JC – Menschen fürchten sich vor speziellen Dingen (Phobien), vor der Begegnung mit Menschen und davor, Anforderungen nicht gerecht werden zu können (soziale Ängste), vor allen möglichen Situationen und Dingen (generalisierte Angststörung), vor Ereignissen, die bereits hinter ihnen liegen (Posttraumatische Belastungsstörung) und vielem mehr.
Auch im Sport kommt es bei Athleten immer wieder zum Auftreten sogenannter Angstzustände. Da diese auch mit körperlichen Veränderungen (übermäßiges Schwitzen, erhöhter Puls, hohe Atemfrequenz, Konzentrationsschwierigkeiten, etc.) und Verhaltensweisen (Rückzug, Vermidung, Flucht, etc.) einhergeht und besonders im Pferdesport immer wieder zum Thema wird, möchte ich mich dem Thema etwas ausführlicher widmen.
Im heutigen ersten Teil der EQWO Health Serie “Anleitung zur Angstbekämpfung” geht es daher um die Herkunft der Angst.
Angst kommt von Bewertung – das ABC der Gefühle
1. Am Anfang steht die Situation
Das erste, was uns im Bezug auf die Entwicklung einer Angst begegnet ist immer die Situation selbst. Diese ist jedoch primär nicht gefährlich, furchteinflösend oder angespannt. Die Situation besteht. Das ist alles.
Tipp: Eine Situation kann zum Beispiel folgendermaßen aussehen: Ich reite auf dem Abreiteplatz des Turniers und beobachte, wie sich zwei Zuseher miteinander unterhalten, während sie mir beim reiten zusehen.
2. Dann kommt die (negative) Bewertung
Erst wenn wir die Situation bewerten, mischen wir unsere Gefühle in die Situation und geben ihr damit mehr Gewicht.
Tipp: Unsere Situation beim Abreiten bewerten wir nun zum Beispiel folgendermaßen: “Die beiden Zuseher beobachten mich und lästern über meine Reitweise. Bestimmt finden sie meinen Sitz, die Hilfengebung und den Gang meines Pferdes nicht gut!”
3. Die (negativen) Gefühle mischen mit
Nachdem wir die vormals neutrale Situation für uns – in diesem Fall negativ – bewertet haben, mischen sich nun die Gefühle ein.
Tipp: In unserer Situation gehen Gefühle wie Nervosität, Angst und/oder Unischerheit mit einer derartig negativen Bewertung einher.
4. Den Gefühlen folgt eine (negative) Reaktion
Nicht genug, dass wir uns selbst sehr leicht negative Gefühle einreden können, denn auch körperliche Reaktionen ziehen derartige Gefühle nach sich.
Tipp: Unsere Gedanken kreisen nun um die beiden Beobachter, die nur wir derartig bewerten. Wir regen uns innerlich auf, unser Herzschlag erhöht sich, der Puls rast und die Atmung nimmt zu. Wir konzentrieren uns vor allem nicht mehr auf das Wesentliche: Das Pferd unter uns.
5. Dem Körper folgt das Verhalten
Sobald sich negative Gefühle eintwickeln, verändert sich auch unser Verhalten. Wir konzentrieren uns nicht mehr auf unsere Haltung und die unseres Pferdes.
Tipp: Beladen mit allen negativen Gefühlen und Körperreaktionen sacken wir auf dem Rücken des Pferdes zusammen, machen uns klein und verlieren den Fokus noch mehr.
Das ABC umformulieren – so geht´s weiter
Wege aus der Entwicklung der Angst zu finden ist nicht so einfach und einem 3-Minuten-Rezept, wie es gerne angepriesen wird, sollte man keinen Glauben schenken. Angstbewältigung ist oftmals ein langwieriger Prozess. Trotzdem: Keine Situation ist ausweglos und mit der richtigen Unterstützung gibt es Wege, Ängste aufzuarbeiten und Situationen neu zu bewerten! Wie man damit am besten beginnt erfahrt ihr im nächsten Teil der EQWO Health Serie “Anleitung zur Angstbekämpfung”.
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