Die am 29. März im WDR ausgestrahlte Sendung “Auf dem Rücken der Pferde” hat neuerlich eine heftige Debatte um die Sinnhaftigkeit des Reitsports ausgelöst.
Die Tierrechtsorganisation PETA fordert sogar ein Verbot nicht nur des Spitzenreitsports, sondern auch der Freizeitreiterei.
Von brutalen Trainingsmethoden, Dopingskandalen, tödlichen Unfällen, nicht artgerechtem Umgang, falscher Haltung bis hin zur Überforderung – die PETA äußert ihre Meinung gewohnt radikal und stellt alle Reitweisen nach der Devise “Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten” an den Pranger.
Fast jeder stolpert täglich mindestens einmal über eine traurige Meldung, die via Internet, Zeitung oder Social Media von verwahrlosten, gequälten, erschöpften oder schlecht behandelten Pferden erzählt. „Wo geht es hin mit unserer Liebe zum größten Glück der Erde am Rücken unserer Pferde?“, fragen auch wir uns da und wie ist es denn in Österreich mit dem Pferdeschutz bestellt?
EQWO.net hat deshalb OEPS Präsidentin Sissy Max-Theurer und OEPS Vize-Präsident Gerold Dautzenberg zum Gespräch getroffen und nach dem Statement des Österreichischen Pferdesportverbandes (OEPS) gefragt.
“Wir begrüßen die Diskussion, auch wenn sie extrem ist”, sagt Sissy Max-Theurer – für die der Tierschutz generell ein besonders wichtiges Anliegen ist – in der Gesprächsrunde und lässt mit diesem unerwarteten Statement aufhorchen. Doch im gemeinsamen Gespräch mit Gerold Dautzenberg wird klar warum: „Extreme Meinungen heizen Diskussionen an und machen damit endlich das zum Thema, was schon lange ein OEPS-Thema ist. Der Tierschutz und der richtige Umgang mit unserem Partner Pferd“, meint Sissy Max-Theurer dazu und verweist auf die strengen Richtlinien zum Schutz der Pferde im Sport und zu den umfassenden Ausbildungsrichtlinien, die unzählige Elemente enthalten, welche den Schutz der Pferde betreffen. „Ob es die strengen Dopingrichtlinien sind, die Reglementierung der Startanzahl, die Dauer des Abreitens, die Ausrüstung, die Überwachung der Abreite- und Austragungsplätze oder das richtige Training – der OEPS zielt mit seinen Richtlinien und Fortbildungen seit Jahren auf eine umfassende Aufklärung und den aktiven Pferdeschutz ab. In den letzten zehn Jahren hat sich sehr vieles bereits deutlich verändert und im Sport konnten wir durch das Stewarding wesentliche Verbesserungen erzielen. Dennoch besteht natürlich weiterer Handlungsbedarf und deshalb stehen wir mit voller Energie hinter diesem Thema.“, klärt die OEPS Präsidentin auf.
Kein Reiten, kein Fahren, kein Voltigieren – keine Pferde
Jegliche Pferdesportart und das Freizeitreiten zum Schutz der Pferde generell zu verbieten kommt für den OEPS natürlich nicht in Frage. „Reiten ja“, sagt Gerold Dautzenberg, „aber bitte pferdefreundlich und mit Tierliebe!“ und bringt dabei einen wichtigen Punkt ins Spiel. „Was würde denn im Falle einer Umsetzung dieser PETA-Forderung mit all den Pferden geschehen? Ich denke mal, dass für unzählige Pferde der Schlachthof die letzte Station wäre. Denn wer leistet sich ein Pferd, wenn er damit gar nichts tun darf? Die Realität ist, dass schon jetzt jedes Jahr tausende Pferde zum Schlachtvieh degradiert, und mittels erbärmlicher Transporte quer durch Europa gekarrt werden. Dieses Schicksal würden dann noch mehr Pferde erleiden. Das Pferd hat dem Menschen jahrhundertelang als Partner und Reittier gedient, jetzt geht es nicht um ein Abschaffen des Miteinanders, sondern um den richtigen Umgang!“
Dass weiterhin vieles anders werden muss, wird auch seitens des OEPS gesehen. Die neuerlich durch die PETA entfachte kritische Diskussion um die Sinnhaftigkeit des gesamten Pferdesports in all seinen Facetten sieht Sissy Max-Theurer klar positiv: „Schlussendlich gibt sie Anlass, die unumstritten vorhandenen “schwarzen Schafe”, die ja tatsächlich im Umgang mit dem Lebewesen Pferd zu fragwürdigen Methoden greifen bzw. eine artgerechte Haltung ignorieren, zu kontrollieren und in Schranken zu verweisen. Extreme Standpunkte wie die der PETA bringen Bewegung in die Sache, weil sie polarisieren und damit Meinung machen. Die Leute beginnen, sich mit dem Thema Tierschutz zu beschäftigen, interessieren sich für artgerechte Pferdehaltung, pferdegerechte Ausbildung, die richtige Fütterung und den pferdefreundlichen Umgang. Wenn dadurch alle Menschen zum Wohle des Pferdes zu agieren beginnen, dann können wir unser Ziel „Reiten und Pferdesport im pferdefreundlichen Umgang mit unserem Partner Pferd“, für das wir mit ganzem Einsatz stehen, gemeinsam erreichen.“
Das Gespräch führte Ruth Büchlmann
(EQUESTRIAN WORLDWIDE)
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