JC – Heute dreht sich in unserer EQWO Health Kolumne alles um den gesunden Geist, der nur in einem gesunden Körper leben kann. Das hat nämlich schon der römische Dichter Juvenal (60-127 n. Chr.) feststellen müssen. Einleuchtend, denn nur wer mit sich im Reinen ist, wird Höchstleistungen erbringen können.
Zahlreiche Spitzensportler trainieren heute unter diesem Motto und auch im Pferdesport gelten die gleichen Gesetze (obwohl Pferdesportler von sich gerne behaupten etwas “anders” zu sein).
Dass wir uns neben unserer eigenen Verfassung, die wir ja willentlich beeinflussen können, auch auf die unserer tierischen Sportpartner einlassen müssen, macht uns tatsächlich etwas anders. Denn in welcher anderen Sportart geht es darum, sich mit einem Lebewesen auseinander zu setzen, mit dem man mögliche Differenzen oder verschiedene Sichtweisen NICHT einfach verbal ausdiskutieren kann?
Das gelingt im Fußball (mal mit mehr und mal mit weniger Niveau), wie auch im Tennis (auch hier haut man sich im besten Fall die Schläger nicht gegenseitig um die Ohren), im Rudern und anderen (Team)Sportarten sicherlich einfacher als im Pferdesport weil die sprachliche Verständigung manches Missverständnis schnell aus dem Weg räumen kann.
Auch Pferdeflüsterer müssen sich selbst hören können
Wir im Pferdesport müssen andere Kommunikationswege finden, um uns einander anzunähern. Denn nichts ist fataler als eine schlechte Verbindung zu dem Lebewesen, das uns durch Dressuraufgaben, unwegsames Gelände oder über hohe Hindernisse tragen soll.
Nähern können wir uns der friedlichen und reibungslosen Zusammenarbeit mit den edlen Lebewesen nur, wenn wir selbst rein sind (wiederum im übertragenen Sinn, denn wer einmal mit Pferden zu tun hatte, kennt das allgemeine Verständnis von “Reinheit”).
Den Fokus daher erstmal auf den Menschen und dessen interne Konfliktfreiheit (körperlich wie geistig) zu legen, gilt im Pferdesport als absolut neuer Ansatz, dem ich im Zuge meiner Studie sehr detailliert behandelt habe. Wenn man bedenkt, wie viel (Fach)Literatur über Pferdehaltung, den individuellen Trainingsaufbau von Pferden, artgerechte Fütterung, Pferdekrankheiten, Ausrüstung und dergleichen existiert, dann sollte man meinen, dass auch dem mindestens genauso wichtigen Sportpartner Mensch gleich viel Beachtung geschenkt wird. Falsch gedacht, reiterspezifische Literatur sucht man nämlich (meist) vergebens. Aber einige wenige gibt es doch, die sich der psychischen und physischen Verfassung des reitenden Menschen widmen…
Buchtipps – Wieder ein Exkurs
Einem meiner Lieblingsautoren, dem französischen Springreiter Michel Robert ist es beispielsweise gelungen, zwei Werke über die psychische und physische Vorbereitung des (Spring-) Reiters auf die tägliche Arbeit mit dem Pferd, aber auch auf die Wettkampfsituation zu verfassen.
“Geheimnisse und Methoden eines großen Meisters” aber auch das “Tagebuch eines Champions” sollte man als Reiter unbedingt gelesen haben. Die Leidenschaft des Autors bekommt man in seinen Werken mit, was zu einem wahrlichen Lesevergnügen (und ich zähle mich nicht zu den sonderlich ambitionierten Leseratten) führt. Ein ähnliches Gefühl bekommt man auch bei der Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiterin Antje Heimsoeth, die mit ihrem Buch “Mentaltraining für Reiter” wiederum auf die mentale Stärkung der Reiter abzielt. Darüber, dass das Pferd als Spiegel fungiert, schrieb Andreas Mamerow, der sein täglich Brot (und das seiner Sportpartner) als Pferdezüchter und Turnierreiter verdient.
Und mit dieser Spiegelmetapher kommen wir wieder auf die Wichtigkeit der eigenen Befindlichkeit – sowohl körperlich als auch geistig – zurück.
Körperliche Betätigung beginnt im Stall
Nicht erst wenn wir auf unsere Pferde aufsteigen, beginnt die Bewegung, die man als Pferdesportler ausübt. Nein, schon früh morgens, wenn die Pferde ausgemistet, gefüttert, eingestreut werden betätigen wir Reiter uns aktiv. Während dem Turnier schleppen wir Wasserkübel, bauen beim Training Hindernisse auf und ab, satteln unsere Pferde oder führen sie auf die Weide und zurück. Als Pferdesportler bewegen wir uns überdurchschnittlich viel, auch abseits unserer „Sportgeräte“, nur ist es uns nicht bewusst.
„Bewusst-Sein“ ist auch gleich das richtige Stichwort. Nur, wer sich bewusst ist und in weiterer Folge zusätzlich zur körperlichen Betätigung bewusst isst, der wird sich langanhaltend gesund verhalten. Wer schon die Zeit nicht findet, neben dem Reiten einem Ausdauer- und Kraftprogramm nachzugehen (was nicht nur bei Berufs-, sondern auch bei berufstätigen Freizeitreitern verständlich ist), der sollte zumindest damit anfangen, sich die Stallarbeit bewusster zu machen.
Also lieber mal die Kübel selbst tragen, diese Arbeit nicht dem Stallburschen überlassen, gemeinsam anpacken, sich einmal mehr bücken, um die Gamaschen des Pferdes anzulegen und den Besen einmal öfter schwingen, als einem lieb sein mag.
Damit ist es natürlich nicht getan und wenn man sich einmal diverse Dokus über (Freizeit!!) Sportler angesehen hat, die neben einem Full-Time-Job auf einen Triathlon oder Iron Man Bewerb trainieren, der wird schnell merken, dass immer noch mehr möglich ist…
Mehr dazu gibt es nächste Woche wieder am “Healthy Wednesday”!
Literatur
Heimsoeth, A. (2015) Mentaltraining für Reiter. Stuttgart: Müller Rüschlikon
Robert, M. (2010) Tagebuch eines Champions. Deutschland: FN Verlag
Robert, M. (2011) Geheimnisse und Methoden eines grossen Meisters. Chaleins: Ridercom Editions