„Landwirte werden schockgefrostet!“
Veraltete Gesetze gefährden die Existenz von 18 Betrieben und 100 Arbeitsplätze
„Die geplanten Ausgleichsflächen treiben uns Landwirte in den Ruin!“, so Alexander Ramcke, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der Kulturlandschaft Rissen- Sülldorf zu Beginn der Pressekonferenz, zu der die Interessensgemeinschaft namhafte Vertreter aus Sport und Landwirtschaft geladen hatte.“Mit diesem Bebauungplan, der von Grund auf verfehlt ist, wird die Landwirtschaft in der Feldmark schockgefrostet“ und : „Sind die Landschaftsplaner in der Behörde die besseren Landwirte? Der Bebauungsplan gefährdet mit den geplanten Ausgleichsflächen in der Stadt Hamburg nicht nur die Existenzen von 18 landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch mehr als 100 Arbeitsplätze und cirka 20 Ausbildungsplätze! Hinzu kommen Lohnarbeiter und eine ganze Klein-Industrie, die an den Sülldorfer Betrieben hängt: Landhandel, Tierärzte, Hufschmiede, Reitlehrer, Bereiter, Reiterläden ….!“
Ramcke beklagte sich in diesem Zusammenhang auch das „stark NABU-beeinflusste Handeln der Behörden: „Bauern sind Staatsfeind Nummer 1! Dabei sind es doch auch wir Landwirte, die mit unserer Landwirtschaftspflege dafür sorgen, dass bedrohte Tierarten erhalten bleiben!“
Peter Nissen vom Bauernverband Pinneberg unterstützte Ramckes Argumentation: „Die geplanten Ausgleichsmassnahmen passen nicht mit der Landwirtschaft zusammen, sie packen die Bauern in ein Korsett, das sie ersticken wird!“
Und Heinz Behrmann, Präsident des Hamburger Bauernverbandes, fügte hinzu: „Diesem Vorhaben fehlt die Fachlichkeit in jeder Hinsicht. Übertriebener Arten- und Biotop-Schutz ist existenzgefährdend!“ Die Gesetze für Flächenausgleich müssten umgehend geändert werden: “ Sie rotten die Landwirte sonst systhematisch aus! Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Landwirte mehr! Dennoch wir brauchen sie auch zur Produktion von Lebensmitteln! Es kann nicht angehen, dass beispielsweise die Deckelung der A 7 auf Kosten der Landwirte geht! Aber niemand traut sich etwas zu ändern, weil sich keiner mit den Naturschützern anlegen will!“
Peter Lüschow, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, ging noch weiter: „Hätte man die Gesetze zu Ausgleichsflächenmassnahmen schon 1950 umgesetzt, gäbe es heute in der ganzen Repubilk keine Landwirte mehr!“ Bald würde es nur noch Dörfer ohne Bauern geben: „Immer mehr Vorgaben bedrohen die Existenzen der Landwirte! Da verlässt die Lebenden der Mut!“ Aus diesem Grund müssten die Gesetze geändert werden. „Das ist alles realitätsfremd und bar jeder Vernunft!“
Franz- Peter Bockholt, Präsident des Landesverbandes der Reit- und Fahrverbände Hamburg, unterstrich die Bedeutung der Haltung von mehr als 700 Pferden in Sülldorf/Rissen: “ Was für eine Katastrophe, wenn die hier angesiedelten Reitställe mit den vielen Schulpferden verschwinden würden: Eltern freuen sich und sind dankbar, wenn sie ihre Kinder von der Strasse haben und im Reitstall wissen! Sie lernen dort Verantwortung zu tragen! Das will man ihnen nun nehmen?“
Zum Thema Nachwuchsförderung betonte Janne-Frederike Meyer, Mannschaftsweltermeisterin im Springen und mehrfache Deutsche und Europa- Meisterin: „Spitzensport entsteht immer aus dem Breitensport! Auch ich habe mit einem Pony angefangen! Der Pferdesport ist ein echtes Kulturgut und muss Kindern und Jugendlichen erhalten und zugänglich bleiben!“
Dennoch sei hier noch reichlich Aufklärungsarbeit zu tun, was auch Jan Lüneburg, Vorsitzender des Holsteiner Verbandes, forderte: „Es ist vollkommen falsch, dass der Reitsport immer noch als Elitesport dargestellt wird – 80 Prozent aller Pferdehalter verfügen durchschnittlich über ein Monatseinkommen von 1800.- Euro. Solche Leute sparen beim Urlaub, damit sie ihre Tierarztrechnungen zahlen können“. Ausserdem sei der Pferdesport als Industrie in Hamburg und Schleswig-Holstein nicht mehr weg zu denken: „Es geht um mehrere Hundertmillionen Euro jährlich, das ist mehr als die Summe, die in der hier ansässigen Werftindustrie umgesetzt wird!“
Weiter sei die Pferdehaltung in Sülldorf für viele Landwirte zum zweiten Standbein geworden, weil sie sonst nicht weiter hätten existieren können. Lüneburg: „Wir müssen Kompromisse finden, auch mit den Naturschützern; dabei ist es wichtig, immer an die Zukunft zu denken: Schon heute gibt es in einer Grossstadt wie Hamburg Kinder, die keine Tiere kennen – die Höfe in Sülldorf müssen erhalten bleiben! Und alle reden immer vom Tierschutz, auch bei der Pferdehaltung! Wie sollen Pferde artgerecht gehalten werden, wenn sie nicht mehr auf Weiden gestellt werden können, oder Boxen nicht nach modernen Massstäben vergrössert werden? Die Planer sollten flexibler werden und gleichzeitig müssen auch wir Landwirte mehr Aufklärungsarbeit leisten!“
Dem pflichtete auch Uwe Szcezsny, CDU, bei: „Die Gesetze müssen geändert werden! “ Es bestehe ein dringender Handlungsbedarf und : „Man muss auch im Stadtzentrum Ausgleichsflächen suchen, dort fehlt es an Grün“.
Quelle: Pressemitteilung