JS | Springreiten – 41 Jahre im Springreitsport aktiv, mehr als 20 Podestplätze bei Championaten und das alles trotz einem gebrochenen Genick. Von Nick Skelton (Großbritannien) kann man mit gutem Gewissen behaupten, dass er ein Ausnahmesportler ist. Der mittlerweile 59-jährige Springreiter hat sich mit seinem Big Star in Rio 2016 mit 58 Jahren zum ältesten britischen Olympiasieger seit 1908 gekrönt. Für seine Leistungen wurde Nick Skelton für den “Oscar der Sportwelt”, den Laureus Award nominiert.
Was ihm diese Nominierung bedeutet, was seine schönste Erinnerung an Rio 2016 ist, welch unfassbare Krankengeschichte der sympathische Brite schon durchgemacht hat und ob er sich Chancen auf Tokio 2020 ausrechnet, erzählt er in diesem sehr persönlichen Interview.
Laureus World Sports Awards 2017 – Interview mit Nick Skelton
Was bedeutet es Ihnen, für den Laureus World Sports Award nominiert zu sein?
Ich bin überwältigt und wirklich geehrt zu diesen Sportlegenden zu zählen. Es ist einfach eine riesengroße Ehre.
Hätten Sie sich jemals vorstellen können, mit Leuten wie Michael Phelps oder Juan Martin del Potro für denselben Award nominiert zu sein?
Es ist bizarr und gleichzeitig eine der positiven Seiten des Laureus.
Was macht die Laureus Awards so prestigeträchtig?
Sie sind tatsächlich enorm prestigeträchtig. Der Gedanke daran, dass man von so vielen Sportlegenden bewertet wird ist sehr aufregend. Sir Bobby Charlton (einer der Laureus Academy Member) war als Kind einer meiner Helden.
Bei den Olympischen Spielen in Rio haben Sie eine fantastische Performance abgeliefert. Erinnern Sie sich an einen Moment ganz besonders?
Meine liebste Erinnerung an Rio ist, als ich auf dem Podium stand und mir dachte, dass ich es jetzt nach 41 Jahren im Sport und sieben Olympischen Spielen endlich geschafft habe, nachdem ich mich am Weg dorthin fast umgebracht hätte.
Als Sie in Rio an den Start gingen, war die Goldmedaille Ihr Ziel?
Natürlich, ich habe daran geglaubt, dass ich siegen kann. Ich wusste, dass ich auf dem besten Pferd sitze und hatte vollstes Vertrauen in Big Star. Er ist das beste Pferd, das ich je geritten bin und er weiß, wann es darauf an kommt. Er hat einen großartigen Charakter und ein geniales Temperament für einen Hengst. In den acht Jahren, die ich ihn jetzt reite, hat er mich nie enttäuscht.
Erzählen Sie uns über ihre Krankengeschichte, vor allem den Genickbruch.
Meine Krankengeschichte ist ziemlich lang. Alle Verletzungen hatten mit Pferden zu tun. Zwei gebrochene Schlüsselbeine, eine gebrochene Hand, ein gebrochenes Bein, eine gebrochene Schulter, zwei Knieoperationen wegen Knorpelschäden, Behandlungen an den Rotatorenmanschetten und dem Bizeps, ein gebrochenes Genick, eine künstliche Hüfte. Ich habe chronische Rückenschmerzen. Im September 2000 habe ich mir das Genick am Wirbel C1 an zwei Stellen gebrochen.
Ich trug monatelang einen Halo-Fixateur aus Metall und die Ärzte sagten mir, ich sollte nie wieder reiten oder auch nur ein Auto fahren. Nachdem mir zwei Jahre langweilig war, ich das Reiten vermisste und es mir gut ging, beschloss ich es wieder zu versuchen. Ich hatte ein sehr gutes Pferd (Arko) mit dem ich 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen an den Start ging. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich wieder in den Sattel stieg: Ich hatte einen Unfall, stieg wieder auf, es ging mir gut und ich musste nie wieder zurück blicken. Jetzt denke ich über meine Verletzungen nicht mehr nach. Wenn ich das täte, würde ich nicht mehr mit dem gleichen Selbstvertrauen reiten.
Sie waren in Rio 58 Jahre alt. Werden Sie es bis Tokio 2020 schaffen oder war das das Ende Ihrer Olympischen Karriere?
Ich bin jetzt 59 und denke es ist möglich, wenn man das richtige Pferd hat und fit genug ist. Aber Big Star wird 17 Jahre alt sein wenn Tokio vor der Tür steht und ich schätze, dass seine besten Zeiten dann schon hinter ihm liegen. Es wäre unfair, ihm das zuzumuten. Ich denke, meine Olympischen Tage sind gezählt.
Quelle: Laureus Awards
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