Die 65. Berlinale ging am 15. Februar mit dem Publikumstag zu Ende. Ausverkaufte Kinosäle waren auf dieser Berlinale sozusagen Standard und ist der Beweis dafür, dass das Kino an seiner Faszination nichts eingebüßt hat.
Erstmals wurden auf dem European Film Market (EFM) mit dem Drama Series Days am 9. und 10. Februar eine neue Plattform für hochwertige Serienproduktionen angeboten. TV-Serien erfreuen sich bei den Zuschauern großer Beliebtheit und der Hype wird sicher noch eine Weile anhalten.
Als Weltpremiere wurden die ersten beiden Episoden der amerikanischen TV-Serie „Bloodline“ im Haus der Berliner Festspiele vorgestellt. Das Familiendrama, das vor der traumhaften Kulisse von Key West spielt, kam beim Premierenpublikum gemischt an. Die Serie startet im März in den USA, in Deutschland wird Netflix diese Serie zeigen.
Mit „Deutschland 83“ und „Blochin“ wurden zwei deutsche TV-Serien vor ihrem regulären Start gezeigt. Insgesamt sind acht brandaktuelle internationale Serienhighlights öffentlich vorgestellt worden.
Die diesjährige Preisverleihung unterstrich die Bedeutung des südamerikanischen Films. Zum ersten Mal überhaupt war Guatemala mit „Ixcanul“ im Internationalen Wettbewerb vertreten und Regisseur Jayro Bustamante konnte sich mit seinen beiden Protagonistinnen über den Silbernen Bären Alfred-Bauer-Preis für einen Spielfilm, der neue Perspektiven öffnet, freuen. Der Film erzählt von einer jungen Maya-Frau, die gegen die Rituale ihres Volkes rebelliert und ihr entflieht.
Der Silberne Bär Großer Preis der Jury ging an den chilenischen Regisseur Pablo Larraín für „El Club“, der mit dem Drama die Widersprüche innerhalb der katholischen Kirche aufgreift.
Der Altmeister des chilenischen Dokumentarfilms, Patricio Guzmán wurde für „The Pearl Button“ mit dem Silbernen Bären für das Beste Drehbuch geehrt, der sich in seinem Film auf die Reise zu den Ureinwohnern von Patagonien macht.
Der Mexikaner Gabriel Ripstein erhielt für „600 Miles“ den Preis für den Besten Erstlingsfilm, ein Roadmovie, das zwischen den USA und Mexiko spielt.
Damit waren die südamerikanischen Filmemacher diejenigen, die sich über einen wahrhaften Preisregen freuen durften.
Der rumänische Balkanwestern „Aferim!“ von Radu Jude gewann zusammen mit der polnischen Regisseurin Malgorzata Szumowska für „Body“ den Silbernen Bären für die Beste Regie.
Charlotte Rampling und Tom Courtenay wurden als Beste Schauspieler mit dem Silbernen Bären für ihre Darstellung in „45 Years“ von Andrew Haigh geehrt, in dem sie ein Ehepaar spielen, dessen Beziehung ins Wanken gerät.
Der Goldene Bär für den Besten Film blieb einsam, denn der damit ausgezeichnete iranische Filmemacher Jafar Panahi, dessen Film „Taxi“ vom Team der Berlinale für das Festival aus dem Iran geschmuggelt worden war, darf das Land nicht verlassen und steht unter einem Berufsverbot.
Die Verleihrechte von „Taxi“ hat Weltkino mit Sitz in Leipzig erworben. Der Film soll im Juli diesen Jahres in die Kinos kommen.
Ein Film wurde von allen Journalisten geliebt: „Cinderella“ von Kenneth Branagh, der im Wettbewerb außer Konkurrenz lief. Vor 65 Jahren hatte der Walt Disney-Zeichentrickfilm „Cinderella“ den Publikumspreis der Berlinale gewonnen.
Kenneth Branagh präsentierte in Berlin seinen wunderbaren Cast, allen voran die elegisch schöne Cate Blanchett, die die böse Stiefmutter spielt und Jungstar Lily James als Cinderella. Der britische Regisseur hat das berühmte Märchen „Aschenputtel“ der Gebrüder Grimm mit sehr viel Witz, Charme und Magie in Szene gesetzt. Nicht zu vergessen ist das hervorragende Horse Casting, vor allem wenn aus vier Mäusen dank Zauberei vier wunderschöne Schimmel vor einer Kutsche werden.
Die 65. Berlinale ist vorbei, aber sie war und ist ein wichtiger Wegweiser, was den Kinozuschauer in diesem Jahr auf der großen Leinwand erwarten wird.
Berlin ist seinem Ruf als ein ausgezeichnetes A-Festival in der Welt mehr als gerecht geworden. Ohne Sponsoren geht auch in diesem Bereich nichts und so war zum ersten Mal in diesem Jahr Mastercard Sponsor und Glashütte Original war zum fünften Mal. Der sächsische Uhrenhersteller vergab zum vierten Mal den „Made in Germany – Förderpreis Perspektive“, der an das Treatment „Rosebuds“ von Oskar Sulowski ging und mit 15.000 Euro dotiert ist.
Mein krönender Abschluss der 65. Berlinale war der Klassiker „Blondinen bevorzugt“ von 1953 in der Regie von Howard Hawks in der Sektion Retrospektive – es gab sogar Szenenapplaus. In diesem Jahr widmete sich die Retrospektive dem Thema „Glorious Technicolor. Filme aus dem George Eastman House und weiteren Archiven“ und diese wunderbare Komödie mit der unvergleichlichen Marilyn Monroe und Jane Russell gehört zu den wegweisenden Filmen, die damals die Farbe ins Kino brachte.
Weiterführender Link: www.berlinale.de
Nadja N. Naumann für REITSPORTNEWS