EQWO.net Gastblog fit 4 riding® – Ein aufrechter Sitz ist beim Reiten das sprichwörtliche A und O. Warum das so ist und mit welchen Übungen ihr Euren Sitz verbessern könnt, verraten Euch unsere Experten von fit 4 riding® in ihrem heutigen Gastblog.
Der aufrechte Sitz
Gerade beim Reiten ist eine aufrechte, natürliche Körperhaltung von großer Bedeutung da diese Voraussetzung für eine korrekte Hilfengebung ist. Durch einen aufrechten Sitz im Sattel wird der Kontakt zum Pferd optimiert und somit eine bessere Einwirkung erzielt.
Jede(r) ReiterIn leidet unter muskulären Ungleichgewichten – auch Dysbalancen genannt. In Folge entstehen oft Haltungsschwächen und –fehler die auch reiterliche Schwächen und Mängel bewirken. Die Entwicklung unserer Arbeitsweise hat dazu geführt, dass wir uns im Alltag viel zu wenig bewegen, oft zu viel Sitzen – zum Beispiel am Schreibtisch, vor dem Computer – und wir einseitigen Belastungen ausgesetzt sind. Das führt dazu, dass bereits zur Abschwächung neigende Muskeln noch schwächer werden und verkürzte Muskelgruppen noch mehr verkürzen – also zu einer Verstärkung des muskulären Ungleichgewichts. Wir müssen versuchen, einen Ausgleich zu den täglichen Belastungen zu schaffen: die zu Abschwächung tendierende Muskeln zu kräftigen und zur Verkürzung neigende zu dehnen und beweglich zu machen um somit die Dysbalancen durch gezielte Übungen auszugleichen.
Spezielle Übungen am Boden
Eine aufgerichtete Brust- und Halswirbelsäule ist notwendig um das Eingehen in die Rückenbewegung des Pferdes nicht zu behindern. Eine zu stark gekrümmte Brustwirbelsäule behindert uns nicht nur in der Bewegung, sondern auch in der Atmung. Die Lendenwirbelsäule soll zwar aufgerichtet sein – aber unabhängig mit der Rückenbewegung des Pferdes mitschwingen können.
Mobilisationsübung für die Brustwirbelsäule
ÜBUNG 1: In den Vierfüßlerstand gehen, in Schulter-, Knie- und Hüftgelenken dabei jeweils einen rechten Winkeln bilden, der Kopf befindet sich in Verlängerung der Wirbelsäule, der Bauch ist leicht angespannt. Nun den rechten Arm mit der Handfläche nach oben unter dem Bauch hindurch auf die linke Seite ziehen – der ganze Oberkörper sollte in der Bewegung mitgehen und mitdrehen. Das Becken sowie die Oberschenkel bleiben stabil. Die Bewegung soll im Oberkörper stattfinden.
Dann den Oberkörper und Arm in die andere Richtung – nach rechts oben – so weit es geht aufdrehen. Die Mobilisation der Brustwirbelsäule sollte 20 Mal auf jeder Seite durchgeführt werden.
ÜBUNG 2: Eine weitere sehr effiziente Übung zur Mobilisation der Brustwirbelsäule seht ihr im Video.
Ausgangsposition ist der Vierfüßlerstand auf den Unterarmen. Die Lendenwirbelsäule muss stabil und ganz gerade sein – dafür den Bauch anspannen! Wichtig ist die Bewegung in der Brustwirbelsäule zwischen den Schulterblättern auszuführen: „abtauchen“ mit dem Brustbein nach unten vorne und wieder nach oben hinten. Der Kopf und der Hals bleiben immer gerade in Verlängerung der gesamten Wirbelsäule.
Nackenstärkung mit dem Theraband
ÜBUNG 3: Achtung: Die Bewegungsanweisung ist nur „ein Doppelkinn machen“ bzw. ein „Chin-In“. Es findet keine große Bewegung des Kopfes und der Halswirbelsäule statt! Die Hände halten nur das – möglichst leichte – Gymnasitkband in den Händen und üben aber keinen Zug aus! Diese Übung darf nicht zu einem Erschöpfungsgefühl in den Nackenstreckern führen – die Intesität sollte niedriger sein.
Die äußere Muskulatur im oberen Rücken, der Trapezmuskel sowie der Rautenmuskel (Schulterblattmuskulatur) neigen zur Abschwächung. Der Gegenspieler – der entgegenwirkende Brustmuskel – hat die Tendenz zur Verkürzung. Daraus ergibt sich eine generelle Tendenz zum Rundrücken.
Schulterblattmuskulatur kräftigen
ÜBUNG 4: Man fixiert das Gymnastikband in einem etwa Schultebreiten Stand, die Kniegelenke sind leicht gebeugt, der Oberkörper ist aus dem Hüftgelenk heraus leicht und vor allem gerade nach vorne geneigt, der Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule! Bewegungsanweisung: Die Ellbogen nach hinten ziehen und dabei vor Allem die Schultern hinunter sowie die Schulterblätter zusammen ziehen.
ÜBUNG 5: Man bringt das Gymnastikband vor dem Körper etwa auf Schulterhöhe in eine kleine Vorspannung. Nun die Arme in eine maximale Seithalte nach Außen ziehen. Dabei die Schultern wieder hinunter sowie die Schulterblätter zusammenziehen. Der Rumpf stabil bleiben – Bauch -und Gesäßmuskulatur zur Stabilisierung anspannen.
Brustmuskulatur dehnen
ÜBUNG 6: Den Ellbogen und Unterarm an einer Wand oder Ähnlichem auflegen und mit dem Oberkörper in die entgegengesetzte Richtung drehen. Der Oberarm sollte dabei etwa waagrecht sein, jedoch kann und soll hier auch in der Auflagehöhe variiert werden, da somit die unterschiedlichen Anteile der Brustmuskulatur noch besser angesprochen werden.
Zusammenfassung:
Beim Reiten ist eine aufrechte, natürliche Körperhaltung von großer Bedeutung da diese Voraussetzung für eine korrekte Hilfengebung ist. Das Training für einen geraden Sitz im Sattel hat den Vorteil, dass es gleichzeitig auch eine Haltungsschulung für den Alltag ist! Alle Muskeln die wir beim Reiten brauchen, benötigen wir auch im Alltag für eine gerade, rückenschonende Haltung.
Wichtig!! Sicherheit geht immer vor!!
Keine der Bewegungen soll schmerzhaft sein. Bei Unsicherheit haltet Rücksprache mit Eurem Arzt!
Bei den Übungen am Pferd sollte dieses von Euch selbst oder einer anderen Person gesichert werden!
Alle Links zur EQWO Fitness Serie mit dem fit 4 riding® Team gibt es hier:
Übungen für die Beinmuskulatur zur Verbesserung der Schenkellage
VIDEO: fit 4 riding® – Beckenmobilisation für einen geschmeidigen Sitz
fit 4 riding® – Tipps zur Körperstabilisation
fit 4 riding® mit Koordinationsübungen am Pferd und am Boden
Fit in den Frühling mit fit 4 riding®, denn Reiten lernt man nicht nur durch Reiten
Kontaktmöglichkeit
Lukas Ornauer (Reittrainer, fit 4 riding®)
reittraining@gmx.at, Wien/Österreich
Larissa Wimmer (Sportwissenschafterin, Instruktorin)
larissa.wimmer@gmx.at, Stockerau/Österreich
Christina Ilow (Sportphysiotherapeutin)
ilow@sportklinik.at, Wien/Österreich
Das fit 4 riding® Team stellt sich vor
Mag. Lukas Ornauer
Der Jurist ist hauptberuflich als staatlich geprüfter Reittrainer und Instruktor Haltungsprävention sowie Kraft tätig und bietet seit Jahren auch Kurse und Seminare zum funktionellen Bewegungstraining für Reitsportler an. Selbst aktiver Turnierreiter bis zur Klasse S, ist ihm das Verständnis für die Zusammenhänge von Bewegungsabläufen beim Pferd UND Reiter ein besonderes Anliegen. Er ist auch der Gründer von „fit 4 riding®“ – funktionelles Training für Reitsportler.
Mag.a Larissa Wimmer
Die Sportwissenschafterin, Instruktorin Haltungsprävention und Allgemeine Körperausbildung, Reit- und Voltigierinstruktorin sowie aktive Turnierreiterin lässt ihr Wissen in der Praxis der Unterrichtserteilung einfließen und beschäftigt sich seit Jahren mit den funktionellen Bewegungszusammenhängen im Pferdesport. Dabei profitiert sie von ihren Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft und Leistungsdiagnostik. Instruktorin bei Kieser Training Wien.
Christina Ilow
Sportphysiotherapeutin, FDM Therapeutin IC
Die begeisterte Dressurreiterin betreut seit Jahren ReiterInnen und VoltigiererInnen nach Verletzungen oder bei orthopädischen Beschwerden. Gemeinsam mit Larissa Wimmer und Lukas Ornauer begleitet sie anschließend das therapeutische Aufbautraining von Reitsportlern.
Dieser Text wurde von fit 4 riding® für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.