Zucht – Ein Start bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde mit dem eigenen Nachwuchspferd ist wohl der Traum vieler Züchter und Reiter. In unserer Alpenrepublik versendet der österreichische Pferdesportverband (OEPS) die Teilnehmerpaare zu dem renommierten Event auf Basis der heimischen Sichtungskriterien. Was wiederum bedeutet, dass Pferde aus Österreich, die bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde für Österreich an den Start gehen, keinen AWÖ-Brand haben müssen. Dieses Reglement sorgte in den sozialen Netzwerken zuletzt für Unmut. Die Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht in Österreich (AWÖ) veröffentlichte nun ein Statement, bei dem sie den Verband kritisiert, nicht in den Entscheidungsprozess miteinbezogen worden zu sein und drohte mit „Nicht-Zustimmung“. Der OEPS wiederum meint, er habe zu der Causa keinerlei Anfrage seitens des AWÖ erhalten.
Die „Causa Horler“
„Eigentlich haben wir gedacht, dass wir mit offenen Armen empfangen werden, als ich beim OEPS angerufen und mich nach den Voraussetzungen zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde erkundigt habe“, schrieb der deutsche Ausbilder und Berufsreiter Sebastian Horler auf Facebook.
Gegenstand des Anrufs war eine fünfjährige AWÖ-Stute aus der österreichischen Sportpferdezucht Angerer. Aufgrund ihrer tollen Entwicklung wollte der Ausbilder die Möglichkeiten für einen Start bei der WM der jungen Dressurpferde abwägen, nachdem eine Vorstellung beim deutschen Bundeschampionat aufgrund des Brandes wegfällt.
Die notwendigen Kriterien, wie eine internationale Platzierung mit 8,0, Teilnahme am Pflichtturnier in Budapest und österreichischen Bezug bei zwei von drei Positionen (Reiter/in; Besitzer/in; Brand), waren für Horler dann schlussendlich die Mühe nicht wert. In Deutschland gäbe es keinerlei Möglichkeit junge Pferde international vorzustellen, dazu kommt Corona und der laut seiner Nachfrage beim OEPS terminlich noch offene Sichtungstermin in Österreich. Sein Unverständnis der österreichischen Vorgehensweise gegenüber, veröffentlichte er schließlich auf Facebook und erhielt von der AWÖ Zuspruch.
AWÖ-Statement via Facebook
Der Vorstand der AWÖ kritisierte aufgrund der „Causa Horler“ in einem Schreiben in den sozialen Netzwerken den OEPS, dass „entgegen des auf der FEI-Seite veröffentlichten Regulatives, wir in die Entscheidungsfindungsprozesse zur Beschickung der Jungpferde-WM nicht eingebunden werden“. Ein Disput mit dem Verband läge ihnen fern, doch sollte es zu keinem Umdenken seitens des Verbandes kommen, würde die AWÖ Nominierungen von Pferden ausländischer Zuchtprovenienz nicht zustimmen.
Eine solche Zustimmung ist jedoch nicht notwendig, laut FEI-Kriterien ist alleine der Nationalverband für die Entsendung notwendig. Der genaue Wortlaut der FEI lautet wie folgt: „Teilnehmer können nur von dem Nationalverband bestimmt werden, aber das Auswahlprozedere sollte in enger Zusammenarbeit mit dem WBFSH Zuchtbuch des jeweiligen Landes entschieden werden.“
Das sagt der OEPS
Der österreichische Pferdesportverband zeigte sich ob der Kritik verwundert, da keinerlei Anfrage oder Kontaktaufnahme von seitens der AWÖ auf offiziellem Wege eingelangt sind. Einer Angleichung bzw. Annäherung der Sichtungsregeln an die der Deutschen, hätte die AWÖ vor einiger Zeit abgelehnt, so der OEPS im Gespräch mit EQWO.net. Festzuhalten sei jedenfalls, es gibt ein Reglement, nach dem entschieden wird.
Für solche Fragen wurde eine Verbindungsposition zwischen Verband und Zucht eingeführt. Aktuell ist der Präsident der Ländlichen Österreich, Paul Kendlbacher, mit als Vertreter der österreichischen Zucht im Präsidium des OEPS.
Aktuelle Regeln zur Entsendung zur WM
Der Österreichische Pferdesportverband versendet Pferd-Reiter-Paare zu der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, die vorher gewisse Sichtungskriterien zu erfüllen haben: Die Pferde müssen dafür im österreichischen Besitz stehen, in Österreich registriert sein, und die Reiterin/der Reiter muss die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Welchen Brand die Pferde haben, ist dabei nicht von Belang. Ob OLD, DSP oder AWÖ, der Zuchtverband spielt in Österreich keine Rolle. Damit wird auch österreichischen Züchtern anderer Brände eine Möglichkeit gegeben ihr Zuchtprodukt für die WM zu qualifizieren.
Alle Kriterien gibt es hier nachzulesen.
Welche Leistungen müssen für die Qualifikation erbracht werden?
Für einen Start bei der WM gibt es seitens der FEI folgende Kriterien: Fünf- und sechsjährige Pferde müssen mind. 75%, siebenjährige Pferde mind. 70% in einer internationalen Dressurpferdeprüfung in der entsprechenden Klasse erreichen.
Der OEPS hat zusätzlich weitere Qualifikationskriterien bestimmt: Fünf- und sechsjährige Pferde müssen bei dem festgelegten Pflichtturnier mit einer Endnote von mindestens 8,0 abschließen, dabei darf keine Grundgangart schlechter als 7,5 bewertet werden. Siebenjährige Pferde benötigen beim Pflichtturnier ein Ergebnis von mind. 68% (Richter bei C), mindestens 8,0 und keine Grundgangart schlechter bewertet als 7,5 (Richter bei E oder B).
Unser Appell zur Zusammenarbeit im Sinne des Erfolgs
Der gemeinsame Hintergrund aller Parteien ist mit Sicherheit der sportliche & züchterische Erfolg Österreichs bzw. österreichischer Reiter:innen und Pferde. Wir wünschen uns daher Schluss mit dem Gegeneinander und Her mit einem offenen Miteinander, bei dem Gespräche geführt werden, Kommunikation stattfindet und die österreichischen Pferdemenschen zusammenstehen.
Weiterführende Links:
>> Sichtungskriterien OEPS
>> OEPS
>> Pferdezucht Austria
>> Kriterien FEI
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist keine Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.