Weniger Pferde als in den vergangenen Jahren waren heuer sowohl bei den Junghengsten als auch bei der AWÖ Hengstkörung gemeldet. Nur 15 Dreijährige und ein vierjähriger Hengst durchliefen die Musterung der AWÖ Hengstkommission, um sich um eine Zulassung zur Hengstleistungsprüfung zu bewerben.
Schon die Pflastermusterung zeigte ein erfreuliches Bild – das Gros der Junghengste konnte mit solidem Fundament und guter Gangkorrektheit aufwarten. Auch in den Bewegungskriterien und dem Freispringen in der Halle konnten sie punkten, so dass am Ende 13 Youngsters zur HLP zugelassen wurden.
Vier Empfehlungen
Vier davon konnten sogar ein besondere Empfehlung und damit eine Förderung für die Leistungsprüfung erringen. So etwa gleich die Kopfnummer 1 – Dark Sensation von Diarado (Z. u. B.: Fritz Leitner, Ebensee). Der lackschwarze und für sein Alter schon sehr kompakte und rumpfige Junghengst zeigte ansprechende Bewegungsmechanik und lief in der Springgasse zur Höchstform auf. Ganz flink, mit bester Koordination löste er jede Aufgabe und ließ bei ausgezeichneter Technik ein großes Vermögen erkennen. Kein Wunder – war doch schon seine Mutter, die StPrSt Kalinka, unter Heinz-Jörg Wächter bis in die schwere Klasse im Springsport erfolgreich.
Ganz entspannt und mit bestem Interieur ausgestattet präsentierte sich ein weiterer potentieller Springcrack. Der sehr typvolle, schon gut entwickelte Schimmel Cordolensky von Corlensky G (Z.: Johann Rainer, Maria Alm/B.: ZG Hans & Jakob Rainer, Maria Alm) konnte schon mit einem guten Schritt und Galopp überzeugen und zeigte im Freispringen beste Bascule und große Möglichkeiten.
Sehr selbstbewusst zeigte sich der sehr harmonische und ganz moderne braune Champ of Class G von Cornet’s Prinz (Z. u. B.: Franz & Maria Gutschy, Aibl). Damit stehen heuer zwei Enkel des großen Cornet Obolensky auf der Liste der empfohlenen Junghengste. Dieser Hengst konnte sowohl mit ausgezeichneten Grundgangarten mit deutlicher Bergauftendenz aufwarten, als auch mit schier unbegrenzten Höhenflügen über den Stangen.
Als ausgezeichneter Bewegungshengst stellte sich der im mittleren Rahmen stehende, edle braune Diamond Hit-Sohn Diplomat N (Z. u. B.: Magdalena Nagl, Tumetsham) dem Publikum vor. Sein taktreiner, fleißiger, immer durch den Körper gehender Schritt, der ausdrucksstarke, mit viel Schulterfreiheit und bester Übersetzung ausgestattete Trab und der energisch bergauf gesprungene Galopp waren eine Augenweide. Selbst in der Springgasse zeigte er sich geschickt und vorsichtig.
Vier gekörte Hengste
Das Körlot war heuer im Gegensatz zu den Vorjahren stark zusammengeschmolzen – durchaus systembedingt, wie AWÖ-Geschäftsführer Dr. Erasimus erklärte. Muss doch jeder Hengst, der in Österreich zur Körung antritt, bereits einen Leistungsnachweis über Leistungsprüfung oder Eigenleistung im Sport erbringen. Von sechs genannten Hengsten stellten sich schließlich vier der Kommission.
Zwei in Deutschland gezogene Althengste, die ihre Leistungsbereitschaft und ihr Können im Dressursport bewiesen hatten, bewarben sich nun auch um den Zuchteinsatz. Der 18-jährige Trakehner-Schimmel Lamborgini von Elitehengst Hyllos (B.: Catherine Michelfeit, Laxenburg) zeigte sich trotz seines Alters sehr korrekt und überzeugte durch typgeprägte Noblesse und Ausstrahlung ebenso wie durch seine überragende Eingenleistung mit mehreren Grand Prix-Siegen.
Ebenfalls beeindrucken konnte der neunjährige dunkelbraune Fabuolo von Doppelweltmeister Florencio I (B.: Dr. Ursula Pilz, Wr. Neustadt). Der Oldenburger stellte sich als Bewegungspferd der Sonderklasse heraus und wurde in allen drei Grundgangarten mit 8,5 beurteilt. Daneben konnte der kalibrige, gut geschlossene Hengst mit einem Interieur aufwarten, das sowohl Reiter als auch Züchter beeindrucken muss.
Nur zwei Junghengste traten diesmal vor die Kommission. Zuerst der HLP Sieger von Stadl-Paura 2014, der fünfjährige fuchsfarbene Curricolo-Sohn Cäsar (Z. u. B.: Stefan Ehammer,Hopfgarten), der mit drei guten Grundgangarten ausgestattet ist. Auch in der Springgasse ließ er sein Talent erkennen, obwohl hier sicher noch einiges möglich gewesen wäre. Mit Wertnote 7,63 wurde er für Österreich gekört und erhielt die Schärpe des Reservesiegers.
Der Sieg ging bereits zum vierten Mal in Folge nach Kärnten – wieder wurde er von einem aussichtsreichen Pferd aus deutscher Zucht errungen, das Mag. Ägyd Pengg aus Pörtschach nach Österreich geholt hat. Don Rouge Royal, ein fünfjähriger Dunkelfuchs mit sehr klassischem Pedigree über Don Frederico und Rotspon konnte sowohl mit exzellentem Exterieur als auch mit weit überdurchschnittlichem Schritt und Galopp aufwarten. Ein wenig überraschend war auch seine hervorragende Leistung über den Sprüngen, die er mit guter Bascule und großer Höhe perfekt meisterte. Die Endnote für den Hannoveraner betrug 8,04 und damit bekam er die rot-weiß-rote Schärpe des Körungssiegers um den Hals gelegt.
Hengstschau
Sehr gut besucht und mit Interesse verfolgt wurde heuer die große Hengstschau, die wieder im Nachmittagsprogramm platziert war. Sicher ein Gewinn waren die deutschen Gäste der Deckstation Mailham und des bayerischen Haupt- und Landesgestüts Schwaiganger, die der Einladung der AWÖ nach Stadl-Paura gefolgt waren.
So wurden schließlich neun deutsche und zwölf in Österreich aufgestellte Vererber (u.a. Contez, Del Magico, Peron M, Bartlgut’s Harvard, Bartlgut’s Fürst Theodor und Bartlgut’s Navarro) an der Hand, unter dem Dressursattel und über dem Sprung gezeigt. Sehr sympathisch und informativ moderiert von Landesstallmeister Dr. Eberhard Senckenberg und Ing. Walter Werni konnte man sich einen guten Überblick über das Hengstangebot verschaffen und den einen oder anderen Favoriten für die eigene Stute auswählen. Drei Glückliche durften sich bei der anschließenden Verlosung über Decksprünge der vorgestellten Hengste freuen.
Quelle: pferdezucht-austria.at