JC – Heute ist unser erster “Healthy Wednesday”, weshalb ich mit Teil eins der EQWO Health Kolumne zu Gesundheitsverhalten im Pferdesport loslegen möchte:
Wie der Name schon sagt, befasst sich das Gesundheitsverhalten ganz grundlegend damit, sich gesund zu verhalten. Dies beinhaltet verschiedene Faktoren, auf die ich nun genauer eingehen werde.
Das kann ich mittlerweile recht gut weil ich die letzten Monate damit zugebracht habe, unzählige Studien, Fachartikel und Bücher über das Gesundheitsverhalten zu verschlingen. Also im übertragenen Sinn, alles andere wäre hier mehr als unpassend, weil unheimlich ungesund.
Na, jedenfalls befähigt mich meine ausgiebige Literaturrecherche, die ich im Zuge meines Masterstudiums anstellen musste, meiner Meinung nach nun dazu, diese EQWO Health Kolumne über Gesundheitsverhalten im Pferdesport in die Tasten zu hauen.
Das ganze „Gelese“ und „Studiere“ soll nämlich nicht umsonst (also nur für die Masterarbeit) gewesen sein und ihr sollt jetzt auch etwas davon haben.
Teil eins meiner Kolumne beschäftigt sich jetzt mit den Modellen, die es bereits zum Gesundheitsverhalten gibt. Dazu stelle ich einen kleinen Exkurs an. Exkurs deshalb, weil vor mir einfach noch niemand auf die – möglicherweise hirnrissige – Idee gekommen ist, hunderte Pferdesportler zu ihrem Gesundheitsverhalten zu befragen, tausende von Zahlen dann in ein Statistikprogramm zu klopfen und abertausende von Kombinationen miteinander in Verbindung zu setzen (wenn ich´s so zusammenfasse ist mir mein Vorhaben auch schleierhaft, aber was solls..)
Die unvermeidliche Theorie
Eine erste Unterscheidung zwischen den Modellen zum Gesundheitsverhalten trafen Norman, Abraham und Connor bereits 2000, als die Wissenschaftler kontinuierliche Prädikitionsmodelle von dynamischen Stadienmodellen unterschieden. Dies bedeutet genauer, dass es zwei grobe Einteilungen gibt, um zu erklären, woher gesundes Verhalten eigentlich rührt und wie es umgesetzt wird.
Kontinuierliche Prädiktionsmodelle – die Steine des Anstosses
Zu den kontinuierlichen Prädiktionsmodellen zählen unter anderem das Health Belief Modell (Becker & Rosenstock, 1966), die sozial-kognitive Theorie (Bandura, 1977), das Modell geplanten Handelns (Ajzen & Fishbein, 1975) und die Theorie der Schutzmotivation (Rogers, 1983). All diese Erklärungsmodelle haben eines gemeinsam: Sie führen gesundes Verhalten immer auf einen bestimmten Grund (Achtung Eselsbrücke – einen Prädiktor) zurück.
So beschreibt beispielsweise das Health Belief Modell, dass der “Glaube an die eigene Gesundheit” unter anderem von der eigenen “Verletzlichkeit” abhängt (Schwarzer, 1992).
Auch die Stärke, in welcher sich eine Person von ungesundem Verhalten in der individuellen Gesundheit bedroht fühlt und ob sie über wirksame Gegenmaßnahmen verfügt, spielt eine wichtige Rolle (Schwarzer, 1992).
Wie sehr eine Person an sich und ihre eigenen Fähigkeiten, gesund zu leben, glaubt, ist in der sozial-kognitiven Theorie (Bandura, 1977) entscheidend.
Die eigene Einstellung und auch subjektive Normen beeinflussen Menschen laut dem Modell des geplanten Verhaltens wiederum am meisten (Ajzen & Fishbein, 1975). Wie der rational anmutende Name des Modells schon sagt, ist es wichtig, inwiefern jemand daran glaubt, dass eine Situation kontrollierbar ist. “Ist es mir möglich, gesund zu leben?”, wäre hier die korrekte Frage.
“Wenn ich nicht gesund lebe werde ich früher sterben”, ist die Aussage, welche die Theorie der Schutzmotivation am besten beschreibt. Demnach geht es in diesem Modell nämlich darum, sich selbst vor Gesundheitsrisiken zu schützen. Je höher die Bedrohung der Gesundheit ist, desto höher wird die Motivation für gesundes Verhalten ausfallen (Renneberg & Hammelstein, 2006).
Dynamische Stadienmodelle – Die Stufen zum (gesunden) Erfolg
Dynamische Stadienmodelle beschreiben wie der Name schon sagt, verschiedene Stadien von gesundem Verhalten. Sowohl im Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung (Prochaska & Diclemente, 1983), als auch im sozial-kognitiven Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Schwarzer, 1992) geht es nämlich darum, mehrere Stufen zu erklimmen, um am Ende gesundes Verhalten zu erreichen.
Angefangen von der Sorglosigkeits-Phase, in der man ungesund lebt, beispielsweise viel raucht, übergewichtig ist und vermehrt zum Alkohol greift bis über die erste Phase des Bewusstwerdens und hin zur langfristigen Verhaltensänderung müssen alle Stufen einzeln genommen werden (Brinkmann, 2004).
Ähnlich verhält es sich mit dem sozial-kognitiven Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Schwarzer, 1989), in dem aber zudem vorausgesetzt wird, dass die Menschen nicht an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln, die Selbstwirksamkeit also eine tragende Rolle spielt (Schwarzer, 1989).
Nun folgt der wichtigste Teil der ersten EQWO Health Kolumne. Schon während meiner Uni-Zeit habe ich diese sogenannten “Take-Home-Messages” besonders geliebt. In aller Kürze wird hier nämlich erfahrungsgemäß erklärt, womit vorher gefühlte 17 Vorlesungsstunden gefüllt werden mussten.
Aaaaaalso, aufgepasst..
Die Take-Home-Message
Tief in unserem Inneren wollen wir gesund sein, weil…
…wir das Gefühl haben, dann stärker zu sein, weniger angreifbar, robuster (viele Faktoren lassen uns an die Wichtigkeit der Gesundheit glauben –> Health Belief Modell nach Becker & Rosenstock, 1966)
…wir auch so alt werden wollen wie Oma, die dank täglicher Bewegung an der frischen Luft unfassbare 105 Lebensjahre überlebte (der Plan und das Ergebnis –> Sozial-kognitive Theorie nach Bandura, 1977)
…es in unserer Gesellschaft zum guten Ton gehört, regelmäßig Fitness zu machen, über “Dickmacher” Bescheid zu wissen und als sportlich zu gelten (soziale Normen beeinflussen uns –> Modell des geplanten Verhaltens nach Ajzen & Fishbein, 1975)
…wir Angst haben zu erkranken, wenn wir weiterhin so viel rauchen und ungesund essen, uns wenig bewegen und zudem noch regelmäßig verkatert aufwachen (Angst vor Krankheit motiviert uns–> Theorie der Schutzmotivation nach Renneberg & Hammelstein, 2006)
Wir machen uns also auf den Weg, gesund zu leben. Eine kleine Darstellung soll die theoretischen Überlegungen, die hinter dem langen Weg zum gesunden Verhalten stecken noch verdeutlichen.
Anmerkung der Redaktion (klingt immer so professionell): In meinem Leben wurde ich nie fürs Zeichnen, sondern hauptsächlich fürs Schreiben bezahlt – was sich, wie man unschwer erkennen kann, auch auf meine künstlerische Ausbildung ausgewirkt hat.
Na jedenfalls bleibt nach diesem irre langatmig anmutenden Teil die Frage offen, wie es mit diesem ominösen Gesundheitsverhalten im Pferdesport nun eigentlich aussieht?
Bei aller Neugier, ich als Autorin dieses Blogs (Bloggerin würde noch cooler klingen, bin ich aber nach Teil eins glaube ich noch nicht) werde doch nicht so unüberlegt handeln und die Spannung wegnehmen, in dem ich bereits im ersten Teil zu viel verrate. (Bitte lest weiter, ich will Bloggerin werden!)
Aber eines soll gesagt sein: Es gibt – im Gegensatz zu manch anderer Studie, die ich während meiner Uni-Zeit durcharbeiten musste – konkrete Ergebnisse zu berichten (YES!). Also wirklich gehaltvolle Infos, welche Pferdesportler sich besonders gesund verhalten, wer vermehrt zu ungesundem Essen greift, wie viele Raucher freiwillig an einer Studie zu Gesundheitsverhalten mitgemacht haben und wie zufrieden Pferdesportler mit ihrem gesunden oder eben weniger gesunden Verhalten (verrat ich noch nicht) überhaupt sind. All diese Infos gibt es, versprochen – aber eben noch nicht jetzt 😉
Teil zwei kommt dann nächste Woche, an unserem „Healthy Wednesday“. Dann will ich euch nämlich erzählen, was es über Gesundheitsverhalten im Pferdesport noch so zu wissen gibt und wer und wie viele Pferdesportler bei meiner Studie mitgemacht haben (keine Angst an alle, die jetzt denken ich verrate hier Namen und Telefonnummern)
Literatur
Ajzen & Fischbein. (1975). Belief, attitude, intention, and behavior: An introduction to theory and research. Reading, MA: Addison-Wesley
Brinkmann, R. (2004) Angewandte Gesundheitspsychologie. Hallbergmoos: Person Deutschland GmbH
Norman, P., Abraham, C. & Connor, M. (Eds). (2000). Understanding and changing health behavior: From health beliefs to self-regulation. Amsterdam: Harwood
Renneberg, B. & Hammelstein, P. (2006) Gesundheitspsychologie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag
Schwarzer, R. (2004) Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Göttingen: Hogrefe
Schwarzer, R. (1989). Überlegungen zu einer sozial-kognitiven Theorie des Gesundheitsverhaltens. In D. Rüdiger, W. Nöldner, D. Haug & E. Klopp (Hg.), Gesundheitspsychologie- Konzepte und empirische Beiträge (S. 21-30). Regensburg: Roderer
Bandura, A. (1977). Self-Efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. Psychological Review, 84, 191-215
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