EQWO.net Gastblog fit 4 riding® – In unserer heutigen EQWO Experten Folge fit 4 riding geht es um das Thema “Fußfehler”. Nach einer kurzen Einführung, gibt es einen Überblick über die häufigsten Fußfehler gefolgt von speziellen Übungen zur korrekten Haltung.
Fußfehler
Für eine stabile Beinlage benötigen wir ein langes Bein und bewegliche Gelenke. Jede Fehlhaltung hat auch Auswirkungen auf die Beckenmobilität. Viele Fehler rühren von irreführenden Anweisungen im Schulbetrieb her. Beispielsweise wird solange „Fersen tief“ gesagt, bis das Bein nur noch überstreckt gehalten werden kann. Viele ReiterInnen versuchen krampfhaft den Steigbügel zu halten, wobei der ja nur eine Stütze für das federnde Bein sein soll.
Wir zeigen euch die häufigsten Fehler und ihre Ursachen.
1. Fußspitzen auf Steigbügel
Eigentlich sollte der Zehenballen auf dem Steigbügel liegen, also die breiteste Stelle auf der Sohle. Von dort ausgehend komme ich beim Leichttraben leichter in die Hüftstreckung. Über die Zehenspitzen funktioniert die Hebel- und Kraftübertragung nicht optimal und führt zu Blockaden und zu schneller Ermüdung.
Übungen: Mit den Zehenballen auf eine Stufe stellen, gleichmäßig belasten und langsam auf- und abwippen. (Siehe auch EQWO Health “Fitness für Reiter” vom 25.4.2017). Sehr zu empfehlen sind auch „Wackelplatten“ um den Stützapparat um das Sprunggelenk zu stärken.
2. Ferse zu hoch
Hundertmal heißt es „Fersen tief“ und doch gelingt es nicht. Vielleicht ist der Steigbügel zu lang und ihr könnt ihn nur so „retten“? Es können aber auch der Wadenmuskel oder das ganze Bein stark verkürzt sein. Oder ihr versucht das Pferd so aktiver zu treiben, weil ihr mit der Wade nicht durchkommt. Jedenfalls wird alles unruhig, die Knie werden auch hochgezogen und das Becken kippt nach vorne.
Übungen: Wade und Hüft- bzw. Lendenmuskel dehnen (Siehe auch EQWO Health “Fitness für Reiter” vom 25.4.2017). Sprunggelenk mobilisieren und dadurch das Bein entkrampfen.
3. Ferse zu tief
Bei manchen Trainern gilt das Motto „je tiefer desto besser“, ohne Rücksicht auf Bewegungszusammenhänge. Endgradige Positionen führen aber zu Verkrampfungen und schränken die Beweglichkeit ein. Heißt: Nur aus einer richtigen Mittelposition können wir korrekt mitschwingen und abfedern. Ursachen können auch zu kurze Steigbügel sein, mangelndes Gleichgewicht, zu fester Zügelhalt, Stuhlsitz, falsche Beckenposition…
Übungen: Sprunggelenk mobilisieren, „Zehenballenwippen“ und Hüft-/Lendenbeuger dehnen. (Siehe auch EQWO Health “Fitness für Reiter” vom 25.4.2017).
4. Sprunggelenk verkantet
Der Zehenballen wird nicht gleichmäßig belastet und der Reiter stützt sich auf der Außenkante der Stützfläche auf. Abgesehen davon, dass dies für das Sprunggelenk auf Dauer nicht gesund ist, kann ich so weder eine optimale Kraftübertragung (vor allem beim Leichtreiten), noch ein Abfedern (notwendig beim Aussitzen) erreichen.
Ursachen können reitunabhängige Fehlstellungen sein, auch falsch eingehängte „asymmetrische Steigbügel“ oder der krampfhafte Versuch, die Zehen zum Pferd zu drehen…
Übungen: Einwärtsdrehungen des Oberschenkels aus der Hüfte (und nicht aus dem Sprung- oder Kniegelenk). Sprunggelenk ohne Steigbügel mobilisieren. Zehenballen gleichmäßig belasten und auf einer Stufe und dann auf dem Steigbügel wippen.
5. Steigbügel zu weit hinten
Gerade Anfänger tun sich schwer, die richtige Position im Steigbügel zu finden, dadurch wird er der Einfachheit halber beim Stiefelabsatz „eingeparkt“. So wird der Fuß aber auch fixiert und ein Federn ist nicht möglich. Das passiert oft in Kombination mit „Ferse zu tief“ und/oder „Zehenspitzen zu tief“.
Übungen: Sprunggelenk ohne Steigbügel mobilisieren. Zehenballen gleichmäßig belasten und auf einer Stufe und dann auf dem Steigbügel wippen. Hintere Beinmuskulatur kräftigen. Steigbügellänge kontrollieren!
6. Ausgedrehter Fuß
Die Zehenspitzen sind nach außen gedreht, dabei dreht das Knie automatisch mit. Die hintere Wade liegt am Pferd anstatt der inneren seitlichen Wadenmuskulatur. Die Ursachen sind vielfältig: Angespannte Adduktoren, schwache hintere Beinmuskulatur, Koordinationsprobleme, klopfendes Treiben, lange Reiterbeine auf zu kleinem, schmalen Pferd….
Übungen: Alle Beinübungen, die wir schon in den vorherigen Themenfeldern bearbeitet haben: Oberschenkel Innenseite dehnen, Außenseite und Gesäßmuskulatur kräftigen, Einwärtsdrehung der Beine aus der Hüfte.
7. Korrekte Fußposition
Die korrekte Position ist kein Schönheitskriterium, sondern garantiert ein effizientes und energiesparendes Mitschwingen, Abfedern und Treiben. Das Bein ist aus der Hüfte zum Pferd einwärts gedreht, so kommt das Knie natürlich an den Sattel. Die Zehenspitzen dürften leicht nach außen zeigen, der Zehenballen liegt gleichmäßig auf dem Steigbügel Die Ferse ist etwas tiefer und das Sprunggelenk kann mit der Auf- und Ab-Bewegung mitgehen.
FAZIT
Fußfehler haben vielseitige Ursachen. Leider fehlt oft das Wissen über die physiologischen Zusammenhänge. Oft hört man aber auch von den ReitschülerInnen: „Ich bin das so gewohnt / Ich habe es so gelernt“. Das alleine sollte aber kein Grund sein nicht daran zu arbeiten, um effizienter zu werden. Generell solltet ihr darauf achten, dass das Sprunggelenk beweglich ist und die Zehenballen gleichmäßig auf dem Steigbügel eine leichte Stütze finden. Überprüft eure Steigbügellänge und lasst euch von einem erfahrenen Trainer helfen!
Wichtig!! Sicherheit geht immer vor!!
Keine der Bewegungen soll schmerzhaft sein. Bei Unsicherheit haltet Rücksprache mit Eurem Arzt!
Bei den Übungen am Pferd sollte dieses von Euch selbst oder einer anderen Person gesichert werden!
Das fit 4 riding® Team stellt sich vor
Mag. Lukas Ornauer
Der Jurist ist hauptberuflich als staatlich geprüfter Reittrainer und Instruktor Haltungsprävention sowie Kraft tätig und bietet seit Jahren auch Kurse und Seminare zum funktionellen Bewegungstraining für Reitsportler an. Selbst aktiver Turnierreiter bis zur Klasse S, ist ihm das Verständnis für die Zusammenhänge von Bewegungsabläufen beim Pferd UND Reiter ein besonderes Anliegen. Er ist auch der Gründer von „fit 4 riding®“ – funktionelles Training für Reitsportler.
Mag.a Larissa Wimmer
Die Sportwissenschafterin, Instruktorin Haltungsprävention und Allgemeine Körperausbildung, Reit- und Voltigierinstruktorin sowie aktive Turnierreiterin lässt ihr Wissen in der Praxis der Unterrichtserteilung einfließen und beschäftigt sich seit Jahren mit den funktionellen Bewegungszusammenhängen im Pferdesport. Dabei profitiert sie von ihren Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft und Leistungsdiagnostik. Instruktorin bei Kieser Training Wien.
Christina Ilow
Sportphysiotherapeutin, FDM Therapeutin IC
Die begeisterte Dressurreiterin betreut seit Jahren ReiterInnen und VoltigiererInnen nach Verletzungen oder bei orthopädischen Beschwerden. Gemeinsam mit Larissa Wimmer und Lukas Ornauer begleitet sie anschließend das therapeutische Aufbautraining von Reitsportlern.
Dieser Text wurde von fit 4 riding® für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.