Heute war die Katze sprichwörtlich aus dem Sack und das traf die Mehrheit wohl ganz unerwartet. Alpenspan Teamreiter Dieter Köfler hat sich entschieden von seinem Amt im österreichischen Springreferat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten. EQUESTRIAN WORLDWIDE traf den Spitzenreiter beim Casino Grand Prix von Linz zum Interview, wo der Kärntner über seine langen Abwägungen erzählte, die ihn zu diesem Schritt gedrängt haben.
Einige Punkte nannte er als Gründe, wobei eine Unabgestimmtheit schließlich zur Entscheidung führte: „Zum Start vom neuen Springreferat gab es sehr gutes Meeting und einen ganz klaren Fahrplan in Richtung CSIO Linz. Um die Form der KaderreiterInnen beurteilen zu können, bekamen alle via Mail die Aufforderung sich zumindest zwei 3- und 4-Stern-Turniere für internationale Freilandstarts auszusuchen. Ich war dann ja selbst bei internationalen Turnieren unterwegs. Bei der Pressekonferenz zum CSIO Linz, welche Ende März in Wien stattfand, wurde von Hugo Simon bekannt gegeben, dass die ersten Turniere in Linz als Sichtung für das CSIO herangezogen werden. Danach hat bei mir natürlich das Telefon Sturm geläutet. Ich wurde von vielen gefragt warum das jetzt so entschlossen wurden ist, obwohl sie via Mail einen anderen Fahrplan bekommen haben. Das Unangenehme für mich war in dieser Situation, dass ich ja selbst keine Ahnung hatte, weil ich ebenfalls unterwegs war.
Diese Situation hat mich dann zum Nachdenken gebracht. Ich muss viel Zeit investieren um dieser Aufgabe gerecht zu werden und in dem Fall dann auch um mit den Anrufern zurecht zu kommen. Wenn in diesem Fall Hugo eine Entscheidung fällt ist das gut so, weil er sich etwas dabei gedacht hat und wir haben ihn im Gremium, weil er viel Erfahrung hat und noch dazu alle vor ihm Respekt haben. Doch die Situation war für mich schwierig, denn ich war in diesem Fall nicht informiert und wurde dennoch von den Leuten kontaktiert. Klar muss einer das Heft in die Hand nehmen, aber andererseits hätte ich mir eine gemeinsame Absprache erwartet. In diesem Fall wusste ich nicht, was ich sagen soll, weil ich ja in diese Entscheidungsfindung nicht integriert wurde. Darunter leidet meine Performance. Ich bin selbst aktiver Springreiter, ich bin auf Turnieren, ich habe Sponsoren, denen ich Rechenschaft über meine Leistungen schuldig bin und ich habe einen Betrieb zu Hause und eine Familie. Wenn ich jedoch meinem Sponsor am Montag nach dem Turnier Rechenschaft ablegen muss, wie ich war und gleichzeitig keinen Kopf und keine Zeit für meine Reiterei habe, dann tue ich mir da irrsinnig schwer. Doch das Reiten ist vorwiegend mein Job.
Was mich zusätzlich zu dem Rücktritt bewegt hat, ist meine eigene reiterliche Karriere, die in Diskrepanz mit meinen Aufgaben im Referat steht und darunter fällt die Aufstellung für Turniere. Wenn ich nicht so gut bin, dass ich klar als erster oder zweiter Reiter genannt werde, sondern als dritter, vierter oder gar fünfter Reiter – wie mache ich das dann? Soll ich zu den anderen sagen ‚Du reitest nicht, aber ich schon.‘ Das mache ich genau zwei Mal und dann habe ich alle gegen mich. Mir war von Beginn an bewusst, dass es schwierig wird aktiv zu reiten und im Springreferat eine Funktion zu haben. Doch jetzt musste ich gleich beim ersten Mal akzeptieren, dass es zu viel Probleme ergibt und zu viel Stress, den ich mir eigentlich gar nicht antun will. Weil er mir und meinem Beruf schadet, weil ich abgelenkt und belastet bin. Außerdem glaube ich, dass wir nicht so viele Reiter haben, die aktuell Pferde für CSIOs und Championate in Frage kommen. Zum erweiterten Kreis gehöre ich aber auch dazu und das Reiten ist wie gesagt mein Beruf, den ich ausüben soll und auch unbedingt will.
Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich denke, dass es besser jetzt ist, als später, wenn alles schon losgeht. Ich wollte helfen, aber das ist so nicht möglich. Es kommen zu viele Komponenten zusammen, die unstimmig sind und Stress machen. Am Ende bleibt meine Reiterei übrig, die mein Job ist und da kann ich mir das nicht leisten.“
Reaktion von Hugo Simon
„Das ist schade“, meinte Hugo Simon sichtlich bestürzt als EQUESTRIAN WORLDWIDE ihn auf den Rücktritt von Dieter Köfler ansprach. „Dieter ist unsere Kontaktperson für die KaderreiterInnen. Mit ihm können alle reden und telefonieren und er ist unser Bindeglied. Ich kann diese Aufgabe nicht übernehmen und deshalb bin ich auch ein Berater und kein Referent. Ich kann meine Erfahrung weitergeben und technisch beraten, mehr kann ich aus Deutschland nicht machen. Ich habe mich bereit erklärt als Dank für all das was Österreich mir gegeben hat, dem Land und dem Sport auch etwas in Form meiner Beratung zurückzugeben. Eine der Anforderungen an mich ist, dass ich die beste Mannschaft zum CSIO schicken muss. Dafür muss ich sie aber sehen. Die 3- und 4*-Turniere waren für all jene als Vorbereitung gedacht, die gerne nach Aachen gehen würden. Hier ist eine Sichtung für das CSIO und darüber hat Franz Kager alle informiert. Wir müssen eine Linie hineinbekommen und die ReiterInnen nehmen, die hier gut reiten. Manche Pferde springen hier gut, manche nicht. Manche springen das Wasser verlässlich, manche nicht. All das muss ich sehen. Deshalb bin ich drei Wochen hier. Denn am Ende soll ich die beste Mannschaft zum CSIO schicken. Deshalb die Sichtung. Jeder muss sie reiten, sonst ist er nicht im Team, denn ich will jedem Reiter dieselbe Chance geben. Für das CHIO Aachen werden die besten 10 aufgestellt und wenn einer von ihnen ausfällt, rückt der Elfte nach, etc. Das halte ich für eine korrekte Geschichte. Schade, dass Dieter nicht mehr zur Verfügung steht, aber ich verstehe auch seine Zwickmühle als Reiter.“
Zur Vorgeschichte
Nach dem Ausscheiden von Thomas Istinger als Springreferent wurde erst im Jänner dieses Jahres das neue OEPS Springreferat bekanntgegeben. Das fünfköpfige Gremium bestehend aus Hugo Simon, Anton Martin Bauer, Dieter Köfler, Peter Seeburger und Franz Kager wollte alle Entscheidungen gemeinsam treffen. Hugo Simon erklärte sich bereit seine langjährigen Erfahrungen und Kontakte zur Verfügung zu stellen, Anton Martin Bauer blieb in seinem Amt als erfolgreicher Nachwuchs-Chef im Springreferat, Dieter Köfler war als aktiver Springreiter der Ansprechpartner für alle KaderreiterInnen, Peter Seeburger übernahm als langjähriger Förderer des Pferdesports und Familienmitglied erfolgreicher ReiterInnen die PR-Aufgaben und Generalsekretär und Sportdirektor Franz Kager stellte sich für die Aufgabe des Springreferatssprechers zur Verfügung. Auch die ersten Ziele waren klar definiert: beim CSIO in Linz im Nationenpreis die besten Pferd-Reiter-Paarungen an den Start zu bringen und auch die Arbeit an einem Fahrplan in Richtung Nationenpreis-Finale in Barcelona wurde genannt. Als Saisonhöhepunkt wurde ganz klar die FEI Europameisterschaft in Aachen bekannt gegeben.
Das Gespräch führte Ruth M. Büchlmann | EQUESTRIAN WORLDWIDE | www.eqwo.net