EQWO.net Gastblog fit 4 riding® – “Reiten ist doch kein Sport, man sitzt ja nur am Pferd!” – Diese Aussage kennt wohl jeder von uns. Doch körperliche Fitness ist beim Reiten unverzichtbar. Ausdauer spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Wie ihr diese verbessern könnt, verraten Euch die Experten von fit 4 riding® in ihrem heutigen Gastblog. Viel Spaß beim Lesen und Anwenden der Übungen!
Wozu sollen Pferdesportler Ausdauer trainieren?
Beim Reiten haben wir vielfältige Anforderungen, die Kondition und Ausdauer verlangen. Zum Beispiel Parcours mit Stechen, lange Galoppstrecken bei Geländeprüfungen, mehrere Dressuraufgaben, Starts mit mehreren Pferden oder der tägliche Job als Bereiter. Auch belastende Wetter- oder Wettkampfverhältnisse können einem das Leben schwer machen. Da kann einem dann schon Mal die Kraft und Konzentration ausgehen. Eventuell lässt man sich sogar dazu hinreißen, dem Pferd die Schuld für technische Fehler zu geben – obwohl diese bei einem selbst liegen.
Eine gute Grundlagenausdauer bringt viele Vorteile:
– Wir ermüden erst später, die Fehleranfälligkeit ist geringer.
– Wir erholen uns schneller in den Pausen und sind dann wieder auf einem hohen Leistungsniveau.
– Wir sind mental belastbarer und bestehen auch in schwierigen Situationen.
– Wir sind reaktions- und koordinationsfähiger.
– Verringerung der Verletzungsgefahr und besserer Schlaf.
– Wir steigern die Leistung des Herz-Kreislaufsystems („Sportlerherz“, Atemvolumen, …).
Audauertraining
Tipps und Tricks
Laufen, Radfahren oder Schwimmen sind natürlich die Klassiker im Ausdauertraining. Eine sinnvolle Ergänzung sowohl für Anfänger, denen unabhängig vom Pferd die Luft fehlt, als auch für den Turnierreiter, der schon höhere sportliche Anforderungen erfüllen muss.
Aber kombinieren wir doch auch unser Ausdauertraining mit einem Training für unsere Pferde! Beide benötigen eine gute Grundlagenausdauer, um die technischen Anforderungen zum Beispiel am Turnier nach mehreren Bewerben noch erfüllen zu können. Alle oben genannten Vorteile gelten genauso für unser Pferd!
So wie einen Dauerlauf können wir auch mit dem Pferd einen „Dauertrab“ oder „Dauergalopp“ durchführen. Auf einem großen Platz, Viereck oder einer Galoppbahn Runde für Runde in einem gleichmäßigem Tempo. Beginnend mit 15 Minuten und einer Steigerung um 5 Minuten alle 3 – 4 Wochen, bis wir – und das Pferd – 30 oder sogar 40 Minuten durchhalten. Völlig untrainierte Pferde/Reiter fangen mit einem ruhigen Tempo für 10 Minuten an.
Bereits gut trainierte Reiter-Pferde-Duos machen ein Intervalltraining mit beispielsweise 10 Minuten Trab – 5 Minuten Galopp – 10 Minuten Trab – 5 Minuten Galopp. Dieses Training sollte 30 – 50 Minuten durchgeführt werden. Als weitere Steigerung für die Profis wird das Tempo und der Arbeitspuls erhöht. Das solltet ihr dann aber mit einem versierten Trainer durchplanen. Wir kommen auch gerne für einen Trainingstag zu euch in den Stall!
Die Karvonen-Formel
Gut ist, wenn ihr euren optimalen „Arbeitspuls“ kennt, also in welchem Bereich ich meine Grundlagenausdauer trainiere. Eine einfach zu handhabende Anleitung ist die Karvonen-Formel:
THF= (HFmax – RP)x Intensität + RP (Toleranz +/- 3 Schläge)
THF… Trainingsherzfrequenz für die Grundlagenausdauer
RP… Ruhepuls (Puls in der Früh – vor dem Aufstehen!)
HFmax… Maximale Herzfrequenz (laut Test oder grob 220 minus Lebensalter)
Intensität (Faktor):
Basis-Grundlagenausdauer 0 (schlecht trainierte, Regenerationslauf) 50% oder grob 140 minus Lebensalter
Basis-Grundlagenausdauer 1 (extensiv) 60% oder grob 160 minus Lebensalter
Basis-Grundlagenausdauer 2 (intensiv) 80% oder grob 180 minus Lebensalter
Beispiel: Alter 25 Jahre, Intensität: (A1 = leichtes, extensives Ausdauertraining) 60% HFmax: 195 RP: 55
THF=(195-55)x0,60 + 55 >>>>> THF=139 Bandbreite 136 bis 142 HF
Wenn ihr also eure Trainingsherzfrequenz wisst, könnt ihr jetzt das Tempo beim Laufen oder beim Traben/Galoppieren mittels Pulsuhr so einstellen, dass ihr diese HF möglichst gleichmäßig halten könnt.
Zusammenfassung:
Eine gute Ausdauer verbessert insgesamt eure sportliche Leistungsfähigkeit und auch Gesundheit! Wenn ihr es mit dem Pferd 1-2x/Woche gemeinsam macht, braucht ihr gar nicht mehr Zeit einplanen und euer Sportpartner wird sich auch steigern. Wenn beide nach anfänglicher Überwindung in den „Laufrausch“ kommen, haben beide gemeinsam Spaß und schnauben dann zufrieden ab…
Wichtig!! Sicherheit geht immer vor!!
Keine der Bewegungen soll schmerzhaft sein. Bei Unsicherheit haltet Rücksprache mit Eurem Arzt!
Wer auf hohe Pulswerte kommt oder gesundheitliche Probleme (z.B. Bluthochdruck, hoher Ruhepuls, etc.) hat, oder einfach ein perfekt abgestimmtes Trainingsprogramm haben will, sollte auf jeden Fall einen Leistungstest beim Sportmediziner machen! Beim Pferd konsultiert einen Tierarzt!
Alle Links zur EQWO Fitness Serie mit dem fit 4 riding® Team gibt es hier:
Tipps und Tricks für einen aufrechten Sitz
Übungen für die Beinmuskulatur zur Verbesserung der Schenkellage
VIDEO: fit 4 riding® – Beckenmobilisation für einen geschmeidigen Sitz
fit 4 riding® – Tipps zur Körperstabilisation
fit 4 riding® mit Koordinationsübungen am Pferd und am Boden
Fit in den Frühling mit fit 4 riding®, denn Reiten lernt man nicht nur durch Reiten
Kontaktmöglichkeit
Lukas Ornauer (Reittrainer, fit 4 riding®)
reittraining@gmx.at, Wien/Österreich
Larissa Wimmer (Sportwissenschafterin, Instruktorin)
larissa.wimmer@gmx.at, Stockerau/Österreich
Christina Ilow (Sportphysiotherapeutin)
ilow@sportklinik.at, Wien/Österreich
Das fit 4 riding® Team stellt sich vor
Mag. Lukas Ornauer
Der Jurist ist hauptberuflich als staatlich geprüfter Reittrainer und Instruktor Haltungsprävention sowie Kraft tätig und bietet seit Jahren auch Kurse und Seminare zum funktionellen Bewegungstraining für Reitsportler an. Selbst aktiver Turnierreiter bis zur Klasse S, ist ihm das Verständnis für die Zusammenhänge von Bewegungsabläufen beim Pferd UND Reiter ein besonderes Anliegen. Er ist auch der Gründer von „fit 4 riding®“ – funktionelles Training für Reitsportler.
Mag.a Larissa Wimmer
Die Sportwissenschafterin, Instruktorin Haltungsprävention und Allgemeine Körperausbildung, Reit- und Voltigierinstruktorin sowie aktive Turnierreiterin lässt ihr Wissen in der Praxis der Unterrichtserteilung einfließen und beschäftigt sich seit Jahren mit den funktionellen Bewegungszusammenhängen im Pferdesport. Dabei profitiert sie von ihren Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft und Leistungsdiagnostik. Instruktorin bei Kieser Training Wien.
Christina Ilow
Sportphysiotherapeutin, FDM Therapeutin IC
Die begeisterte Dressurreiterin betreut seit Jahren ReiterInnen und VoltigiererInnen nach Verletzungen oder bei orthopädischen Beschwerden. Gemeinsam mit Larissa Wimmer und Lukas Ornauer begleitet sie anschließend das therapeutische Aufbautraining von Reitsportlern.
Dieser Text wurde von fit 4 riding® für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.