CM | EQWO Glücksmomente – Das Leben mit Pferden hält immer wieder Überraschungen und besondere Glücksmomente bereit. Im Advent gehört die EQWO Bühne unserer Community. Jeden Tag öffnet sich ein Türchen im EQWO.net Adventkalender und ein Leser erzählt über seinen persönlichen Glücksmoment. Manchmal sind es die Erinnerungen an den verstorbenen vierbeinigen Gefährten, für andere sind es Augenblicke, die besonders glücklich machen.
„Genieße die kleinen Dinge im Leben, denn eines Tages wirst du zurückblicken und feststellen, dass es die wirklich großartigen waren.“ Bestimmt hat jeder von uns diesen (oder einen ähnlichen Spruch) schon tausende Male gehört. Und wahrscheinlich haben sich die meisten nicht viel dabei gedacht. Was er für Julia Krieber bedeutet, lest ihr hier:
Lange Zeit war dieser Spruch auch für mich nicht von großer Bedeutung. Aber mein Pferd hat meine Einstellung dazu grundlegend geändert. Ich habe keine typische „Wendy-Reiterhof-Geschichte“ zu erzählen. Sondern etwas mitten aus dem Leben. Kein Kitsch. Einfach nur unsere kleinen Glücksmomente, wie wir sie in letzter Zeit immer häufiger erleben. Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen. Seit ich denken kann bin ich vollkommen verrückt nach Pferden. Es wurde mir zwar in gewisser Weise in die Wiege gelegt, jedoch hatte ich lange Zeit nicht die Möglichkeit täglich von diesen wunderschönen Tieren umgeben zu sein. Daher kam es auch, dass ich im Umgang mit Pferden eher schüchtern war und ein bisschen Respekt vor den Tieren hatte. Lange Rede, kurzer Sinn: mit ungefähr 12 Jahren hat sich diese Tatsache langsam aber sicher geändert. Zu diesem Zeitpunkt trat nämlich ein ganz besonderes Pferd in mein Leben. Capillon.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich kann mich an diesen Moment genau erinnern. Er sah mich an und ich wusste, dass da irgendetwas ist, das uns verbindet. Jedenfalls stellte sich bald heraus, dass er nicht das einfachste Pferd war. Nicht so tragisch, immerhin hat jedes Pferd seine Eigenheiten. Bei Capi und mir sah es so aus, dass ich ihn aufgrund meines reiterlichen Könnens eben zu Beginn nicht reiten konnte. Das machte mir nicht so viel aus. Immerhin konnte ich mit ihm so viele andere Dinge machen. Am Anfang saß ich nur bei ihm in der Box und kuschelte mit ihm. In Mini-Schritten sind wir weitergegangen und irgendwann konnte ich ihn dann schon alleine aus der Box holen. Jetzt nichts Besonderes mehr, immerhin gehört das zum Alltag mit Pferden. Aber damals war das für mich noch mit ein bisschen Aufregung verbunden.
Jedenfalls kam es dann irgendwann so weit, dass ich das erste Mal auf Capis Rücken saß. Das war ein Moment, den ich nie vergessen werden. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich.
Wir lernten immer mehr dazu und dennoch war es vor allem zu Beginn oft schwierig. Capi ist ein unsicheres Pferd. Er braucht eine Vertrauensperson. Und als ich noch kleiner war, konnte ich das für ihn oftmals nicht sein. Deswegen haben Spaziergänge oder einfaches „Auf-die-Koppel-bringen“ nicht selten mit Tränen geendet. Capi hat nämlich die Angewohnheit sich in Paniksituationen loszureißen und kopflos wegzurennen. Dazu kam, dass er sich nicht einfangen ließ. Besser gesagt, er ließ mich auf der Koppel nicht in seine Nähe. Ich konnte ihn nicht mal berühren. Das klingt jetzt alles so, als wäre er ein riesen Problempferd. Ist er aber nicht. Im restlichen Umgang war (und ist) Capi nämlich ein Lämmchen. Und er hat einen Charakter und ein Herz aus Gold. Er war einfach nur ängstlich. Und als kleines Mädchen konnte ich ihm auch nicht die Sicherheit geben, die er brauchte.
Aber ich bin ja auch älter geworden und lernte viel, am meisten von Capi selbst. Er hat mir gezeigt wie ich mich verhalten soll, hat mir gelernt selbstbewusst zu sein und niemals meine Träume aufzugeben. Wir sind gemeinsam gewachsen – und das alles mit viel Geduld und Ruhe. Dass man einige Dinge einfach nicht erzwingen kann, hat mir mein Pferd nämlich auch beigebracht.
Jedes Mal, wenn ich über meinen Schatten gesprungen bin, wurde ich belohnt. Jedes Mal, wenn ich gemeinsam mit ihm nach einer Lösung für ein Problem gesucht habe, wurde ich belohnt. Unsere Verbindung wurde von Tag zu Tag stärker. Die Schwierigkeiten lösten sich schön langsam in Luft auf (obwohl sie bis heute noch ab und zu durchdringen, aber bei Weitem nicht mehr so oft wie früher) und in unserem Alltag häuften sich die Momente, in denen mein Herz vor Glück und Freude hätte platzen können. Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als Capi auf der Koppel von alleine auf mich zu kam. Ich war überwältigt. Das war eines der größten Geschenke, die er mir je hätte machen können. Für andere Menschen ist es normal, dass das Pferd auf einen zugaloppiert kommt, wenn man es ruft. Aber bei uns war das eben anders.
Kleine Dinge werden zu den großen Momenten des Lebens
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, dass es oftmals nur kleine Alltäglichkeiten sind, die in Wirklichkeit zu den großen Momenten des Lebens zählen. Doch bei diesem einen schönen Erlebnis blieb es nicht. Eines Tages, als ich Capi longierte, er sich erschrak und panisch losriss, wandte er sich nach einigen Runden im Renngalopp mir zu. Ich traute meinen Augen kaum, blieb stehen und wartete. Da kam dieses Pferd, dass sich früher nicht mal von mir einfangen ließ und seine gewonnene Freiheit meist auch nicht sofort wieder aufgab, tatsächlich auf mich zu. Mein Herz klopfte und ich fühlte mich in diesem Moment, als ob Capi und ich gemeinsam alles schaffen könnten.
Unsere Beziehung wurde also immer besser. In Paniksituationen blieb er die meiste Zeit lieber bei mir, als sich ohne mich kopflos auf und davon zu machen. Auch auf der Koppel musste ich nicht mehr mit einem Müslikübel ausrücken, weil er nicht nach drinnen wollte, sondern er freute sich mich zu sehen. Ich bin Capi einfach unendlich dankbar, für das Vertrauen, das er mir tagtäglich entgegenbringt. Aufgrund der vielen Dinge, die wir schon gemeinsam durchgemacht haben, weiß ich wie schwer es ihm fällt sich voll und ganz fallen zu lassen. Aber er hat mir beigebracht, dass ich mich nicht immer kleiner machen soll, als ich es in Wirklichkeit bin. Und somit haben wir gelernt uns gegenseitig zu vertrauen.
Danke Capillon, dafür, dass du mich jeden Tag aufs Neue zum glücklichsten Menschen der Welt machst.
Das sind die bisherigen EQWO #Glücksmomente:
01. Dezember | Astrid Ferner & Sissy
02. Dezember | Julia Jordan
03. Dezember | Angelina Kannegießer
04. Dezember | Christian Strebe & Prinzessin
05. Dezember | Marina Tierwald
06. Dezember | Hannah Traussnig
07. Dezember | Esther Kainberger und Sarah
08. Dezember | Martina Marchet und Robbi
09. Dezember | Christina Limmer und Chequilla
10.Dezember | Ida Schmelzer
11.Dezember | Claudia Dengg und King
12.Dezember | Katrin Kettner
13.Dezember | Gabriela Hess und Pajero
14.Dezember | Elisabeth Pichler und Baureo
15.Dezember | Nici Gerstl
16.Dezember | Romana Winter
17.Dezember | Lia Zwölfer und ChitChat
18.Dezember | Claudia Küpfer und Sandy & David
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