Justin Verboomen krönt EM-Debüt mit Kür-Gold
Dressur – Justin Verboomen (BEL) macht die Sensation perfekt und sicherte sich bei der Europameisterschaft in Crozet nach Gold im Grand Prix Special auch Gold in der Musikkür. Beim gemeinsamen Championats-Debüt mit Hannoveraner Zonik Plus gab es trotz einem dicken Patzer 89,964 %. Cathrine Laudrup-Dufour (DEN) muss weiterhin auf ihr erstes Einzel-Gold warten und hängt sich mit Silber die dritte EM-Medaille um, Isabell Werth (GER) holt in gewohnter Manier Bronze.
Eigentlich ist das Ergebnis des EM-Finales auf der Anlage JIVA Hill beinahe langweilig – eben das gleiche wie bereits am Freitag (29.8.) im Grand Prix Special. Wenn nicht die Kür zumeist ihre eigenen Regeln hätte. Und für einen Moment dachten wohl einige, dass an die 88,046 %, die Isabell Werth auf ihrer Wendy zu „Oh Wendy“ ins Viereck brachte, womöglich niemand mehr herankam. Bis dahin hatte nämlich niemand mehr als Frederic Wandres (GER) und Bluetooth mit 81,771 % erhalten. Auch nicht Doppel-Weltmeisterin Charlotte Fry (GBR) auf Glamourdale mit einer neuen Kür mit dem Motto „Flugzeug“. Aber das kraftvolle Reiten und aufwändige Bewegen ist eben nicht mehr State-of-the-art.

Die mühelos wirkende Leichtigkeit von Justin Verboomen und Zonik Plus, oder Cathrine Laudrup-Dufour und Mount St John Freestyle gefiel den Richter:innen besser. Fünf Unparteiische hatten das dänische Duo vorne gesehen, zwei Richter den Newcomer aus Belgien. Doch das Durchschnitts-Ergebnis in Prozent sprach Justin Verboomen den zweiten Europameister-Titel zu. Der konnte es kaum glauben. Hatte er doch einen dicken Patzer zu verbuchen, als Zonik Plus in der Trabtraversale angaloppierte.



Cathrine Dufour fehlen 0,143 % auf erstes Einzel-Gold
Aber auch Cathrine Laudrup-Dufour (DEN) und Mount St John Freestyle waren nicht fehlerfrei geblieben. Die 16-jährige Hannoveraner-Stute war müder als in den Bewerben zuvor und hatte einen Fehler in den Zweierwechseln. Am Ende entschieden unglaubliche 0,143 % Prozentpunkte:„Es war heute so knapp, natürlich bin ich auch etwas enttäuscht. Aber Freestyle ist so ein tolles Pferd, und ich bin glücklich sie reiten zu dürfen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden.“, resümierte Cathrine im Interview.

Die einzige, die annähernd an die drei Medaillenritte heran kam, war Becky Moody (GBR) auf Jagerbomb. Die beiden scorten als bestes britisches Duo 86,982 % und durften sich über den vierten Rang als „Best of the Rest“ freuen. Der fünfplatzierte Frederic Wandres hatte bereits mehr als fünf Prozentpunkte Respektabstand.
Schlussreiterin der Kür und Vierte im Grand Prix Special, Katharina Hemmer (GER), hatte mit den Medaillen nichts mehr mitzureden: „Ich wusste schon im Vorhinein, dass die Kür nicht unsere Sternstunde wird. Wir haben uns in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft auf Grand Prix und Grand Prix Special konzentriert. Denoix war auch recht aufgeregt heute.“ Die beiden platzierten sich bei ihrem ersten Championat mit 78,882 % auf Platz 13.

Neue Ära: Justin Verboomen und Zonik Plus
Beinahe unbedacht tanzten Justin Verboomen und Zonik Plus durch die Europameisterschaft. Und das obwohl der Belgier einen enormen inneren Druck verspürte, wie er im Interview erzählte. Denn persönlich ist der 38-jährige Belgier schüchtern, bescheiden und zurückhaltend. Interviews-Geben ist absolut nicht sein Ding, wie wir Pressemenschen leidvoll erfahren mussten. Zu einem EQWO.net-Interview hat sich Justin Verboomen dennoch überreden lassen:
„Zonik Plus ist mein Once-in-a-lifetime-Horse und ich bin unglaublich glücklich und stolz sein Besitzer und Reiter zu sein. Ich habe immer davon geträumt, aber die anderen Reiter sind so stark, Cathrine, Isabell. Plus ich hatte einen großen Fehler in der Prüfung. Einfach unglaublich!“, erzählte er sichtlich gerührt.

Sein Sportpartner Zonik Plus (Zonik x Hohenstein x Donnerhall) unterscheidet sich wahrlich vom Rest des Feldes. Der erst neunjährige Hengst mit dickem Schweif hat eine hoch angesetzte Halsung, kommt nie zu tief und passagiert wie ein Metronom. Dabei ist er weniger Kategorie „Lampenaustreter“ und der Trakehner im Pedigree lässt sich kaum verleugnen. Die (beim ersten Championat verständlicherweise) aufkommende Spannung zeigt sich noch in den Einerwechseln oder im Maul des Hengstes, das trotz der feinen Verbindung ab und an offen ist.
Für die Championatspferde ist jetzt Pause angesagt. Im Oktober startet die Weltcup-Saison, die im April mit dem Finale in Forth Worth, Texas gipfelt. Es wird spannend welche Reiter:innen sich für die Indoor-Turniere entscheiden, und welche sich ganz auf die Weltmeisterschaft in Aachen konzentrieren werden.
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