EQWO.net-Showguide: Aufregung bei der Apropos Pferd
Pferdeshow – Von Friesenpower in Schwarz, über Westernfeeling und Horsemanship pur bis hin zu klassischer Showkunst und jugendlichem Mut: Die diesjährige Apropos Pferd bot viel Gesprächsstoff – und einen spannenden Generationswechsel an der Spitze des Showprogramms. Doch brachte der neue Wind wirklich frische Ideen? EQWO.net-Showfachmann M.M. hat genau hingesehen und vergibt sein Urteil in EQWO-Schleifen – ehrlich, kritisch und mit Augenzwinkern.
Der Sommer ist leider vorbei. Man merkt es vor allem daran, dass die Reitsportszene wieder in die Messe – und Veranstaltungshallen pilgert, um ihren Vorbildern näher kommen zu können. Aber was wäre eine Messe, oder ein Hallenreitturnier ohne einem Showprogramm um die Gemüter von den sportlichen Leistungen wieder abzukühlen? Wir haben den Sommer natürlich nicht ungenutzt gelassen und uns eingehendst für unsere diesjährigen Aufgaben im Rahmen des Show-Awards hier auf EQWO.net gerüstet.
Die Apropos Pferd – seit 1992
Seit 1992 existiert die „Apropos Pferd“ in Wiener Neustadt bis 2010 im Vorfeld des „Fest der Pferde“ in der Wiener Stadthalle. Ursprünglich im alten kleinen Messegelände gestartet, übersiedelte die Messe 1994 in das neue Messegelände Arena Nova am ehemaligen Stadtrand von Wiener Neustadt. Um die Besucher in großer Anzahl nach Wiener Neustadt zu locken, etablierte sich neben der eigentlichen, großzügig angelegten Verkaufsfläche und dem Internationalen Reit- und Springturnier als drittes Standbein die Familienshow, die zum Teil im Außengelände aber auch in der großen Veranstaltungshalle der Arena Nova gezeigt wurde und somit liegt es nahe, dass auch wir die neue Hallensaison mit der Apropos Pferd beginnen.
Nach dieser langen Zeit gab es auch einen Generationswechsel an der Spitze des Showprogrammes und wurde Edith Kermer-Berger durch ihre Tochter Sarah Luise Kermer in der Verantwortlichkeit abgelöst. Man könnte sich durch diesen Wechsel an der Spitze, nicht nur altersmäßig einen Modernisierungspunkt, sondern auch einen frischen Wind in den Shows erwarten, aber zum Fazit komme ich wie immer am Schluss. Zunächst also zu den vorgestellten Nummern:
„MOMENTS in BLACK“ Friesen Show Team – Moments in Black – oder wie man genauer titeln müsste ein „Skandälchen“, wo keiner war
Seit 1994 existiert die Showgruppe „Moments in Black“ und ist die größte Friesenshowgruppe Österreichs, was mit dem Guinessbook Rekord 2003 mit 64 Pferden untermauert wird. Seit unzähligen Jahren, nahmen die „Moments in Black“ am Showprogramm der „Apropos Pferd“ teil, und waren nicht wegzudenken. So auch dieses Jahr mit einer, für so manche Messebesucher:innen, sehr gewagten Quadrille.
Quadrillen waren und sind das Markenzeichen dieser Showgruppe, die von Barbara Simon geleitet wird. Doch ausgenommen der Vorreiterin Sarah Fritzenwanker, war die Qualität der Reiterinnen heuer nicht wie gewohnt. Das sei vielleicht dem geschuldet, dass zwei neue Pferd Teil der Formation war. Keine Exaktheit oder Synchronität in den gezeigten Figuren, aus einem Kreis wurde eine Ellipse bis zur vollständigen, ungewollten Auflösung, keine gleichen Abstände zwischen den Pferden – Attribute, die es in der Vergangenheit nie so gegeben hatte, zeichneten die Quadrille dieses Jahr in der Arena Nova aus.
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Mehr InformationenDer von einigen Besuchern der Familienmesse herbeigeredete „Skandal“ der freizügigen Bekleidung der Pole-Tänzerinnen konnte von mir nicht ganz verstanden werden, waren doch gerade die hervorragenden akrobatischen Einlagen dieser beiden Damen, zumindest mehr als erwähnenswert und ich habe bei anderen internationalen Shows in ganz Europa sicher noch viel freizügigere Kostüme gesehen. Das „Theatre de Centaure“ aus Frankreich hat jedenfalls in der Stadthalle-Wien vor Jahren, weitaus freizügiger und fast schon pornographisch agiert, da hat es jedoch außer ein paar Räusperer nicht so einen hochgekochten Diskussionsbedarf gegeben.
In der Arena Nova haben sich jedoch einige Fans und auch Verantwortliche mit der Darbietung bei einer Familienshow nicht wohlgefühlt.

Und zum Schluss nur eine Bemerkung, Leuchtbänder auf den Pferden angebracht und eine Garrocha (lange Stande) in der Hand machen aus Friesen noch keine spanischen Hüterpferde, vor allem wenn zwar im Schritt alles funktioniert aber in den anderen Gangarten der Pferde, die Harmonie der gezeigten Nummer komplett auseinanderfällt. Schade eigentlich, denn wie immer sind es wunderschönen Pferde, die hier von den ambitionierten Reiterinnen vorgestellt wurden.
Wir hoffen auf eine Besserung im nächsten Jahr oder vielleicht auch hier einmal einen Generationswechsel wagen, und über den Tellerrand ins Ausland blicken, wo es zum Bespiel mit den „BLACK MOTIONS“ oder der „Ostsee-Quadrille“ (übrigens der aktuelle Weltrekordhalter in der Friesenquadrille mit 132 Friesen) durchaus mustergültigen Ersatz geben würde, wo es sich lohnen würde, diese Gruppen auch in Österreich einmal zu zeigen.
>> Website Moments in Black
WILLI SCHAUBERGER und sein tierisches Quintett
Jeder der ein bisschen im Pferdegeschäft unterwegs ist, egal ob in Österreich oder in Europa, kennt ihn. Ein Urgestein in der Pferdeshowwelt, kaum wegzudenken, aber einer der ganz „Alten“, die noch aus der Generation „Dompteur“ stammt, seine Hunde und seinen Partner Pferd mit kleinen Gesten und Zeichen zu unterhaltsamen Vorführungen bringt. Sympathisch wie er seine 4 Border-Collies ausgebildet hat und wenn auch schon sicher zig Male gesehen, immer wieder passend für Familien in einem Showprogramm gut untergebracht.
Das Einzige, was mich wundert war nur, dass Willy schon im Mai bei der Pferd Wels im Showprogramm aufgetreten ist und dies eigentlich, bis dato, ein absoluter Stilbruch war, dieselben Shownummern in Wels und Wiener Neustadt zu zeigen. Für Willy und seine Fans in Wiener Neustadt hatte dies sicher keine Bedeutung und so wurden alle sehr gut unterhalten.
WILD WILD WEST – Andrea STIEL und ihre Westernfreunde
Rund um die Westernreittrainerin Andrea Stiel hat sich eine launige Westernreitgruppe zusammengefunden, die den Konflikt zwischen der indigenen Bevölkerung und den weißen Einwanderern in Amerika sehr unterhaltsam in die Reitarena zauberte. Lediglich die Plastikstühle um das stilisierte Lagerfeuer störten ein bisschen.
Man merkte zwar, dass es sich bei den Reitern um keine professionellen Quadrillenreiter handelte, was Präzession und Synchronität anlangte, stach diese Truppe die eingangs erwähnten Friesenreiter um Längen heraus. Westernreitlektion gut vorgeführt und ein bisschen etwas zum Schmunzeln, Publikumsherz was wünscht man sich mehr. Noch dazu wo am Ende der Messe, die zwei aufgestellten Indianer-Zelte für den Lichtblickhof versteigert wurden. Absolut perfekt oder besser gesagt „Howdy gut gemacht“.
>> Website Andrea Stiel
PAT PARELLI TEAM ÖSTERREICH
Die 3* Instruktorin Livia Glasner mit ihrer Freundin Nina Gassner zeigten, was Pat Parelli Horsemanship tatsächlich bedeutet. Zunächst noch als Dressur Pas de Deux angelegt, dann ohne Zaumzeug nur mit Halsring geritten und am Ende die Parelli-Freiarbeit gezeigt. Professionell geritten und auch wenn nicht immer jede Lektion auf Anhieb funktionierte am Ende machten Pferd und Reiter einen zufriedenen Eindruck, was das Publikum mit großem Applaus honorierte.
>> Website Pat Parelli Team Österreich
LFS Tullnerbach – NORBERTINUM
Das zweite Skandälchen auf der Apropos Pferd, war die Diskussion über die Pferde der LFS Tullnerbach, welche diesmal, neben ihren vielfältigen Aufgaben im Rahmen des Internationalen Reitturnieres, sich auch im Showprogramm präsentieren wollten. Angeblich musste im Vorfeld ein Pferd aus gesundheitlichen Gründen ausgetauscht werden, was ein jeder Reiter an sich schon kennt, immerhin haben wir es mit lebenden Partnern zu tun und mit keinen Motorrädern, die man mal schnell zum Service bringen kann (und selbst dann gibt es technische Ausfälle).
Was man jedoch bemerkte, war neben der immensen Grundnervosität der Reiter/Innen ein wirkliches Präsentationskonzept der reiterlichen Fähigkeiten der Schüler/Innen. Und auch wenn nicht jedes Pferd lupenrein Taktvoll seine Gangarten zeigte, hätte ich mir mehr Präsenz des reiterlichen Könnens gewünscht, noch dazu wo man die Showproben ohne Weiters in die reiterliche Ausbildung während der Unterrichtszeiten einbauen könnte. Ob es wirklich eine Werbung für die Schule war, muss jeder für sich selbst beantworten, Skandal war es jedenfalls keiner.
>> Website Norbertinum

Hungarian Trickriding Team BABILON
Trickreitgruppen gab und gibt es viele in Europa. Manche Besser und manche eben nicht so gut. Das Hungarian Trickriding Team versucht neben seiner Rasanz, welches das Trickreiten immer wieder bietet, auch stilistische Noten in ihr Programm einzubauen. Was in den meisten Fällen auch gelingt. Leider kamen dann die Bänder, die eine Gasse durch die Halle bilden sollten, in welcher dann die angestammten Trickreitfiguren, standardisiert und etwas emotionslos vorgestellt wurden.
Hier wurde die Zeit leicht vergessen. International und modern wird schon längst nicht mehr in Bändergassen geritten, sondern frei oder im großen Kreis, eine ganze Halle ausnutzend, was natürlich einen hohen Ausbildungsstand der verwendeten Pferde bedeutet. Für meine Begriffe, ließ auch die Musikauswahl und Zusammenstellung nicht unbedingt eine echte Stimmung aufkommen. Professionell, reiterlich gut im Standard – Inovationen oder im Schwierigkeitsgrad hohe Figuren wurden leider nicht gezeigt. Aber unterhaltsam auf jeden Fall.
>> Facebook Hungarian Trickreiding Team BABILON

Moderation Felix Maria Berger
Auch ein junges Urgestein der Apropos Pferd, welcher tatsächlich Jahr für Jahr mit seiner Aufgabe gewachsen und ein perfekter Moderator geworden ist. Aber selbst ein perfekter Moderator kann die Schwächen einzelner Shownummern nur sehr schwer rednerisch überspielen, wobei Felix Maria Berger dies allerdings wirklich gut versucht und glaubhaft zum Publikum bringt. Endlich wieder ein österreichischer Eigenbaumoderator mit hoffentlich weiterhin großen Chancen.
Apropos Pferd – Internationale Show: Das Fazit
Der Generationswechsel wurde zwar an der Spitze vollzogen, allerdings ist alles beim Alten geblieben, und das ist sehr schade, Ich hätte mir von Sarah Luise Kermer erhofft, dass sie eigene Ideen, Choreografien in die Shows bringt und auch hier einen Relaunch in die moderne Zeit der Pferdeshowwelt vollzieht. Dies hat auch nicht immer etwas mit einem Budget zu tun, sondern mit Ideenreichtum und Innovationen und ein bisschen Selbstreflexion und Arbeit. Wir wünschen ihr jedenfalls weiterhin alles Gute und mehr Mut zu neuen Wegen. Wie immer eine Show für die Messebesucher, kurzweilig und sicher eine gute Abwechslung zwischen Einkäufen, Imbissständen und Pferdefachdiskussionen. 90 Minuten zum Hinsetzen und Berieseln lassen und von der Außenwelt abschalten zu können.
Für die Apropos Pferd – Internationale Show gibt es daher 5,8 gut gemeinte EQWO.net Schleifen.

Herzlichst Ihr M.M.
Weiterführende Links:
>> NEU! Der EQWO.net-Showguide
>> EQWO.net Show-Guide: Amadeus Horse Indoors Familien Show
>> EQWO.net Show-Guide: Frankfurter Festhallenturnier 2024 – neuer Stern am Showhimmel
>> EQWO.net-Showguide: Stuttgart German Masters
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>> EQWO.net-Showguide: EQWO.net-Showguide: Equitana Hop Top Show
Dieser Text wurde von M.M. verfasst und ist keine Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.