Johanna Constantini | Mental Sports Consulting –
Im Leistungssport kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Eltern und ihren Kindern, aber auch zwischen Funktionären oder Trainern und Eltern bleiben Streitigkeiten nicht aus. Nicht zu verdenken, schließlich ist die Rolle der Eltern sportlicher Kinder keine einfache.
Vom Eltern-Sein im Leistungssport
Um ihren Kindern den Leistungssport erst zu ermöglichen, müssen Eltern meist allerhand an Zeit und Geld opfern. Durch die vielen Momente, in denen Eltern dadurch auf ihre „eigene Zeit“ verzichten, um ihre Kinder zu fördern, kann Abhängigkeit innerhalb der Familie geschürt werden. Dies kann dazu führen, dass Elternteile sich verstärkt mit den Leistungen ihrer Sprösslinge identifizieren (schließlich tragen sie einen großen Teil zu der Ermöglichung von Erfolgen bei).
Tipp: Trotz der engen Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kindern ist es ab einem gewissen Entwicklungsgrad der Kinder besonders wichtig, als aufopferndes Elternteil einen Schritt zurückzutreten. Denn nur, weil Kinder früher nicht selbst in den Stall bzw. an den Trainingsort fahren konnten, wollen sie sobald sie dazu fähig sind umso lieber genau diese Selbstständigkeit ausbauen.
Wann bin ich Elternteil? Wann bin ich Coach?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Eltern in verschiedenen Entwicklungsstufen durchaus auch als Coach fungieren können. Zumindest als Motivationstrainer, damit auch das Training und nicht vermehrt die Zeit mit den FreundInnen an erster Stelle steht. Das kann sportbegeisterten Kinder über gewisse Phasen hinweghelfen und sie zum „Dranbleiben“ motivieren. Wie in vielen Bereichen spielt auch während dieser Phase das richtige Mass an der sogenannten „externen Motivation“ eine tragende Rolle.
Tipp: Auch wenn Kinder Motivation und Zuspruch brachen sollten Eltern ihre ursprüngliche Rolle nicht verlassen. Sobald die Rolle des Trainers Überhand nimmt, kan es passieren, dass die Kinder sich verschließen und das ursprüngliche Vertrauensverhältnis gefährdet wird. Mehr „Eltern-sein“ als „Trainer-sein“ lautet daher die Devise.
Eltern-Kind-Vertrauen als Basis für eine offene Kommunikation
Besonders das sportliche Umfeld dient leider nach wie vor oft dazu, Tabuthemen aufrecht zu erhalten. Ob es sich dabei um psychische Krankheiten wie die Depression oder die Magersucht im Sport, oder um akute Konflikte wie Mobbing unter TeamkollegInnen handelt: Kinder und Jugendliche kommen aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks innerhalb von Sportvereinen oft noch schlechter mit den Anforderungen zurecht als erwachsene AthletInnen.
Tipp: Genau hier bildet die so wichtige Rolle der Eltern einen entscheidenden Faktor, um Kinder zu schützen. Achtsamkeit gegenüber den Veränderungen im Verhalten und der Stimmung der Kinder ist daher über alle Entwicklungsstufen besonders wichtig. Jene Achtsamkeit, die sich aus der Bziehung zwischen Eltern und Kindern ergibt und Vertrauen für eine offene Kommunikation erst ermöglicht.
Normale Entwicklungsschritte akzeptieren
Eltern haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber Trainern und anderen Funktionären im Sport: Sie kennen ihre Kinder normalerweise von Geburt an und in jeder möglichen Situation. Oft reicht es also, einfach genau hinzuschauen, um die Gefühlslage ihrer Nachkommen ergründen zu können.
Tipp: In bestimmten Altersstufen vermeiden es Kinder und Jugendliche, das Gespräch zu ihren Eltern zu suchen. Das ist nichts ungewöhnliches und gehört zur Entwicklung. Eltern fällt es dennoch oft schwer, plötzlich vermeintlich ignorantes Verhalten ihrer Kinder zu verstehen. Schließlich hat der Spor Eltern und Kind über die Jahre zusammengeschweißt. Nichtsdestotrotz ist es genau in diesen Phasen wichtig, den Kindern genügend Raum für Entfaltung zu geben. Nicht nur für deren sportliche Laufbahn, sondern auch für ihr weiteres Leben werden sie dafür dankbar sein.
Über mich
Ursprünglich aus dem Pferdesport kommend, habe ich bereits früh meine Leidenschaft für die Sportsychologie und das mentale Training (im Pferdesport) entdeckt. Als aktive Springreiterin weiß ich, wie wichtig ein klarer Kopf, starke Nerven und ein ausgeglichenes Wesen beim Reiten sind. Alle weiteren (mentalen) Themen, die ich im Pferdesport als wichtig erachte, präsentiere ich euch jede Woche in meiner EQWO Health Kolumne.
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