Equitana – Während der Auftakt-Pressekonferenz zur Equitana 2025 am 6. März platzte die Bombe! Christina Uetz, Mastermind der letzten 13 Equitanas in Essen, erklärte ihren Rücktritt. Ein persönliches Nachwinken von M.M.
Ich muss gestehen, ich war persönlich nicht ganz so überrascht. Hatte es bereits im Vorfeld diverse Anzeichen gegeben und doch war es nun Realität geworden. Für viele Besucher ist Christina UETZ, besser bekannt unter „TINA“, wahrscheinlich eine Unbekannte. Sie liebte es nie wirklich im Vordergrund zu stehen. „Die Pferde sind wichtiger als ich“ ihr stetes Credo.
Ich selbst lernte Christina UETZ im Jahr 2001 kennen. Peter Nidetzky hatte den Plan, eine Art Kooperation zwischen dem „Fest der Pferde“ in Wien und der Equitana Essen einzugehen. Als ich damals dann in ihrem Büro in Düsseldorf anrief, kam es zu einigen Missverständnissen am Telefon. So lag noch bevor wir uns Beide kannten, eine Art Antipathie in der Luft. Trotzdem fuhren Peter und ich nach Essen auf die Equitana zu diesem Termin.
Gespannt wartete ich auf ihr Erscheinen und herein kam eine knapp 1,90m große Frau mit einem Lächeln in ihrem Gesicht. Im Zuge dieses Gespräches wurde klar, warum sie zur Direktorin der Equitana ernannt wurde. Zielsicher, Klug und Praxisorientiert lief dieses Gespräch auf Augenhöhe ab. Meine Antipathie änderte sich in Achtung vor dem Gegenüber. Zur Kooperation kam es zwar nicht, aber die Verbindung blieb bestehen. Sie selbst erwähnte unsere damaligen Telefonate erst Jahre später, in einem freundschaftlichen Gespräch unter vier Augen bei einem Glas Wein in entspannter Atmosphäre.
Christina Uetz: Vom BWL-Studium zur Equitana
Ursprünglich aus Bremen/Norddeutschland stammend, absolvierte sie ein BWL- Studium in Göttingen. Bereits während des Studiums arbeitete sie bei diversen Vermarktungsfirmen im Reitsport mit, um auch Praxisnahes Arbeiten kennenzulernen. Der Plan war nach dem Studium wieder nach Norddeutschland zurückzukehren. Dann wurde sie von einem Freund gefragt, ob sie nicht bei der EQUITANA mitarbeiten wolle, da dort noch jemand für das Showprogramm gesucht
wurde. Dies war im Oktober 1996 und auf ein halbes Jahr gedacht, da ein Umzug ins Rheinland eigentlich nicht in Frage kam.
Nach der erfolgreichen Equitana 1997 trat man an Uetz heran und bot ihr eine Festanstellung im Rahmen der Equitana an. Sie übernahm dann sofort unter Werner Schade die Verantwortung für die gesamte Organisation des Rahmenprogrammes für die Equitana 1999. Originalton: „Was konnte mir besser passieren als nach dem abgeschlossenen BWL-Studium meinen Beruf mit meinem liebsten Hobby verbinden zu können“.
Uetz tritt in Kröbers Fußstapfen
In der Zwischenzeit wurde 1998 das Projekt „Equitana Open Air“ entwickelt. Bis zum schicksalhaften Jahr 1999, als, eine Woche vor dem Start der Equitana, Wolf Körber plötzlich verstarb. Christina Uetz hatte zu diesem Zeitpunkt das „Hop Top Showprogramm“ mit Schade bereits fertig gestaltet und somit konnte trotzdem alles wie geplant über die Bühne gehen.
Zusätzlich wurde sie im Jahr 2000, nach dem Weggang von Werner Schade, zur Projektleiterin und alleinigen Verantwortlichen der Equitana Essen ernannt. All die folgenden Jahre hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Tatsache ist, dass Christina Uetz es mit ihrem Team schaffte, die Equitana zur führenden Weltpferdemesse bis zum Jahr 2019 zu formen. Dazwischen lagen noch die Projekte Equitana Open Air Neuss und etwas später Mannheim, oder die Lizenzvergaben nach Amerika und Australien.
Die Equitana-DNA
Wenn Not an der Frau war, konnte sie aber auch recht direkt und offen auf ihrem Standpunkt bestehen. Aber selbst in diesen Situationen versuchte sie immer auf Augenhöhe zu kommunizieren. Unterschätzen durfte man Tina nie. Sie wusste genau, wie sie sich auch mit der manchmal nötigen Härte durchsetzen konnte.
Ich selbst durfte ja auch ab 2010, nach Beendigung unseres Wiener Stadthallenturnieres, zur Equitana-Family stoßen und für die Equitana tätig sein. Wenn man in die Family aufgenommen war, gehörte man dazu, in guten wie auch in schlechten Zeiten, wie es eben in einer Familie ist. Fallen gelassen hat „TINA“ von sich aus niemanden, ganz im Gegenteil.
„Die Equitana hat eine eigene DNA, ein Herz und eine Seele neben den wirtschaftlichen Interessen eines Konzernes und diesen Spagat musste ich immer wieder schaffen. Das Wichtigste ist für mich die Zufriedenheit aller Beteiligten, Besucher:innen, Akteur:innen, Artist:innen und Arbeiter:innen, nach Ende der Messe, damit sich alle wieder auf die nächste Equitana freuen können.“ Original-Ton Uetz.
Neben ihren vielen Eigenschaften und Talenten – immerhin spricht sie auch noch vier Sprachen – hat Christina Uetz vor allem eines immer bewiesen, nämlich Handschlags-Qualität und Zuverlässigkeit. Wir hatten 2019, als wir gemeinsam den Guinness-Friesenweltrekord in Mannheim auf die Beine stellten, viele Besprechungen mit der Equitana und alles hielt so, wie mit ihr mündlich vereinbart wurde. Eher außergewöhnlich bei so großen Konzernveranstaltungen.
Und so außergewöhnlich waren auch die Hop Top-Shows die Uetz ab 2001 kreierte und
choreographierte. Alle Shows hatten ihre eigene Note, geprägt vom Einfallsreichtum von Christina Uetz und Team, was sich schon in den verschiedensten Namen der Shows wie zB. Fabuloso, Viamondo, Amirando oder eben Volaris manifestierte.
Equitana Wendepunkt & Abschied Christina Uetz
Mit dem Jahr 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie, änderten sich allerdings die Vorzeichen im Messekonzern (siehe Artikel QUO VADIS EQUITANA). Und somit entschloss sich Christina Uetz mit 2025 ihre letzte Equitana HOP TOP Show in Essen zu organisieren, das Rahmenprogramm zu entwerfen und einen Abschied nach 28 Jahren zu zelebrieren.
Und so überraschte es auch nicht, dass das Showteam und alle Akteure für „ihre“ Tina einen fulminanten Abschied inmitten des Showprogramms ausgedacht und eigens für sie choreographiert hatten. Obwohl Tina immer betonte, weinen sei verboten und wer zum Abschied weine, müsse eine komplette Runde zahlen, so flossen während dieses emotionalen Abschieds die Tränen bei dieser starken Frau und sie war erstmals richtig sprachlos.
Für die Rente sei sie noch zu jung, meinte sie und natürlich würde ihr der Abschied schwerfallen. Immerhin hat sie mehr als ein halbes Leben in und für die Equitana verbracht. Aber da sei auch noch ihr Lebenspartner Ralph mit dem sie mehr als 30 Jahre bereits lebe und der immer volles Verständnis für die zeitaufwendige Arbeit für die Equitana aufbringe. Nunmehr gelte es ein bisschen Urlaub zu machen und ihren Hobbys Reiten, Tauchen und Radfahren zu frönen, Freunde in ganz Europa zu besuchen und dann mit vollem Elan eine neue Aufgabe zu übernehmen, was immer sich auch anbieten würde.
Man darf gespannt sein, wo und wie sich Christina Uetz in Zukunft verwirklichen wird, und dafür wünschen wir ihr nur das Beste.
Weiterführende Links:
>> EQWO.net-News: Quo vadis EQUITANA?
>> EQWO.net-News: Equitana: Größte Pferdemesse der Welt startet in Essen
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist keine Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.