CM – Wer sich auf Westernturnieren vorwiegend im Osten Österreichs herumtreibt, dem fiel das Paar sicher schon einmal auf: Christine Schuch und ihr auffälliger Appaloosa “Bank On Mighty Mr. Angelo”. Seit einigen Jahren nehmen die beiden regelmäßig an Turnieren teil und sorgen immer für einen Hingucker. Wir baten die Niederösterreicherin zum Interview!
EQWO.net: Appaloosa sieht man in Österreich ja eher selten. Wie bist du zu deinem Pferd gekommen?
Christine Schuch: Nachdem ich schon in sehr jungen Jahren mit dem Pferdevirus angesteckt wurde, saß ich viele Jahre lang im Englischsattel. Auf einer Pferdemesse sah ich bei einer Vorführung, wie cool die Westernpferde waren und deshalb wollte ich mir ein älteres Westernpferd zulegen. Durch einen Zufall wurde mir ein 20-jähriger Paint Wallach geschenkt und mit Frankie lernte ich langsam, “Western” zu reiten. Leider hat er ein Cushing Syndrom bekommen und bald war klar, dass meine langen Ausritte für ihn zu viel werden würden. Also machte ich mich 2011 auf die Suche nach einem jüngeren Westernpferd. Natürlich wünschte ich mir eine “Sonderlackierung” und in einer Annonce fand ich einen Appi. Allein seine Farbe begeisterte mich sofort.
EQWO.net: Das klingt, als hättest du “nur” ein Ausreitpferd gesucht?
Christine Schuch: Ich wollte meine Freizeit auf dem Pferd im Westernsattel verbringen und in meinem Zuhause in der Buckligen Welt die Gegend erkunden. Bald merkte ich jedoch, dass das, dass sein Ausbildungsstand immer schlechter wurde. Ich machte mich also auf die Suche nach einer Trainerin, die ich in der jungen Susanne Schuh auch fand. Wir trainierten auf unserem eher kleinen Sandviereck und ich merkte, wie viel Spaß mir und auch meinem Angie (Anm. d. Red.: Spitzname von Bank On Mighty Mr. Angelo) das Training machte.
EQWO.net: Was zeichnet deinen “Angie” aus?
Christine Schuch: Als ich ihn im Dezember 2011 in Linz probereiten war, sagte mir seine Besitzerin: „Er ist ein ehrliches Faultier mit dem du alles machen kannst“ und das stimmt. Er ist kein Supertalent, aber immer bemüht, nie angepisst und immer bei mir. Wenn’s was Neues zu lernen gilt, kann er manchmal kurz die Nerven schmeißen und gaaanz große Appiaugen machen, da darf man ihn nicht überfordern. Aber wenn er es dann kann, dann ist er ganz lässig quasi „ah sooo, das wolltest, is eh ganz leicht“ . Und das ist vielleicht auch das Besondere an Appaloosas. Sie sind sensibler als Quarter und wenn man da unfair oder gar grob wird, dann geht nix mehr! Angie ist zwar nicht unbedingt ein Kuschler, im Gegenteil, zu viel Nähe braucht er nicht, genießt aber zartes Streicheln und eine „Chefin“ die ihm Sicherheit gibt. Hat man sein Vertrauen gewonnen, horcht er nur mehr auf dich. Überhaupt sind ihm andere Pferde völlig egal, die könnten womöglich was von seinem Essen haben wollen, weil sein Essen ist ihm seeehr wichtig. Darum kann man auch mit ihm überall hinfahren. Wenn die Verpflegung stimmt und ihm Artgenossen nicht zu nahe kommen, ist’s schon super.
EQWO.net: Wie kamst du zum Turnierreiten?
Christine Schuch: Meine Trainerin Sue Schuh brachte mir von einem Urlaub in Texas ein glitzerndes Zaumzeug mit und meinte: “Damit musst du jetzt aber mindestens ein Mal auf einem Turnier reiten.” Ich war der Idee dann gar nicht abgeneigt, wir trainierten fleißig weiter und machten am 16.8.2014 das WRC. Am darauffolgenden Wochenende war “Midsummer Classic” mit einem “Senior Master”, ein Bewerb, bei dem man erst ab 45 Jahren teilnehmen darf. Also ging ich dort an den Start und konnte mich in Trail und Pleasure gleich fürs Finale qualifzieren. In der Pleasure wurde ich Dritte, das Trail-Finale habe ich gecancelled, denn das war uns noch zu schwer.
Aber das Tollste war, dass der Peter Eichberger, der diese Senior Master Bewerbe organisiert hat, zu mir kam um zu schauen bzw.nachzufragen, ob ich überhaupt schon alt genug bin, um da zu starten… und da war ich immerhin schon 51! Also durch das super Coaching der blutjungen Sue und meine fast schon kindliche Freude da starten zu dürfen und mein buntes Appi und mich zu präsentieren, habe ich keine Sekunde daran gedacht, dass ich nicht mehr die Jüngste bin und das ist bis heute so. Außerdem gab und gibt es noch genug ältere Starter. Durch meinen langen schwarzen Zopf mit eingeflochtenen Lederbändern und Federn auf meinem Indianerpony, bin ich seit damals „Pocahontas“ … und das mag ich!
EQWO.net: Hast du Tipps für Reiter, die trotz ihrem etwas fortgeschrittenen Alter ins Turnierleben einsteigen möchten?
Christine Schuch: Ich gehe auf ein Turnier, weil ich ein Ziel brauche und mich verbessern will. Es zahlt sich aus, sich zu verbessern. Das Gefühl zunehmend eine Einheit mit seinem Pferd zu werden, das blinde Verständnis, das sich durch feinste Hilfen erzielen lässt, ist unbeschreiblich! Egal wie alt man ist, man sollte immer genug Zeit einplanen und gut vorbereitet in Ruhe zum Turnier kommen. Idealerweise einen Tag vor dem Turnier, die Lage vor Ort checken und akklimatisieren. Bodenarbeit und Monty Roberts Join Up hilft die Bindung zu festigen. Besonders für mein sensibles Angie-Appi ist es wichtig, dass ich souverän bin und ihm Sicherheit gebe. In der Show musst du dich auf dein Pferd verlassen können, denn nur als Team kann man erfolgreich sein. Trainingsweltmeister gibt’s viele, aber im Bewerb habt ihr eine Chance und da müsst ihr abliefern.
Aber ganz wichtig – kann man nie zu oft betonen – habt Spaß!!! Es ist, zumindest bei uns Amateuren, ein Hobby, das viel Zeit und Geld kostet und da muss es auch lustig sein!
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