NOEPS – Niederösterreich wählt am 11. Juni 2024 einen neuen Verbands-Vorstand. Zur Wahl stehen zwei Teams: Der Vorschlag des NOEPS (Pulsinger/Payer/Schlögelhofer), sowie der Wahlvorschlag des RV Damberg (Kager/Erasimus/Brandstätter). Alt-Präsident Gerold Dautzenberg sprach sich im EQWO.net-Interview in seiner bekannt ehrlichen Art ganz klar für das NOEPS-Team aus, um den Verband in die nächsten Jahre zu führen.
Sieben Jahre lang war Gerold Dautzenberg Vize-Präsident des OEPS und ebenso sieben Jahre lang Präsident des NOEPS. Nach seinem Rücktritt 2021 engagierte sich der mehrfache Europa- & Weltmeister im diversen Westernreitdisziplinen weiterhin für den Niederösterreichischen Pferdesportverband und stand dem Team mit Rat und Tat zur Seite. Nach dem Hick-Hack der letzten Jahre und Wochen spricht er sich öffentlich für das Team des NOEPS aus und appelliert an die Vereine an der Wahl teilzunehmen. Im EQWO.net-Interview erklärt er warum.
EQWO.net: Der Großteil der Mitglieder will hauptsächlich dem Sport nachgehen und interessiert sich nur peripher für die Interna des Verbandes. Warum sollten die niederösterreichischen Pferdesport-Vereine überhaupt wählen gehen?
Dem Sport nachgehen zu wollen ist vollkommen legitim und berechtigt. Durch die gut funktionierende Struktur und Organisation im Landesverband möglich. Doch jetzt gilt es diese auch weiterhin aufrecht zu erhalten, und die Statuten des Verbandes weiterhin einzuhalten. Wir müssen also wählen gehen, damit es zu keinen sportschädlichen Maßnahmen kommt.
So will das Team Erasimus/Kager einige gravierende Umwälzungen im Budget vornehmen: Die „Ländlichen“ – eine Vereinigung, die sich als Konkurrenz zum NOEPS sieht, aber in der Realität wie der ASVÖ oder die Union etc. keinerlei eigene Funktion hat, da der Landespferdesportverband alles an notwendiger Organisation und Struktur abdeckt – sollen z.B. mehr Geld erhalten. Dabei ist das gesetzlich nicht gestattet. Denn alle Mitgliedern der Ländlichen, die laut deren Statuten Mitglieder des NOEPS sein müssen, haben sowieso Zugang zu allen Förderungen, Kursen etc. des NOEPS. Wir haben die Ländlichen sportlich immer wie die Basissport-Liga gesehen, und haben für Meisterschafts z.B. Medaillen etc. zur Verfügung gestellt, das soll auch weiterhin so bleiben. Ich persönlich bin immer für Neuerungen und ich denke, man sollte sich jedes Projekt genau ansehen. Jedoch muss immer bedacht werden, wenn man wo neu Geld hineinsteckt, fehlt es wo anders. Bedeutet konkret: Bei einer Umwälzung müssen die Referate der unterschiedlichsten Disziplinen beschnitten werden. Und was nicht passieren darf, ist eine Zweiklassen-Gesellschaft im Verband.
EQWO.net: Wie so oft geht es um Geld. Wie kann man sich die Budgetierung überhaupt vorstellen, wie wird entschieden welche Projekte unterstützt werden und welche nicht?
Es ist stets zu beachten, dass der Verband das Budget durch die Sport Austria projektbezogen genehmigt bekommt. Wenn diese widmungsgebundenen Förderungen nicht korrekt eingesetzt werden, müssen sie wieder zurück gehen. Der Landesverband kann also nicht frei über das gesamte Budget verfügen. Dazu sind die Mitgliedsbeiträge da, von denen der NOEPS natürlich auch einen Teil an den Bundesverband weitergeben muss. Von dem Geld, welches in Niederösterreich bleibt, wird dann u.a. die Unfallversicherungen finanziert – jedes NOEPS-Mitglied erhält beispielsweise bei einem Knochenbruch in Ausübung des Sports 500,- Euro -, oder die gratis Zustellung der Pferderevue, als gefördertes Verbandsmedium. Nebenbei gesagt: Ob ein Hauptgesellschafter von ProPferd, Leopold Erasimus, die Pferderevue weiterhin unterstützen wird, bezweifle ich übrigens.
Über den Rest der Mitgliedsbeiträge, und da bleibt schon nicht mehr viel übrig, kann frei verfügt werden, jedoch muss sich auch hier an die Vereins-Statuten gehalten werden. Und die besagen: Der NOEPS soll den Spitzensport fördern. Selbstverständlich damit inbegriffen auch den Breitensport, denn: Aus der Breite kommt schlussendlich auch die Spitze!
Das Team vom RV Damberg kritisiert immer wieder, dass die Zucht mehr gefördert werden muss. Da bin ich grundsätzlich immer dafür gestanden und habe im Rahmen der Möglichkeiten Geld investiert. Denn wichtig zu wissen ist: Es ist gesetzlich festgehalten, dass ein gemeinnütziger Verband wie der NOEPS, keinerlei Förderung in die Tier- & Pflanzenzucht stecken darf. Das hat damit zu tun, dass diese finanziell motiviert ist. Ausnahme: Vom Aussterben bedrohte Rassen wie z.B. die Kladruber. Der niederösterreichische Verband hat jedoch einen Weg gefunden, um die Zucht dennoch zu unterstützen, nämlich über den Sport. Wir haben eigene Noriker und Haflinger-Referate, führen Cups und Turniere durch.
EQWO.net: Sie waren sieben Jahre lang NOEPS Präsident, 2021 haben sie das Ruder abgegeben. Sie sind aber immer noch stark engagiert und setzen sich öffentlich als Alt-Präsident für den Wahlvorschlag des NOEPS ein, wieso?
Ich vertraue auf die jetzigen Mitarbeiter:innen und Referent:innen des NOEPS, die ihre Arbeit verstehen und die Belange der Mitglieder sehr gut kennen. Bei guter Führung sind sie in der Lage viele Probleme zu überbrücken und die werden in Zukunft vermehrt auf den gesamten Pferdesport zukommen.
Wichtig ist, dass der Verband zur Ruhe kommt und nicht mit enormen internen Turbulenzen zu kämpfen hat. Ich finde auch, dass die aktuelle Richtung weiterverfolgt werden sollte, die natürlich immer wieder an die aktuellen Herausforderungen angepasst werden muss. Ich sehe das beim breit aufgestellten Team des NOEPS, welches ich auch weiterhin mit Rat und Tat unterstützen durfte.
EQWO.net: Sie haben gerade die Zukunft des Pferdesports angesprochen, welche Zukunft sehen Sie für den Niederösterreichischen Pferdesportverband? Welche Aufgaben wird der NOEPS in der Zukunft verstärkt haben?
Der Pferdesport hat grundsätzlich keine rosige Zeit vor sich. Die Kosten werden steigen, die Lohnnebenkosten steigen, das alles macht das Halten von Pferden vor allem für junge Leute unmöglich, wenn nicht Familienmitglieder zuschießen. Hier müssen wir unterstützen wo wir können, auch wenn das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
Die Hauptaufgaben des NOEPS liegen meines Erachtens in der Zukunft. Den Tierschutz zu verstärken und die zig bestehenden Richtlinien in der ÖTO, an die Leute heranzutragen und konsequent durchzuziehen. Wir haben eine Startlimitierung, wir haben eine Reitplatzbeaufsichtigung, bei vielen Maßnahmen fehlte bisher nur einfach das Dahinterstehen und das Bekanntmachen.
Ein weiterer Punkt ist die Jugendförderung! Wir haben in Österreich beispielsweise im Springreiten strengere Entsendungs-Kriterien als der Weltreiterverband FEI. So entsendet der OEPS immer weniger Nachwuchs-Reiter:innen auf Championate, als er eigentlich dürfte. Das ist der Förderung des Spitzensportes nicht förderlich, wo sollen die Jungen denn ihren Ehrgeiz bekommen, wo sollen sie lernen? Auch in der Dressur wurden die Limits extrem nach oben geschraubt, das gehört geändert. Alleine schon um eine Gleichberechtigung der Sparten herzustellen, bei den Westernreiter:innen dürfen beispielsweise alle alles reiten.
EQWO.net: Es gab zuletzt viele Unstimmigkeiten im niederösterreichischen Landesverband, die sich auch durch Vorkommnisse im Bundesverband verstärkt haben. Was muss sich aus Ihrer Sicht im Österreichischen Pferdesportverband ändern?
Die Führungsspitze ist veraltet, das war auch damals der Grund warum ich aufgehört habe. Ich denke zwar immer in die Zukunft, aber für mich ist es absurd, wenn Zukunftsvisionen von Personen gestalten werden sollen, die diese Zukunft gar nicht mehr erleben werden. Die Vision muss durch Junge entstehen!
Und es ist ganz einfach: Alles was reitet, muss zusammenhalten. Es gibt immer einige wenige Leute, die sich profilieren wollen, doch für die Mitglieder ist eines wichtig zu wissen: Der Verband, sowohl der österreichische als auch der niederösterreichische deckt alles ab, was den Pferdesport in Österreich betrifft. Und Niederösterreich im speziellen ist ein sehr starker Landesverband. Egal was passiert, wir werden nicht zugrunde gehen, wir sind unglaublich stark, mit zigtausenden Mitgliedern, die ihren Sport ausüben möchten. Das Hauptziel muss weiterhin bleiben: Turnierreiter:innen anlocken. Und das geht meiner Meinung nach nur mit Wissen und Vermittlung.
EQWO.net: Sie haben konkrete Kritikpunkte zum Wahlprogramm des Team Erasimus/Kager/Brandstätter, wo aus Ihrer Sicht Aufklärung für die Mitglieder erforderlich ist. Worum handelt es sich hierbei?
Im Wahlprogramm bzw. dem ProPferd-Interview mit Franz Kager und Leopold Erasimus wurde kritisiert, dass der NOEPS die Mitgliedsbeiträge um sechs Euro erhöht hat, es sind allerdings „nur“ vier. Das passiert auch nicht automatisch und war leider notwendig, um handlungsfähig zu bleiben. Weiters wurde dem NOEPS-Team vorgeworfen, nicht alle möglichen Reiter:innen zu Championaten entsandt zu haben, doch das liegt leider nicht in unserer Hand. Wie Franz Kager als langjähriger Sportdirektor des OEPS weiß, entsendet ausschließlich der Bundesfachverband, und hier war auch ich in der Vergangenheit, wie oben bereits erwähnt, oft nicht glücklich über die Entscheidungen.
Als letzten Punkt möchte ich vielleicht nochmal für alle Mitglieder das Gerichtsurteil einordnen. Es gab nach der umstrittenen Wahl 2021 eine richterliche Verfügung, die zugunsten von Franz Kager entschieden hat. Diese wurde nach Einspruch sofort wieder revidiert. Im Anschluss gab es drei Verfahren, die allesamt für den NOEPS ausfielen. Nur das letzte Urteil, welches durch die Richterin, die auch die unrechtmäßigen Verfügung ausgestellt hatte, gefällt wurde, entschied wie bekannt für die Neuwahl. Welche ich übrigens in mehreren (auch privaten Vier-Augen-)Gesprächen mit Franz Kager immer wieder vorgeschlagen hatte.
EQWO.net: Vielen Dank für Ihre Expertise und das Gespräch!
Zu Gerold Dautzenberg
Der Unternehmer von einem 4000-Angestellten-Betrieb und Aufsichtsrat-Vorsitzende Gerold Dautzenberg begann erst im Alter von 50 Jahren mit den Reiten. Er kaufte damals eine Lippizanerstute namens Flora, sattelte sie westernmäßig und ritt mit ihr ins Gelände. Bald darauf folgte das erste Quarter Horse und natürlich Turnierstarts. Insgesamt kann der Niederösterreicher 1200 Siege aufweisen, hat 300 Europameisterschaftsmedaillen in unterschiedlichsten Western-Disziplinen auf Amateur und Profi-Niveau erritten und kann mehrfache Top-Ten Platzierungen in der Weltrangliste in Reining, Trail, Cow Horse und Cutting sowie zahlreiche Europa- , Staats- und Landesmeistertitel zu seinen Erfolgen zählen.
Mit Shiny Fandango schaffte er es sogar auf Platz 1 in der Weltrangliste Reining. Optimale Trainingsbedingungen hat er sich erst auf seiner eigenen Farm in Texas, USA, und später auf der Long View Ranch in Wilhelmsburg (NÖ) geschaffen, wo er aktuell 27 pensionierte Turnierpferde pflegt. Im Sattel sitzt der heute 86-jährige übrigens noch täglich.
Weiterführende Links:
>> EQWO.net.News: Unstimmigkeiten bei der NOEPS-Wahl: kommt jetzt ein Kompromiss?
>> EQWO:net-News: NOEPS-Wahl: das Schiedsgericht-Urteil ist da
>> EQWO.net-News: Nach Urteil: Liste Choc übernimmt Führung des NOEPS
>> EQWO.net-News: Paukenschlag: Das Gerichtsurteil in der Causa NOEPS-Wahl ist da und erklärt die Wahl 2021 für unwirksam
>> EQWO.net-News: NOEPS: Petra Choc tritt zurück, Roland Pulsinger übernimmt & geht in Berufung
>> EQWO.net-News: NOEPS schreibt Neuwahlen für Mitte Juni aus
>> EQWO.net-News: NOEPS-Wahl: Team Kager gibt Statement ab und tritt zur Neuwahl an
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