OEPS – „Als Dienstleister, Interessensvertreter und Förderer des Spitzensportes – so muss sich der Österreichische Pferdesportverband präsentieren“, sagt der neue Generalsekretär Franz Schiefermair. Im EQWO.net-Interview sprach der hochdekorierte Sportmanager über die Bedeutung von Motivation, die ersten kleinen und großen Veränderungen im Verband und beeindruckte mit Positivität und Professionalität.
Zum Termin für das EQWO.net-Interview öffnet uns der neue Hausherr, Franz Schiefermair, persönlich die Türe des OEPS-Gebäudes in Laxenburg. Die Mitarbeiter:innen sind auf einer Kommunikationsschulung. Der neue Generalsekretär trägt ein legeres OEPS-T-Shirt, wirkt gut gelaunt und bittet in der Halle des Gebäudes auf einer gemütlichen Chaiselongue zum Gespräch Platz zu nehmen. Es ist einer der drei Tage in der Woche, in der Franz Schiefermair von Oberösterreich nach Laxenburg bei Wien gependelt ist. Die Autofahrten, welche ihm immer kürzer vorkommen, nutzt er für Telefonate und Gedankenspiele, und das wird er auch in Zukunft so beibehalten. Privat ist der 61-jährige seit 41 Jahren mit seiner Frau zusammen, gemeinsam haben sie drei Kinder, die bereits in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreich tätig sind.
Die ersten kleineren Veränderungen sind im OEPS bereits ersichtlich. Die Büros wurden umorganisiert und ein neuer, aktueller & freundlicher, Anrufbeantworter-Text bei Nicht-Besetzung des Büros installiert.„Denn hier beginnt es, wir sind ein Dienstleister und so sollten wir uns auch präsentieren.“, betont der neue Generalsekretär.
Im EQWO.net-Interview präsentiert sich Franz Schiefermair höchst professionell und betont die Wichtigkeit einer positiven Grundstimmung und gegenseitiger Wertschätzung im Verband: „Mir ist wichtig, dass wir uns des Privilegs bewusst sind, hier arbeiten zu dürfen. Gerade im Sport sind die meisten Tätigkeiten ehrenamtlich und viele würden sich wünschen, dies hauptberuflich ausüben zu dürfen.“
Das ganze Interview, mit einer ersten Bilanz, neuen Details zum geplanten Bundesleistungszentrum in Stadl-Paura, was den Pferdesport so besonders macht und mehr, gibt es hier zu lesen. Viel Spaß!
Interview mit Franz Schiefermair
EQWO.net: Sie sind seit 2. Jänner 2024 offiziell im Amt als OEPS-Generalsekretär. Wie lautet eine erst Bilanz?
Ich glaube ich habe mich sehr gut eingefunden. Ich war bei vielen Terminen und habe unzählige Gespräche mit Verantwortlichen in allen Aufgabenbereichen geführt. Dabei habe ich vor allem wahrgenommen, dass sehr viel Leidenschaft im Pferdesport verankert ist. Was mich überrascht hat, war die Vielfalt des Pferdesports! Der Pferdesport hat eine sehr große Bedeutung. Wir sind eine der größten zehn Sportarten Österreichs. Mein Ziel war es immer, der Beste zu sein, wo ich bin und dort etwas zu bewirken.
EQWO.net: Können Sie für unsere Leser:innen Ihre wichtigsten Lebensabschnitte und Karrierestationen festhalten und erzählen, was sie dort mitnehmen konnten?
Ich bin ein Leben lang mit dem Sport verbunden, denn bereits mein Vater war Obmann einer großen Sportorganisation in unserer Gemeinde mit zehn Disziplinen. Ich selbst war auch im Sport aktiv – vom Turnsport, über Leichtathletik, Fußball und Skifahren habe ich alles mitgemacht. Dabei war ich immer sehr leistungsorientiert und die Gemeinschaft war immer ein riesiger Mehrwert für mich. Das hat mir auch im Berufsleben sehr viel geholfen. Als junger Funktionär in diesem Verein wurde ich dann von Josef Pühringer angerufen – als er das Sportressort erhalten hat. Aus diesem Telefonat wurden 20 Jahre Zusammenarbeit. Wir haben da im Breiten-& Spitzensport wirklich viel bewirkt und erst ein Sportwissenschafts-Zentrum und schließlich das erste Olympiazentrum in Österreich errichtet. Das möchte ich auch für den Reitsport errichten, und da sind wir mit dem Pferdesportzentrum Stadl-Paura am besten Weg dahin!
Mir war immer die Verbindung zu den Ehrenamtlichen wichtig, diese Menschen gehören servisiert und motiviert. Denn egal ob in der Wirtschaft oder im Sport, das wichtigste ist die Human Ressource. Ich habe 33 Jahre lang die 7-Tage-Woche durchgezogen, und habe beim Land Oberösterreich mit 3 Jahren Rest-Urlaub aufgehört. Ein Grundsatz von mir ist auch, dass ich immer verfügbar sein möchte. Meine sehr seltenen Urlaube waren daher fast immer nur regional. Ich wollte immer ein Vorbild sein.
Das Ergebnis waren sechs gewonnene Landtagswahlen, 36 Jahre erfolgreiche Politik – Das gelingt nur, wenn man die Leute mag, für die Leute da ist und viel arbeitet. Das war unser Erfolgskonzept. Daher habe ich auch einen sehr guten Namen, bin überall willkommen und mir ist es immer wichtig keine Feindbilder zu haben.
EQWO.net: Wie können wir uns Ihre Bestellung als Generalsekretär im Pferdesport vorstellen? Haben Sie einen Anruf von Frau Max-Theurer erhalten?
Ich hatte auch Angebote aus der Wirtschaft, aber meine Heimat ist der Sport. Mit Frau Max-Theurer bin ich seit Jahrzehnten gut verbunden und wir haben uns bei den gemeinsamen Zusammentreffen schätzen gelernt. Das Angebot war sicherlich eine Überraschung im ersten Moment, aber es war mir sehr willkommen, da ich wieder in den Sport zurück wollte und es auch erstmals für mich eine österreichweite Aufgabe ist! Da ich aber sehr gut vernetzt bin in der Sportwelt Österreichs, sei es mit der Sport Austria oder dem Sportministerium, hat mich die Aufgabe sehr gereizt. Meiner Frau habe ich es dennoch erst in der letzten Sekunde gesagt.
EQWO.net: Sie sagten, Sie wollen in allem was Sie tun der beste sein – welche Ziele und auch welche Vision verfolgen Sie als Generalsekretär für den Pferdesport?
Beim OEPS möchte ich bis 2026 ein starker Dienstleister sein. Gerade wenn es um die Kommunikation im Verband geht, ist hier auch viel zu tun. Ich fahre alle Einladungen an, das ist notwenig für die Weiterentwicklung, dass wir uns auch als Interessensvertretung und noch stärker positionieren. Da meine ich auch beispielsweise das Thema der Einstellbetriebe, die bis 25 Pferde als Land-& Forstwirtschaftsbetriebe gelten, darüber allerdings als Gewerbe. Da wissen wir auch, dass sich das mit diesen Zahlen nicht wirtschaftlich führen lässt. Die 1.200 Einstellbetriebe würden ein Riesen-Investitionsvolumen auslösen, bzw. eben zusperren. Und alleine aufgrund des Wirtschaftsfaktors mit 2,5 Milliarden Euro muss uns die Politik ernst nehmen, da haben wir viel vorzuweisen. Da ist die Wirtschaftskammer ein Knackpunkt, die da dagegen hält. Da muss es uns gelingen, die zu überzeugen und das zu schaffen. Wir haben auch den Plan, heuer noch vor der Nationalratswahl gemeinsam mit der Präsidentin Frau Max-Theurer, dem Landwirtschaftskammer-Sprecher des Landes Oberösterreich und dem Zuchtverantwortlichen eine Pressekonferenz abzuhalten, wo wir festhalten, was unsere Punkte sind, die wir im zukünftigen Regierungsprogramm berücksichtigt haben wollen, sollte es zu einer Veränderung in Sachen Pferdesport und auch im Interesse der Wirtschaft kommen.
Im Spitzensport ist uns die Installation des Bundesleistungs-Zentrums sehr wichtig. Da haben wir auch die Referenten bereits eingebunden, haben eine tolle Zusammenarbeit mit Johannes Mayhorfer vom Pferdesportzentrum Stadl-Paura und sind kurz vor der Unterzeichnung des Kooperationsvereinbarung, damit wir noch vor den Spielen im Sommer eröffnen können. Lea Siegl ist ja bereits im Olympiazentrum in Linz, beim Teambuilding hat mich Stefan Eder angesprochen, ob es da für ihn auch möglich sein könnte, und ihm die Möglichkeit verschaffen, er war jetzt auch schon dort. Also man sieht, wer einmal dort ist, möchte es nicht mehr missen. Es ist einfach unglaublich professionell, alleine das Haus, der Austausch mit anderen Sportarten. In der Athletenentwicklung ist bei uns mit Sicherheit auch noch einiges zu tun.
EQWO.net: Es werden jetzt zahlreiche Wünsche und Belange an Sie herangetragen, wie gehen Sie damit um und wonach entscheiden Sie?
Ich glaube aufgrund meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, was ich kurzfristig, mittel- & langfristig umsetzen kann. Ich nehme alle Anliegen mit und freue mich darüber, denn jedes Anliegen steht für Weiterentwicklung und Engagement. Es ist immer ein Prozess, wo sich jeder einbringt. Die Anliegen wiederholen sich auch, wie beispielsweise die Thematik bzgl. der Einstellbetriebe. Ich bemühe mich gemeinsam mit den Gremien diese Themen abzuarbeiten und auch zu erledigen. Das ist mein Zugang. Manches geht schneller, manches dauert auch länger. Aber ich nehme jeden Wunsch mit, vergesse das nicht und gebe es auch bei Bedarf weiter, sei es an die Sport Austria oder eine andere Institution. Ich sage immer: Unmögliches erledigen wir sofort, Wunder dauern etwas länger.
Aber ich bin jeden Tag motiviert, und das ist – glaube ich -auch im Team gelungen. Wir sind gesund und geben unser Bestes. Das Tempo hat auch bereits angezogen, wir schauen, dass wir schnell entscheiden. So hatten wir beispielsweise das Thema mit der langen Bearbeitungszeit bzgl. der Pferdepässe. Jetzt konnten wir die Pferdepass-Abteilung mit einer Mitarbeiterin aufstocken, damit wir möglichst tagesaktuell werden.
EQWO.net: Sie sind in einer holprigen Phase des Verbandes ins Boot geholt worden. Haben Sie von dieser Stimmung noch etwas mitbekommen, waren Wogen zu glätten?
Ich schaue nie zurück. Mein Blick ist immer nach vorne gerichtet. Meine Aufgabe war es, die Mitarbeiter zu motivieren, und das ist – glaube ich – gelungen. Es geht jetzt volle Kraft voraus. Ich habe auch die Sportunion in Oberösterreich in einer schwierigen Zeit übernommen und immer nur nach vorne geschaut. Mit Begleitmusik beschäftige ich mich nicht, mein Bauchgefühl sagt mir, was richtig und was falsch ist.
Mir geht es darum etwas zu bewirken, das auch bleibt, wenn wir nicht mehr sind! Wie beispielsweise die permanente Trainingspiste für Ski-Athleten in Gosau oder die Leichtathletik-Trainingshalle der Sportunion in Linz. Wir haben eine Trendsporthalle – übrigens eine damals leerstehende Schwimmhalle – am Universitäts-Sportgelände in Linz. Oder ein anderes Beispiel ist der Reit- & Voltigierverein Braunau, als Mitglied der Sportunion: Hier haben wir es geschafft, dass eine neue Sportstätte für über 2 Millionen Euro errichtet und voll finanziert wird. Da werde ich auch gerne kreativ, um den Sport zu unterstützen. Denn es muss bezahlt werden, und auch wirtschaftlich sein. Ich sehe mich nie als Bittsteller, weil wir machen es für die Jugend und für die Allgemeinheit. Daher ist auch niemand ein Bittsteller, der hier bei uns mit seinen Anliegen hereinkommt.
EQWO.net: Oft hört man Stimmen aus anderen Wirtschaftszweigen/Sportdisziplinen, dass Pferdemenschen „anders“ sind. Können Sie das bisher bestätigen oder würden Sie das verneinen?
Anders würde ich nicht sagen, aber man merkt schon, dass sehr viel Leidenschaft im Sport ist, einfach durch das Tier „Pferd“. Es ist – glaube ich – auch eine gute Lebensschule, weil die Kinder und Jugendlichen soziale Verantwortung lernen über den Pferdesport. Das ist in anderen Sportarten nicht so ausgeprägt. Mir wurde gesagt, es gäbe Feindbilder – ich habe jedoch noch kein Feindbild entdeckt. Ich begegne vielen Menschen mit viel Engagement, und kann da absolut nichts Negatives sagen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Franz Schiefermair für die Zeit und das inspirierende Gespräch, wünschen alles Gute und freuen uns auf eine erfolgreiche Zeit im Pferdesport!
Weiterführende Links:
>> OEPS
>> Sportunion
>> EQWO.net-News: Oberösterreichischer Sportunion-Präsident wird neuer OEPS-Generalsekretär
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