JS | Dressur – Am Samstag, 11.02.2017, gewann der im Burgenland beheimatete Dressurreiter Peter Gmoser mit dem 14-jährigen Westfalenhengst Ehrengold MJ den Grand Prix bei einem nationalen Dressurturnier in Ebreichsdorf (Niederösterreich). Was folgte, waren keine Gratulationen sondern ein Social Media Shitstorm und persönliches Bashing gegen Peter Gmoser auf diversen Internetseiten. Der Auslöser? Ein Facebook Posting der im Grand Prix zweitplatzierten Reiterin aus Deutschland. In diesem bezichtigte sie Peter Gmoser der Anwendung von „stark an Tierquälerei grenzenden Trainingsmethoden auf dem Abreiteplatz“ und stellte damit nicht nur ihn, sondern auch die anwesenden Richter und Stewards sowie letztendlich den Dressursport in Österreich an den Pranger. Doch was steckt hinter diesen Vorwürfen? EQWO.net hat nachgefragt.
Was ist geschehen?
Peter Gmoser brachte im Rahmen vom CDN-A* CDN-B Ebreichsdorf von 9. bis 12. Februar 2017 unter anderem den im Besitz von Marianne Jerich stehenden Ehrengold MJ an den Start. Am Samstag gewann das Duo den Grand Prix mit einer Wertnote von 68,033 %. Bei der Gebisskontrolle nach der Prüfung biss Ehrengold MJ sich auf die Zungenspitze und blutete folglich aus dem Maul.
Nachdem es in der österreichischen Turnierordnung (ÖTO) keine Bestimmung gibt, was getan werden muss, wenn das Pferd sich NACH der Prüfung auf die Zunge beißt, wurde der Vorfall vom Steward gemeldet und Peter Gmoser vorläufig disqualifiziert. Nach dem Ende der Prüfung gab es eine Besprechung am Richterturm. Die Disqualifikation wurde aufgehoben und Gmoser zum Sieger des Grand Prix erklärt. Sowohl am Freitag als auch am Sonntag hat Peter seine Starts mit Ehrengold von sich aus zurück gezogen.
Die Reiterin, die das Posting zu diesem Thema veröffentlicht hat, wurde auf diesem Turnier ihrerseits selbst vom Steward verwarnt.
Stellungnahme von Peter Gmoser
„Ich kenne Ehrengold MJ schon sehr lange. Er war schon immer ein Pferd, dass viel Zeit braucht. Er wurde von einem unserer Lehrlinge angeritten. Ich selbst habe ihn als Fünfjährigen bis zur Sichtung zur Jungpferde WM auf Trense geritten. Danach wechselte er häufiger die Reiter. Er war in den Niederlanden bei Nars Gottmer und Adelinde Cornelissen, danach in Österreich bei Heimo Kendlbacher und zuletzt dann bei Matthias Bouten (Deutschland). Ende 2016 trat Marianne Jerich an mich heran und bat mich, ihn zu übernehmen. Er galt und gilt nach wie vor als schwieriges Pferd und hat Probleme mit seiner Anlehnung. Ich habe nach reiflicher Überlegung zugestimmt, es mit ihm zu versuchen. Das Wintertraining sind wir sehr ruhig angegangen und es hat wirklich gut geklappt. Wie er sich am Turnier und in einer Prüfung verhalten würde, blieb aber abzuwarten.
Den ersten Start in dieser Saison haben wir Ende Januar ebenfalls im Magna Racino absolviert. Dort wurde er von Tag zu Tag besser und wir hatten keinerlei Probleme mit dem Maul oder Gebiss. Am Sonntag konnten wir sogar den Grand Prix Special gewinnen. Alles ohne Probleme. Er hat sich auch zwischen dem ersten und dem zweiten Turnier super gemacht. Wir fuhren also in positiver Stimmung wieder los in Richtung Ebreichsdorf. Am Anreisetag war alles super, am ersten Bewerbstag (Freitag) fing Ehrengold dann an, seine Zunge aus dem Maul zu strecken.
In dem oben bereits erwähnten Facebook Posting behauptete die Dame aus Deutschland, ich sei ständig abgestiegen und hätte den Nasenriemen „immer enger und enger geschnallt, obwohl das Pferd bereits die violettblaue Zunge aus dem Maul streckt, die Augen aufreißt und laut röchelt.“ Ich bin auch abgestiegen und habe den Nasenriemen geöffnet, aber aus einem ganz anderen Grund: Ich war zu diesem Zeitpunkt alleine am Turnier, weil Belinda (Anm.: Peters Lebensgefährtin) auf einem Kurs in Deutschland war. Daher bin ich selbst abgestiegen um den Nasenriemen zu öffnen und Ehrengolds Zunge wieder unters Gebiss zu legen. Nachdem er die Zunge immer wieder nach draußen streckte, entschloss ich mich, meinen geplanten Start in der Intermediaire II am Freitag abzusagen.
Am Samstag fand der Grand Prix am späten Abend statt. Ich war frohen Mutes und motiviert für die Prüfung mit Ehrengold. Auch hier stieg ich einige Male ab, um den Nasenriemen zu öffnen. Doch auch hier hat er weder geröchelt, noch eine blaue Zunge gehabt. Das stimmt ganz einfach nicht. Es waren dauernd ein Steward und Richter am Abreiteplatz, die alles beobachtet haben. Die Zunge blieb an diesem Tag wo sie sein sollte und ich ritt den Grand Prix. Vor dem Einreiten kontrollierte der Steward das Maul sogar noch und von dem Ritt selbst gibt es ein Video, auf dem kein Blut zu sehen ist. Nach dem Bewerb ritt ich wieder Richtung Abreiteplatz, wo das Maul und Gebiss von Ehrengold erneut kontrolliert wurden. Dabei biss er sich auf die Zunge und hat wenig überraschend deswegen geblutet. Es gibt auf nationalen Events eigentlich nur sehr selten solche Kontrollen, aber ich hatte ja auch nichts zu befürchten, da vor und während der Prüfung alles in Ordnung war und er sich schlicht und ergreifend danach auf die Zunge biss. So wie es uns als Menschen genauso manchmal passiert. Der Steward meldete, dass Ehrengold blutet und ich wurde vorübergehend disqualifiziert. Mein Ergebnis wurde gestrichen, keiner wusste jedoch so recht, wie man mit der Situation umgehen soll. Wenn er im Bewerb geblutet hätte, wäre es klar gewesen: es wäre sofort abgeläutet worden und wir wären raus gewesen. Ich habe dann darum gebeten, dass man sich ansieht, was das Reglement vorschreibt. Es gab nach der Prüfung eine Besprechung am Richterturm mit dem Chefrichter und die Disqualifikation wurde aufgehoben.
Am Sonntag wäre dann der Grand Prix Special am Programm gestanden. Ich bin schon davor zum Steward gegangen, und habe ihn gebeten, das Maul von Ehrengold ständig zu kontrollieren. Ich ritt wirklich alle fünf Minuten bei ihm vorbei um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Allerdings fing Ehrengold wieder mit der Zunge an und ich entschied mich gegen einen Start.
Belinda wurde nach dem Turnier von einer bekannten deutschen Dressurreiterin angerufen, die ihr erzählte, dass die Zweitplatzierte vom Grand Prix das viel besagte Posting über mich verfasst hat. Warum sie mich nicht persönlich angesprochen hat und dies im Internet austragen muss, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Sie selbst wurde ja vom Steward verwarnt, da sie sich beim Abreiten nicht korrekt verhielt. Das hat auch niemand in irgendwelchen Postings breit getreten.
Ich frage mich nun: wie soll man auf so etwas reagieren? Wie kann ich mich wehren? Kein einziges Medium, dass über mich berichtet hat, wollte meine Meinung dazu hören. Ich habe mir während dem Turnier nichts zu Schulden kommen lassen, habe mit dem Steward zusammengearbeitet und ihn sogar darum gebeten, mich und mein Pferd zu kontrollieren. Dass die Zunge manchmal rauskommt, hat mit Ehrengolds Anlehnungsproblem zu tun. Ich habe dem Pferd nichts getan.
Nachdem der Shitstorm am Montag begann, sahen sich zwei Tierärzte – Dr. Britta Steininger und Dr. Xaver Sterrer – Ehrengold an und alles war gut. Momentan stellt sich mir wirklich die Frage, wie es weitergeht. Soll ich in Zukunft keine schwierigen Pferde mehr nehmen? Sollten professionelle Reiter sich das generell überlegen? Was würde dann mit ihnen passieren? Ich bin ratlos.“
Rückendeckung für Peter Gmoser
Dass es doch noch Menschen gibt, die sich abseits von Facebook & Co eine Meinung bilden können, zeigt das Beispiel von Dr. Joachim Erdmann. Der renommierte Tierarzt und Züchter aus Kärnten war als Zuseher in Ebreichsdorf, um seine Pferde zu beobachten und sah auch die Ritte und Vorbereitung von Peter Gmoser. Nachdem er Wind von dem Shitstorm gegen Peter bekam, rief er ihn an und erklärte sich dazu bereit, ein Gutachten abzugeben. Gegenüber EQWO.net äußerte er sich wie folgt.
Statement von Dr. Joachim Erdmann
„Ich war als Pferdebesitzer und Trainer am Turnier im Magna Racino. Ich bin kein Kunde von Peter und er ist auch kein Kunde von mir. Mein Pferd lief im selben Bewerb. Ich stand in der Abreithalle während Peter und auch viele andere Reiter gearbeitet haben. Ich habe 100 prozentig nichts gesehen, das nur annähernd grenzwertig gewesen wäre, ich war selbst die ganze Zeit über dort. Von Tierquälerei war absolut nichts zu sehen, das Pferd hat nicht einmal richtig geschwitzt oder ein sehr scharfes Gebiss gehabt, es war weit entfernt von jeglicher Quälerei oder Brutalität, er hat dem Pferd nicht einmal richtig Druck gemacht.
Es ist halt mal so, dass ein Pferd mal zu kauen anfängt, Peter hat versucht ihn locker zu bekommen. Dass sich ein Pferd auf die Zunge beisst, kann passieren. Der Verband sollte da schützend die Hand über die Reiter halten, dafür gibt es Regelungen, dazu ist der Steward da. Ich habe gesehen, wie Peter selbst zwei Mal vom Pferd aus den Steward zu sich geholt und gefragt hat ob das geht. Peter traf die Entscheidung nicht anzutreten, nicht der Steward. Ich war selbst dabei.
Ich saß an diesem Wochenende einmal auf einem Nebentisch, als Peter Gmoser mit Herrn Max-Theurer über Gebisse sprach und sich Gedanken darüber machte, welches Gebiss sein Pferd besser annehmen würde. Ich kann zu 100 Prozent sagen, Peter hat nichts falsch gemacht!“
Auch Peters Tierarzt, Dr. Xaver Sterrer, unterstreicht diese Aussage:
„Ich hab mir das Pferd im Jänner angesehen, da stand er im Training. Sein Maul war völlig ok. Gestern (20.02) war ich auch wieder im Stall, ich habe ihn mir angeschaut und absolut nichts gesehen, das Maul war völlig in Ordnung.“
Marianne Jerich, Besitzerin von Ehrengold MJ, steht ebenfalls hinter ihrem Reiter:
„Lieber Peter, ich möchte dir ans Herz legen, dass es allein an dir liegt, ob du an Ehrengold glaubst. Ich werde auf jeden Fall auf deiner Seite sein und dir helfen wo ich kann. Ich glaube an ihn, ich denke das solltest du wissen. Vielen Dank für deinen Einsatz und deine Arbeit mit ihm.“
Wir haben sowhl den vorsitzenden Richter im Grand Prix um eine Stellungnahme gebeten, als auch die Reiterin, die den Shitstorm ausgelöst hat und werden selbstverständlich auch deren Standpunkte auf EQWO.net veröffentlichen.
Quelle: Persönliches Interview von EQWO.net
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