Dein Pferd als Spiegel – Lieber gar nicht, als schlecht gelaunt aufsteigen!

Johanna Constantini | Mental Sports Consulting – „Nur nicht jubeln!“, so scheint es mir manchmal, wenn ich sehe, wie Reiter und Pferde auf großen Turnieren als erstes durch die Ziellinie kommen oder die höchste Note auf der Videowall erscheint. Doch auch auf den regionalen Veranstaltungen finden sich einige dieser „kontrollierten Sieger“ wider.

Kein Wunder, geht es doch im Pferdesport vor allem um das Kontrollieren von Emotionen. In kaum einem anderen Sport ist es nämlich so wichtig, sich selbst im Griff zu haben. Das merkst du als Reiter bereits, wenn du schlecht gelaunt in den Stall kommst! Dein Pferd reagiert nämlich meist mit Rückzug, sobald du eine gestresste Miene auflegst.

Verstärker Wettkampf: Emotionsregulation 2.0
Wenn das Reiten daheim das ein oder andere mal auch schlecht gelaunt funktioniert, so wirkt sich genau diese „miese Laune“ im Wettkampf gravierend aus. Auch die Pferde erleben in diesem „unnatürlichen Umfeld“ nämlich eine Art Nervosität. Sobald ihre Reiter sie durch negative Emotionen zusätzlich stressen, potenziert sich die Aufregung natürlich.
Tipp: Übe dich bereits daheim täglich darin, so wenig emotional wie möglich zu reagieren, damit du auch mindestens die Hälfte des Erlernten im Wettkampf abrufen kannst! Atme zum Beispiel tief durch und lass die Zügel aus der Hand gleiten, bevor du emotional und damit vielleicht grob reagieren würdest.

Auspowern zum Abschalten
Gebe dir sowohl im Training, als auch auf dem Turnier eine Möglichkeit, um dich so richtig auszupowern. Dabei soll sich deine körperliche Betätigung gar nicht nur auf das Reiten beziehen. Wenn du es zeitlich unterbringen kannst, laufe beispielsweise eine Runde oder lass deinen (ärgerlichen) Emotionen bei der morgendlichen Stallarbeit freien Lauf.
Tipp: Du musst nicht zum Marathonläufer werden, um gestautem Ärger VOR dem Aufstieg auf dein Pferd Luft machen zu können. Wichtig ist, dass du dir für dich passende „Ventile“ suchst, durch die du sozusagen erstmal Luft ablassen kannst!

Lieber einmal weniger, als schlecht gelaunt auf Leistung hoffen!
Du bist ehrgeizig und willst jede freie Minute auf deinem Pferd nutzen. Gut so! Dennoch, wenn du ärgerlich, gestresst oder launisch bist tust du dir – und deinem Pferd – etwas Gutes, indem du deinem geplanten Ritt möglicherweise einen Spaziergang vorziehst. Deine gewohnte Leistung wirst du mit Ärger ohnehin nicht abrufen können.
Tipp: Langfristig hilft es dir mehr, weniger Ritte pro Woche mit guten Emotionen und konzentriert anzugehen, als das Training oder den Wettkampf schlecht gelaunt hinter dich bringen zu wollen.

Mentales Training als Alternativprogramm
Natürlich muss ein ausgefallenes Training nicht gleich einen Trainingsrückstand bedeuten. Dank mentalem Training oder Vorstellungstraining hast du die Möglichkeit, Lektionen und Übungen in Gedanken durchzugehen, ohne dein Pferd dabei zu beanspruchen.
Tipp: Diese Alternative solltest du generell in deinen Trainingsplan übernehmen. Auch dann, wenn dein Pferd einen Tag Pause hat oder du zum Beispiel gerade nicht in den Stall kommen kannst. In einem regelmäßigen Zusammenspiel mit physischem Training bewirkt mentales Training eine erwiesene Leistungssteigerung.

Und noch was: Freu dich, bitte!
Ein letztes Anliegen zum Schluss: Emotionen zu kontrollieren ist wichtig und gut, doch gehörst auch du zu den anfangs geschilderten „kontrollierten Siegern“, so merk dir: Bitte freu dich! Siegesfreude löst viele Glücksgefühle aus, die nicht nur deine Stimmung heben, sondern auch deine Leistungen pushen. Es wird dir auch nicht immer gelingen, negative Emotionen zu kontrollieren, sind sie dir jedoch bewusst ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung! Und glaub mir, schon ein kurzes Lächeln wirkt oft Wunder!

Über mich
Ursprünglich aus dem Pferdesport kommend, habe ich bereits früh meine Leidenschaft für die Sportpsychologie und das mentale Training (im Pferdesport) entdeckt. Als aktive Springreiterin weiß ich, wie wichtig ein klarer Kopf, starke Nerven und ein ausgeglichenes Wesen beim Reiten sind. Alle weiteren (mentalen) Themen, die ich im Pferdesport als wichtig erachte, präsentiere ich euch jede Woche in meiner EQWO Health Kolumne.

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