Der Schweizer Steve Guerdat war ein glücklicher Mann als er sich gestern den Longines FEI World Cup™ Jumping 2015 Gesamtsieg in der Thomas & Mack Arena in Las Vegas (USA) holte: “Auf diesen Moment habe ich schon sehr lange gewartet”, so der 32-jährige Olympiasieger, dessen Ritt als letzter Starter ein absoluter Thriller war.
Er ging gemeinsam mit Rich Fellers (USA) als Führender ins Finale und kam als großer Sieger hinaus. Platz zwei ging an Penelope Leprevost (FRA) vor dem 19-jährigen irischen Ausnahmetalent Bertram Allen.
“Ich versuche schon lange den Weltcup zu gewinnen und war oft nahe dran. Es war das dritte Mal, dass ich als Führender ins Finale ging und heute hätte ich es beinahe wieder vermasselt! Am Weg zum letzten Sprung kam ich mir vor wie ein Kuh-Pferde Reiter”, so Steve Guerdat. “Ich bin einfach nur glücklich und fühle mich gesegnet.”
Sechs Nullrunden
Die Teilnehmer gingen im Finale in gestürzter Reihenfolge an den Start und nur sechs der 29 Reiter konnten den anspruchsvollen Parcours von Anthony D’Ambrosio im ersten Umlauf fehlerfrei meistern. Der Steilsprung (Hindernis 9) kristallisierte sich dabei ebenso als Fehlerquelle heraus wie die letzten Sprünge der Prüfung bei denen einigen Pferden die Konzentration ausging.
Eine Besonderheit beim Finale 2015 waren die herausragenden Leistungen der jungen Generation. Der 24-jährige Schwede Douglas Lindelöw und Casello waren beispielsweise die ersten, die im Finale fehlerfrei blieben. Der Niederländer Maikel van der Vleuten und VDL Groep Verdi knüpften an diese Leistung ebenso an wie Amerikas Beezie Madden auf Simon, Belgiens Jos Verlooy auf Domino. Die Beiden starteten mit jeweils sechs Strafpunkten ins Finale und übernahmen die Führung bis die mit fünf Strafpunkten vorbelastete Penelope Leprevost (FRA) auf Vagabond de la Pomme übernahm.
Bertram Allen und seine Molly Malone hatten beim Start vom Finale gerade einmal einen Punkt Rückstand auf die Führenden, doch als die Stange beim 1,75 m breiten Oxer an Hindernis fünf fiel, sah es nicht mehr ganz so gut aus. Als Guerdat schließlich fehlerfrei blieb und der bis dahin ebenfalls Führende Rich Fellers zwei Abwürfe hatte sah es für den Schweizer Guerdat schon vielversprechend aus. Die jeweils fünf Strafpunkte von Leprevost und Allen in der zweiten Runde erhöhten die Chancen von Steve Guerdat weiter. Doch für ihn lief es nicht ganz nach Plan und er musste zittern.
Schwerwiegende Fehler
Die Fehler von Leprevost und Allen bedeuteten in Summe jeweils neun Strafpunkte und der Titel schien Guerdat sicher zu sein. Doch das Publikum hielt sprichwörtlich den Atem an als Guerdats Fuchsstute Albführen’s Paille am Einsprung der zweifachen Kombination an Hindernis fünf einen Fehler hatte. Der letzte Sprung hätte den Schweizer Star dann beinahe noch den Sieg gekostet.
“Ich will eigentlich gar nicht darüber nachdenken”, sagte er im Nachhinein. “Ich habe den ersten Fehler nicht erwartet, die vier Galoppsprünge von 4 auf 5a waren länger als gedacht und die dreifache Kombination lief gar nicht gut für mich. Doch als wir die geschafft hatten dacht ich, ich muss ruhig bleiben. Am Weg zum letzten Hindernis wusste ich die Zeit wird knapp und hörte Martin Fuchs rufen ‘go, go’ und ich weiß nicht, was ich dann getan habe. Ich habe versucht so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen, doch leider stand ein großer Sprung im Weg”, schmunzelte er.
Eben dieser Sprung fiel mit einem lauten Krachen zu Boden und nur der mutige Galopp und die damit vermiedenen Zeitstrafpunkte retteten den Tag. Hätte er einen einzigen Fehlerpunkt für Zeitüberschreitung kassiert, wäre es zu einem Stechen zwischen ihm, Penelope Leprevost und Bertram Allen gekommen. Und er hat schon zuviele FEI World Cup™ Finali erlebt, bei denen er im Stechen scheiterte um ein sicherer Sieganwärter zu sein.
Echte Kämpfernatur
Steve Guerdat beschrieb seine vierbeinige Partnerin Albführen’s Paille als “echte Kämpferin, die einfach immer springen will wenn sie einen Sprung sieht, egal was kommt.”
Der Sieg ist für den neuen Champion besonders toll: “Ich war schon dreimal am Podium, zweimal im Stechen und immer unter den besten zehn. Ich wollte aber immer gewinnen. Ich arbeite mit super Leuten zusammen die mich beruhigen und mir Sicherheit geben und mich voran treiben. Man braucht ein wenig Glück, Glauben an sich selbst und das richtige Pferd. Wenn man schon so oft dicht dran war, verdient man sich den Sieg.”
Ergebnis
1, Steve Guerdat SUI 8;
2, Penelope Leprevost FRA 9/65.30;
3, Bertram Allen IRL 9/65.87;
4, Beezie Madden USA 10/65.78;
5, Jos Verlooy BEL 10/67.34;
6, Maikel van der Vleuten NED 12;
7, Rich Fellers USA 16/67.70;
8, Douglas Lindelow SWE 18;
9, Lucy Davis USA 19;
10, Jur Vrieling NED 20
Ergebnislink
Daten und Fakten
– Olympiasieger Steve Guerdat (SUI) siegte im 37. Longines FEI World Cup™ Jumping Finale 2015 in Las Vegas (USA).
– 29 Pferd-Reiter-Kombinationen gingen in den beiden Umläufen vom Finale an den Start.
– 20 schafften es in die zweite Runde.
– Die erlaubte Zeit in Runde 1 war 71 Sekunden, in Runde 2 68 Sekunden.
– 6 fehlerfreie Ritte in Runde 1, keine in der zweiten Runde.
– Das Finale wurde in gestürzter Reihenfolge geritten.
– Der neue Longines FEI World Cup™ Jumping Champion, Steve Guerdat, stand schon dreimal am Podium (2007 in Las Vegas, 2012 in Den Bosch (NED) und 2013 in Göteborg (SWE)
– 74.390 Zuseher beobachteten das FEI World Cup™ Final in der Thomas & Mack Arena in Las Vegas (USA) letzte Woche.
Audio
Steve Guerdat (SUI)
Quelle: Pressemitteilung FEI / Übersetzung © EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net