Springreiten | RMB – Ein herber Schlag für den jüngsten Erfolgsreiter in Österreichs Springsport mit bitteren Konsequenzen für den persönlichen Werdegang eines jungen Medaillenträgers. Felix Koller’s Westfalen Wallach Captain Future (Cristallo x Piano II)wurde beim CSIO5* in St. Gallen (Schweiz) positiv auf die verbotene Substanz Diisopropylamin getestet. Dies veröffentlichte die FEI gestern in ihrer neuesten Liste der suspendierten Reiter und Pferde und leider ist hier auch der österreichische Silbermedaillist der Young Rider Europameisterschaften 2018 (Fointainbleau) mit dabei. Laut dieser Liste gilt aktuell eine Sperre bis Oktober 2019. Das FEI Tribunal hat jedoch noch nicht getagt und dies wird abzuwarten sein.
Was ist Diisopropylamin?
Diisopropylamin ist eine verbotene Substanz, die stark leistungssteigernd wirkt, indem sie u.a. zu einer besseren Durchblutung, lockererer Muskulatur und geringere Übersäuerung führt. Es kann sowohl gespritzt werden als auch in Zusatzfuttermitteln vorkommen. Die Substanz wird innerhalb von 48 h abgebaut und ist dann nicht mehr nachweisbar.
Die Fütterungsfalle B15 – Vom Vitamin, das keines ist!
Die Substanz Diisopropylamin ist manchmal Bestandteil von Produkten, die als Pangamsäure oder „Vitamin B15“ bezeichnet werden. Wobei es sich nicht um ein Vitamin im klassischen Sinn handelt, sondern vielmehr ist es ein Zwischenprodukt bei der körpereigenen Verwertung von Cholin. Dieses Vitamin B15 kommt in gängigen Zusatzfuttermitteln vor, das vor allem auch Hobbyreiter ihren Pferden mit bestem Gewissen verabreichen. Eine Recherche von EQWO.net ergab, dass aktuell einige dieser Zusatzfuttermittel am Markt sind, bei denen sogar der Beisatz: „Enthält keine verbotenen Substanzen seitens der FEI.“ angemerkt ist. So wird von unterschiedlichen Firmen zB die Pangamsäure „ehemals bekannt als Vitamin B15“ und die Unbedenklichkeit extra angegeben. (Die Produkte, die wir hier ursprünglich recherchiert und genannt hatten, mussten wir aus dem Beitrag löschen, da uns seitens der Futtermittelindustrie rechtsanwaltlich gedroht wurde.)
Der Fluch der Zusatzfuttermittel
Bei Felix Koller dürfte es nach aktuellem (und noch unbestätigtem Stand) wohl als Vitamin B15 angegeben in einem Zusatzfuttermittel enthalten gewesen sein, das extra für den Wettkampf entwickelt und wohl deshalb auch von zumindest zwei Tierärzten als unbedenklich bewertet wurde. Denn, wenn Felix Koller das Futter und Zusatzfutter abgeklärt hat, warum sahen dann sowohl die Tierärzte in Mühlen als auch der für das österreichische Nation Cup Team tätige Teamtierarzt beim CSIO5* in St. Gallen (Schweiz) darin keine Gefahr?
Wie viel Apotheker muss ein Reiter sein?
Dass Sportpferde „Sportler“ sind und ebenso wie ihre menschlichen Pendants einen ausgeklügelten Ernährungs- und Trainingsplan brauchen, steht außer Diskussion. Ebenso, dass jeder Reiter dafür verantwortlich ist, was in sein Pferd ‚hineinkommt‘. Andererseits verlässt man sich meist auf Tierärzte, dass diese wissen, was sie verabreichen. Wenn in diesem Fall also stimmt, dass nicht eigenmächtig gehandelt wurde und zwei Tierärzte der Meinung waren, dass das als Vitamin B15 beschriebene Zusatzfuttermittel kein Problem darstellen würde – stellen sich viele Fragen:
> Muss der Reiter alle Substanzen in Zusatzfuttermitteln selbständig erkennen können?
> Wen muss die Konsequenz der FEI treffen im Falle, dass der Reiter Zusatzfuttermittel mit dem Tierarzt abgeklärt hat?
> Müssen nur die Reiter Konsequenzen spüren?
> Sollten nicht auch die Tierärzte gesperrt werden?
Denn in beiden Fällen kommt es einem Berufsverbot gleich.
> Wie viel leistungssteigernde Stoffe braucht dieser Sport?
Sperre über 1 Jahr droht
Felix Koller ist nach dem positiven Dopingtest aktuell gesperrt, bis das FEI Tribunal zu einer Entscheidung kommt. Danach droht ihm eine Sperre von ca 1 Jahr oder mehr – ein tiefer Karriereeinschnitt für den jungen Oberösterreicher, der aktuell als Bereiter bei Paul Schockemöhle in Mühlen (Deutschland) lebt und arbeitet.
Kollers Sperre hat Konsequenzen für das österreichische EM-Team
Die Sperre von Felix Koller bedeutet nun, dass der EM-Start für den Oberösterreicher gestrichen ist. Als Nachrücker ist davon wohl sein Coach und Mentor, Roland Englbrecht, am meisten betroffen. Er sollte mit dem zwar sprunggewaltigen, jedoch erst neun Jahre jungen, tschechisch gezogenen Schimmelhengst Mevisto’s Corwinni als Ersatzreiter zur Springreit-EM nach Rotterdam reisen. Nun müsste er des Teams wegen anstatt im Rahmenprogramm mitzureiten, auf jeden Fall in die schweren Parcours. Ein Unterfangen, das aufgrund der aktuellen Teambesetzung aus Reitersicht wohl überlegt sein sollte. Reitet er, zeugt er von Teamspirit, gibt aber gleichzeitig seinem Pferd nicht die notwendige Zeit sich in schweren Parcours ohne Druck zu entwickeln. Reitet er nicht, tut er seinem Pferd Gutes, aber das österr. Team wird noch aussichtsloser als es nach der Sperre Felix Kollers ohnehin schon ist. Am Ende bleibt eine Europameisterschaft 2019 mit schwierigem Start.
Weiterführende Links:
> Link zu den Listen der suspendierten Reiter und Pferde (Stand 16.8.2019)
> Liste der FEI Suspendierungen mit 16.8.2019
> Liste der suspendierten Pferde
Bisherige Artikel zur EM in Rotterdam 2019
13.8.2019 > Vici Max-Theurer verzichtet auf EM-Start, Karo Valenta rückt nach
6.8.2019 > EM-Team hat EM-Medaillen und Olympia-Qualifikation im Visier
31.07.2019 > Das ist unser österreichisches Team bei der EM in Rotterdam
FEI Europameisterschaften Rotterdam 2019
18. – 25. August 2019
Web: www.rotterdam2019.com
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