Olympische Spiele – Jessica von Bredow-Werndl (GER) und TSF Dalera BB haben es schon wieder getan! Wie bereits 2021 in Tokio, trägt die heute 17-jährige Trakehnerstute ihre Reiterin auch in Paris zu Doppel-Gold bei den Olympischen Spielen. Silber geht an die mitsingende Isabell Werth (GER) auf Wendy, vor Doppel-Weltmeisterin Charlotte Fry (GBR) und Glamourdale. Favoritin Cathrine Dufour (DEN) kann mit ihrer Kür nicht punkten und wird im Sattel von Freestyle „nur“ Fünfte. Österreichs Victoria Max-Theurer platzierte sich mit 75,375 % auf Rang 17.
Die heutige Musikkür bot das Schluss-Highlight der Dressur bei den Olympischen Spiele 2024. Die Frage aller Fragen: Wer wird Einzel-Olympiasiegerin? Die realistischen Kandidatinnen: Jessica von Bredow-Werndl (GER), Isabell Werth (GER), Cathrine Laudrup-Dufour (DEN) oder Charlotte Fry (GBR).
Am Ende stand erneut Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Trakehnerstute Dalera BB ganz oben am Treppchen. Mit der Kür zu Edith Piafs „Non, je ne regrette rien“, die sie während ihrer Schwangerschaft 2022 extra für die olympischen Spiele in Frankreich entworfen hatte, war sie am heutigen Tage die Beste. 90,093 % vergaben die sieben internationalen Richter:innen, über 97 % gab es für die artistische Note:
„Ich glaube das waren die anstrengendsten Momente seit Tokio. Über Gold habe ich erst beim Ergebnis nachgedacht, vorher habe ich nicht spekuliert. Dalera war so an, ich habe nichts auszusetzen. Nur wo die Zuschauer:innen auf der Mittellinie geklatscht haben, so früh wie noch nie, kam sie ein bisschen durcheinander. Aber Dalera wollte das heute mindestens so sehr wie ich. Wir sind jetzt neun Jahre ein Paar, die war noch nie verletzt und hat bewiesen, dass sie ein happy Athlete ist. Ich liebe es einfach mit diesem Pferd Zeit zu verbringen und ich muss zugeben, wenn man hier so aufwacht muss man lieber durch den Wald galoppieren als hier einzureiten. Es ist total emotional für mich, weil die Tage mit ihr aufzutreten einfach gezählt sind. Sie hat noch zwei, drei bis maximal vier Auftritte vor sich. Und ich hoffe dass sie nächstes Jahr Mama wird, dann gibt es eine Abschiedstournee.„, ließ Jessica von Bredow-Werndl im Interview nach dem Ritt an ihrer Gefühlswelt teilhaben.
Ähnlich wie für Isabell Werths Musikkür, die schon in Aachen ordentlich Eindruck machte. Zu „Oh Wendy“ tanzte ihre zehnjährige DWB-Stute Wendy beinahe fehlerfrei durch die Choreographie, einzig in den Einerwechseln gab es wie schon im Grand Prix Special eine Mini-Unsicherheit. Die beiden verpassten mit 89,614 % nur knapp die 90%-Marke und sicherten sich nach der Team-Goldmedaille auch noch Einzel-Silber:
„Ich hatte jetzt vielleicht nicht die idealste Startposition, aber das nehmen wir wie es kommt. Aber es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und war zum Genießen. Das Pferd hat eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht und das war heute schon nahezu perfekt!“, kommentierte Isabell Werth ihren Ritt zu olympischem Silber.
Bronze sicherte sich Charlotte „Lottie“ Fry (GBR) auf ihrem Black Beauty Glamourdale mit einer Kür zu einem britischen Musik-Medley. Der 13-jährige Hengst beeindruckte wie so oft mit seinem enormen Gangwerk, das besonders in der Verstärkungen zur Geltung kommt (mehrfache Höchstnote zehn für den starken Galopp). Aber auch die Piaffe-Pirouetten und die Fächer-Piaffe gelangen heute und wurden mit insgesamt 88,971 % belohnt.
Viertplatzierte in der olympischen Musikkür und damit „erste Verliererin“ wurde Dinja van Liere (NED) auf Hermes. Dem Duo fehlte nur knapp ein halbes Prozent auf die Medaille, die Niederländerin freute sich dennoch über eine gelungene Kür zu 88,432 %.
Und wenn Sie sich jetzt fragen: „Wo bleibt denn Cathrine Laudrup-Dufour?“, dann geht es Ihnen wie wahrscheinlich einigen Dressur-Fans, die die favorisierte Dänin weiter vorne eingeschätzt hatten. Schließlich war die Team-Weltmeisterin von 2022 im Sattel von ihrer Hannoveraner-Stute Freestyle mit über 81 % im Grand Prix Special die Favoritin gewesen. Doch in der Musikkür gelten eigene Regeln.
Dufour hatte sich eine musikalische Untermalung mit ihrer Hochzeitsliedern und einer kurzen Hommage an ihr erstes Erfolgspferd Cassidy zusammenstellen lassen. Sicherlich hoch emotional für sie selbst, aber bei den Richter:innen machte die ruhige Kürmusik bei ihrem internationalen Debüt weniger Eindruck als erwartet. Fehler in den Einerwechseln und der Trabverstärkung (4-6,5) zogen die Note nach unten und so wurde es nicht wie vermutet eine sichere Medaille, sondern „nur“ 88,093 % und Rang fünf in diesem knappen, olympischen Starterfeld.
Victoria Max-Theurer belohnt sich mit Kür-Finale
Österreichs einzige Reiterin in der Musikkür, Victoria Max-Theurer (OÖ), tanzte mit ihrem 15-jährigen Westfalen-Wallach Abegglen FH NRW zu klassischer Musik wie Verdis La Traviata oder Mozarts Don Giovanni. Die Kür: hoher Schwierigkeitsgrad, mit Kombinationen wie starker Galopp auf Pirouetten, Galopp-Piaffe, Piaffe-Pirouetten etc. Viele Lektionen gelangen, in einer Piaffe blieb der Ampere-Sohn leider einmal stehen. Die Achleitner zeigte sich 20 Jahre nach ihrer ersten Olympia-Teilnahme vollends zufrieden mit der Zeit in Versailles:
„Das war genau das erhoffte Dacapo für uns nach dieser erfolgreichen Olympia-Woche mit dem
österreichischen Dressurteam. Ich glaube, es war echt eine schöne Kür!“, strahlte Victoria Max-Theurer nach ihrem Auftritt. Die technischen Fehler störten die 38-jährige Oberösterreicherin wenig. „Ihm ist heute zum ersten Mal aufgefallen, dass in der Ecke dort Leute rumlaufen, die hat er sich dann kurz mal angeschaut. In diese Richtung hatten wir in den letzten Tagen tatsächlich keine Lektionen. Danach war er wieder voll auf mich konzentriert, aber die Noten für die erste Piaffe und den Übergang und so weiter waren natürlich leider ein bisschen beim Teufel. Mit dem Rest bin ich wirklich sehr zufrieden und ich bin einfach sehr, sehr glücklich, dass ich da jetzt im Finale habe reiten können!“
Es sei doch schon eine Zeit her, dass sie gemeinsam diese Kür geritten seien. 81,735 Prozent waren es im Juni 2023 beim internationalen Dressurturnier daheim in Achleiten gewesen, die britische Olympia- Richterin Isobel Wessels war damals auch in der Jury gesessen. Diesmal waren es wieder 81,429 in der künstlerischen Note, durch die teuren Fehler leider nur 69,321 für die Technik: „Am Ende sind wir nicht mehr ganz so in der Musik gewesen, da waren wir ein bisschen zu flott unterwegs. Ich bin jetzt die Kür ein Jahr nicht geritten, weil wir uns jetzt immer sehr auf den Grand Prix Special konzentriert haben, weil der für das Team wichtig ist. Dadurch hat die Routine in den Linien ein bisschen gefehlt. Wir haben zwar versucht, das ausschnittsweise noch zu üben. Vielleicht werden wir das Ende der Kür dann nochmal irgendwann ein bisschen umstellen.“, erzählte Vici Max-Theurer.
Im Interview wurden dann die Augen der Rekord-Staatsmeisterin sogar ein bisschen wässrig: „Paris war die Belohnung nach Tokio, wo ich nicht an den Start gehen konnte (Anm.: Abegglen fiel mit Zahnentzündung aus). Es war überhaupt eine Belohnung für die letzten acht Jahre, denke ich.“
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