Dressur – Die Mannschaftsmedaillen sind vergeben! Deutschlands Golden Girls Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth und Dorothee Schneider schlugen in Tokio wie erwartet zu und sicherten sich mit den Plätzen eins, zwei und vier souverän den Sieg. Spannender lief es beim Kampf um Silber: die USA überholten mit einem genialen Ritt von Überraschungsfrau Sabine Schut-Kery zu über 81% den zweiten Platz bei den Olympischen Spielen – noch vor dem britischen Trio Charlotte Dujardin, Carl Hester und Charlotte Fry.
Acht Nationen zu je drei Reiter:innen gingen im Grand Prix Special an den Start. Um 17 Uhr (Ortszeit) eröffnete Severo Jurado Lopez (ESP) den Bewerb, Jessica von Bredow-Werndl (GER) ritt als letzte Starterin ein. Temperaturmäßig lagen zwar einige wenige Grad zwischen den beiden, durch die hohe Luftfeuchtigkeit erschienen jedoch fast alle Reiter:innen mit roten Köpfen und nassgeschwitzen Pferden im Stadion.
Runde 1
Am besten konnten die deutschen Reiterinnen ihre Leistungen abrufen. Dorothee Schneider (GER) übernahm gleich als erste Reiterin ihrer Equipe auf ihrem 15-jährigen Sandro Hit-Sohn Showtime und 80,608 % die Führung für ihre Nation. Wie auch im Grand Prix, war das Paar allerdings nicht fehlerfrei unterwegs, für morgen gibt es noch Luft nach oben!
Der britische Erstrunden-Reiter Carl Hester ritt mit En Vogue zu 78,377 % und verhalf Großbritannien zum zweiten Zwischenrang, Adrienne Lyle (USA) scorte auf Salvino 76,109 %.
Runde 2
Auch nach Runde zwei lagen die Briten noch auf Silberkurs, die 25-jährige Charlotte Fry (GBR) erhielt mit Everdale 76,854 %, der deutschstämmige US-Amerikaner Steffen Peters mit Suppenkaspar holte jedoch schon leicht auf: 77,766 %.
Als zweites deutsches Paar gingen Isabell Werth und die 17-jährige Bella Rose v. Belissimo an den Start. Die beiden zeigten eine mehr als souveräne Runde und erhielten von der Jury 83,293 %. Für die siebenfache Olympiasiegerin waren die Noten sogar noch zu gering, gegenüber St. Georg kommentierte sie: „Ich weiß nicht, was sie besser machen muss. Sorry, aber das ist vom Gefühl – ein paar Pferde habe ich ja schon geritten – das kann nicht viel besser sein. Und alle drei Piaffen können nicht besser sein in meinen Augen. Aber gut, ich sitze nicht am Tisch und so ist es eben.“
Runde 3
Nach der einstündigen Pause vor Runde drei, wurde in gestürzter Reihenfolge geritten. Gegenüber der vorherigen Reihenfolge, die nach Qualifikations-Ergebnis erfolgte, gab es nur kleine Veränderungen: statt Spanien startete Portugal, gefolgt von Schweden und Spanien. Sabine Schut-Kery (USA) startete als drittletzte Reiterin nach Cathrine Dufour (DEN).
Die Dänin zeigte auf ihrem heißen Ofen Bohemian eine sichere Runde – bis zur Pirouette, bei der der Bordeaux-Sohn hinten umsprang. Ein sehr teurer Fehler! Und so wurden aus beinahe 81 % am Ende “nur” 77,72 % und der undankbare vierte Platz für Dänemarks Dressurteam.
Die 53-jährige Sabine Schut-Kery präsentierte ihren 15-jährigen Sanceo v. San Remo mit viel Feingefühl und in außergewöhnlicher Form. Nur wenige Kenner:innen hatten die beiden als Geheimtipp auf dem Schirm, spätestens nach dem heutigen Special steht fest: das tolle Grand Prix-Ergebnis war kein Zufall! St. Georg – Chefredakteur Jan Tönjes schrieb: “Man möchte dem Paar allein für die Anlehnung schon die Zehnen hinterherwerfen.” Das sahen die Richter wohl ähnlich. 81,596 % standen am Leaderboard – neben der Silbermedaille für die USA, bedeutet das auch eine starke Empfehlung für den morgigen Einzelbewerb!
Charlotte Dujardin (GBR), die mit ihrem 1,62 m kleinem Gio (Apache x Tango) nach Tokio gereist war, konnte mit einer präzisen Piaffe-Passage-Tour, jedoch leider einem Fehler in den Einerwechseln und der noch nicht vollständig ausgereiften Galopptour, 79,544 % scoren. Den Briten fehlten schließlich nur 24 Punkte auf Silber.
Last but definitely not least: Jessica von Bredow-Werndl (GER) und Dalera BB. Das Paar musste eigentlich “nur” wie gewohnt abliefern. Und das taten sie! Kadenz, Kraft, Leichtigkeit – die 14-jährige Trakehnerstute kann einfach alles. Die Reiterin zeigte sich hoch konzentriert, ließ es sich allerdings nicht nehmen ihr Pferd mehrmals zu loben. Einen kurzen “Mist”-Vorfall in den Einerwechseln lächelte die sympathische Bayrerin einfach weg – am Ende waren es unglaubliche 84,666 %.
Wer hat die besten Chancen auf die Einzelmedaillen?
Gold und Silber scheinen sich Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth auszumachen. Das Zeug zum Olympiasieg hätten sie beide, morgen werden eine fehlerfreie Prüfung und Nerven aus Stahl entscheidend sein. Bronze ist hingegen ziemlich offen. Anfänglich galten Charlotte Dujardin oder Cathrine Dufour als wahrscheinlichste Kandidatinnen, nun gesellt sich auch noch die Deutsch-Amerikanerin Sabine Schut-Kery zum Kreis der möglichen Bronzemedaillengewinnerinnen. Und dann gibt es ja auch noch Deutschlands Nr. 3 Dorothee Schneider!
Ergebnisse
GOLD
DEUTSCHLAND (Dorothee Schneider, Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl) – 8178 Punkte
SILBER
USA (Adrienne Lyle, Steffen Peters, Sabine Schut-Kery) – 7747 Punkte
BRONZE
GROSSBRITANNIEN (Carl Hester, Charlotte Fry, Charlotte Dujardin) – 7723 Punkte
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