedenen Altersschwächen, GLOCK’s Zonik, verletzte sich nach einer Operation schwer und musste erlöst werden, Steve Guerdat’s (SUI) Albenführen’s Bianca erlag einem Hirntumor und auch der Zangersheide-Hengst Levisto Z überlebte das Jahr 2021 nicht, ebenso wie die österreichischen Zuchtpferde Rosenfürstin und Caretello B.
Tragisch sind uns auch die Ableben der beiden scheinbar völlig gesunden Pferde Rock’n’Rose von Dorothee Schneider (GER) und Rebroff von Frederic Wandres (GER), die am Turnier zusammenbrachen und verstarben. Und auch der plötzliche Tod am 31.12.2020 des erst fünfjährigen AWÖ-Hengstes Fabergè von Giulia Schwab schockierte die österreichische Pferdewelt nachhaltig.
Neue Pferde: Hoffnungsvolle Zukunft
Einige Österreicher:innen durften 2021 Neuzuwächse begrüßen und sehen einem spannenden Jahr 2022 entgegen! Championatsreiter:innen wie Astrid Neumayer, Victoria Max-Theurer oder Max Kühner erwarben eine Zukunftshoffnung. Sowie auch die Nachwuchsreiter:innen, Paul, Fanny und Florentina Jöbstl (ST), Nicola Ahorner (NÖ) oder auch Josefina Goess-Saurau (B).
Auch international prominente Pferde wechselten die Besitzer: die ehemalige Helgstrand-Stute Fiontini wurde an Anna Buffini (USA) verkauft, der olympische Bronzemedaillen-Gewinner Gio wird ab sofort unter Annabella Pidgley (GRB) zu sehen sein.
Österreichisch Zucht-Erfolge
Aber nicht nur Österreich’s Reiter:innen lieferten 2021 ab, sondern auch rot-weiß-rote Zuchtprodukte ließen aufhorchen: allen voran sprang die AWÖ-Stute Obora’s Chloe unter Marlon Modolo Zanotelli (BRA) zu einem Fünf-Stern-Grand Prix-Sieg in Oslo!
Ein Jahr voller Hoch’s und Tief’s liegt hinter uns. Auf das 2022 sportlich wieder mehr möglich ist! Wir wünschen unserer gesamten Community einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr.
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