2014 gab es insoferne eine mittlere Sensation in der Traberzucht, da Europa-Champion Love You (v. Coktail Jet) in seiner Heimat Frankreich nicht Deckhengste-Champion wurde, sondern der mittlerweile 21-jährige Ganymède (v. Buvetier d’Aunou). Tatsache ist aber, dass Love You, diesmal knapp geschlagen Zweiter in Frankreich, das schwedische Championat 2014 beherrscht hat wie nie zuvor und seine Nachkommen faktisch doppelt so viel gewannen wie der nachfolgende Hengst (!) und er zudem Champion in Finnland, Deutschland und Österreich wurde.
Wie auch immer, Love You ist nach wie vor ein hochgefragter Hengst (auch in den USA wurde mit ihm gedeckt!), er selbst wird in absehbarer Zeit auch als Stutenvater den Spitzenplatz seines Vaters Coktail Jet einnehmen.
Wirft man einen Blick auf das französische Championat der Étalons, so wird aber gleich klar, dass die nahe Zukunft nur einem Hengst gehören kann, nämlich Ready Cash. Der gewinnreichste aller Franzosentraber aus der Vaterlinie des großen Amerikaners Star’s Pride stieg als „neuer” Hengst in die Top-10 ein und platzierte sich mit nur drei Jahrgängen (davon ein zweijähriger) auf Rang 5 (hinter Ganymede, Love You, Coktail Jet und Jag de Bellouet bzw. vor Goetmals Wood, Orlando Vici, Niky, Prodigious sowie Look de Star.
Der Hype um die ersten Jahrgänge von Ready Cash ist dementsprechend groß, zumal diese für französische Verhältnisse wie eine Bombe eingeschlagen haben, vor allem wenn es um die Jahrgangsspitze geht. Sein erster Jahrgang („A”) kam 2010 auf die Welt, war 85 Fohlen groß, daraus resultierten Spitzentraber wie Axelle Darc, Avila oder Atlas de Joudes. Sein zweiter – ebenfalls 85 Jungtraber – umfasst den augenblicklichen Primus des Jahrgangs, den nach 10 Starts ungeschlagenen Bold Eagle neben ebenfalls herausragenden wie Bird Parker oder Brillantissime, die ebenfalls schon als Stallions angeboten werden. Der „C”-Jahrgang sah 82 Ready-Cash-Nachkommen, der folgende, heuer zweijährige, wieder 85. Vom 2014 geborenen Jahrgang sind bislang 73 Nachkommen bekannt.
Bold Eagle, um den es aber hier vorrangig gehen soll, wurde jedenfalls kürzlich von schwedischen Medien als „französisches Monster” bezeichnet, womit aber wohl weniger sein (wie auch bei anderen Ready Cashs auffälliges) eher schmächtiges Exterieur gemeint sein kann, sondern wohl eher seine Blutlinien, die man schon heuer für eine kolportierte Decktaxe von 12.000 Euro für seine Stute haben kann.
Es gibt ein paar schöne Dinge am Pedigree von Bold Eagle. Er weist einen Überschuss an US-Blut auf (53% zu 47%), hat mit Love You den dominierenden Stallion der letzten Jahre als Muttervater, vor allem aber einen sehr schönen 4×3-Blutzusammenschluss auf den für die französische Traberzucht so immens wichtigen Amerikaner Workaholic. Federico Tesio hätte es nicht besser machen können, so sehen wohl französische Stallions von heute und morgen aus…
Wäre da nicht die Mutterlinie. Es ist jene der französischen Stute Reveuse, in den 1910er-Jahren geboren, eine Tochter einer Galopperstute. Man musste sich dann allerdings einige Jahrzehnte gedulden, um den ersten wirklich großen Erfolg dieser Mutterlinie finden zu können, der hatte es allerdings in sich. Es war dies die 1983 geborene Reine du Corta (v. Ura), eine wahre Königin des französischen Satteltrabens, Siegerin in allen wichtigen Monte-Prüfungen inklusive dem Cornulier (1990). Reine du Corta blieb in der Zucht selbst wirkungslos, ihre Enkelin Troika du Corta (v. Love You) wurde ein gutes Rennpferd.
Dann dauerte es wieder bis in die Jetztzeit, bis ein weiterer Traber aus dieser Mutterlinie groß einschlug. Es war dies der 2005 geborene Wallach Risque Tout (v. Giant Cat), der trotz seiner Gewinnsumme von fast einer Million Euro etwas im „R-Jahrhundert-Jahrgang” unterging. Es folgten dann schon die beschriebenen Brillantissime sowie Bold Eagle, alle genannten Traber treffen sich bei der 1977 geborenen Legende du Corta (v. Quioco), der Mutter von Reine du Corta.
Nun, eine Mutterlinie, die in 100 Jahren gerade einmal vier Spitzentraber hervorbringt, soll die Heimat zweier Deckhengste von morgen sein? Auch das wird die Zukunft der immerwährend spannenden Traberzucht weisen.
Quelle: www.trabrennzucht.at