Die GCT-Etappe Wien im EQWO.net-Check
Springreiten – Die erste Global Champions Tour vor Schloss Schönbrunn ist Geschichte. Der EQWO.net-Check verrät Euch was für die Reiter:innen so besonders war und warum manche Zuschauer:innen sauer waren.
Die Location: 12/10
Der Ehrenhof vor Schloss Schönbrunn ist eine Kulisse wie aus dem Märchen. Da sind wir uns alle einig. Ausreichend Platz, tolle Beleuchtung, der Einritt durch das Schloss – einmalig. Wenn auch für Fotograf:innen, speziell auf den Sportfotos, aufgrund der Nähe schwer einzufangen. Wenn da heimische und internationale Sponsor:innen nicht bereits Kugelschreiber und das sprichwörtliche Scheckbuch für nächstes Jahr gezückt haben, wissen wir auch nicht weiter!
Die Organisation – Sport: 9/10
Ein solches Mega-Event zu planen und auszuführen ist eine Herkules-Aufgabe. Veranstalterin Sonja Klima hatte dafür zwei Event-erprobte Herren an der Seite: Manfred Seipt und Helmut Morbitzer. Für Pferde und Reiter:innen ging der Plan zu 100 % auf. Die Pferde waren trocken untergebracht, die Wege kurz und die Böden gut. Tenor der internationalen und heimischen Teilnehmer:innen: Wahnsinn, was das Team hier im ersten Jahr und ohne Hauptsponsor (!) auf die Beine gestellt hat.

Die Organisation – Besucher:innen/Medien: 6/10
Speziell am ersten Tag gab es unter einigen Besucher:innen Unmut. Die 20€-Tickets beinhalteten nicht, wie erst vermutet, freie Sitzplatzwahl, sondern ausschließlich Stehplätze. Dazu durften Regenschirme und Kinderwägen nicht auf das Areal mitgenommen werden. Klar, Regenschirme auf den Tribünen sind für die Pferde problematisch, keine Regenschirme bei Regen in der Shoppingmeile aber auch. Pluspunkt: Der Info-Schalter fungierte als Beschwerde-Stelle und nahm die Kritik schriftlich auf.
Für die Presse gab es ein Mini-Presse-Office, das bereits nach wenigen Stunden komplett belegt war. Die Pressekonferenz am Freitag fand im VIP-Zelt statt, mit einem One-Way-Ticket konnten sich Medienvertreter:innen dann noch länger in einem abgegrenzten Bereich am roten Teppich aufhalten. Den Pressebereich auf der Tribüne haben wir nicht gefunden, der beste Platz für Fotos war aber ohnehin (ohne Regen!) im Graben zwischen VIP-Zelt und Parcours.
Die Stimmung: 8/10
Die Tickets waren bereits Wochen vor dem Event annähernd ausverkauft. Und das sollte sich während des Turniers bestätigen. Speziell in den Hauptbewerben waren die Tribünen gesteckt voll und die Stehbereiche sehr gut gefüllt. Ein wenig erinnerte es an Aachen, wo ebenfalls die Zuschauer:innen direkt an der Parcoursbegrenzung anfeuern. Die Reiter:innen lobten die Fans, Ben Maher sagte Freitag Abend sogar: „So ein Publikum gibt es beim Teambewerb eigentlich nie!“
Für die allerletzte Begeisterung fehlte vielleicht ein(e) Österreicher:in, der oder die bei den Hauptbewerben im Stechen um den Sieg mitsprang.

Das Essen: 4/10
Gut, das Turnier war keine Messe. Dennoch wurde mit einem „Village“ rund um die Arena geworben, worunter sich Besucher:innen vielleicht mehr kulinarische Auswahl als als Sacher-Würstel, Käsekrainer und Brezen vorgestellt hatten. Auch wenn die zugegebenermaßen frisch und lecker waren! Dazu waren die Preise „touristisch“ und die Öffnungszeiten nicht an die Abend-Veranstaltung angepasst. Zwei Beispiele: Ein Tee mit Zitrone kostete ohne Pfand-Einsatz 4,70 €, und wir haben für zwei Becher Cola und eine Käsekrainer mit Schwarzbrot ohne Pfand 19 € bezahlt.
Die Shoppingmeile: 5/10
In dieselbe Kategorie fällt die Shoppingmeile. Es waren ein paar Aussteller vor Ort, jedoch wenig bis keine Läden, die zum Stöbern und Shoppen einluden. Der Fokus lag auf hochkarätigen Produkten wie Sättel und Stiefel oder auch Dienstleistern wie ein Tierkrematorium. Aber fair enough: Schnäppchenjäger sind bei der Global Champions Tour falsch, dafür findet ja beispielsweise bereits diese Woche die Pferdemesse Apropos Pferd in Wiener Neustadt statt.
Die Show: 8/10
Voltigieren, Working Equitation oder Isabell Werth: Das kleine aber feine Showprogramm in den Pausen bei der GCT-Etappe in Wien bot Einblicke in andere Reitsport-Sparten. Dafür erhielten heimische Profis, wie die Voltigiergruppe aus Wildegg oder die österreichischen Working Equitation Reiter:innen ihren großen Auftritt vor dem Schloss Schönbrunn. Und auch die kleinsten Nachwuchs-Worker durften zeigen was sie können. Eine Erfahrung fürs Leben!
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Mehr InformationenEinzig für die Dressur-Darbietung sicherte man sich einen Star aus dem Ausland: Mit Isabell Werth reiste extra die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten an. Sie stellte DSP Quantaz vor, der in Besitz von Victoria Max-Theurer steht und wie für diesen Auftritt gemacht war. So stolz haben wir ihn noch kaum wo gesehen!
Der Sport: 8/10
Ein realistisches Fünf-Sterne-Niveau war auf Global-Champions-League-Etappen nicht immer gegeben. In Wien stellte das Parcours-Team rund um Peter Schumacher und Markus Brandstätter jedoch wirklich anspruchsvolle Aufgaben an die Reiter:innen. Das zeigte sich auch in den doch vorhandenen Stürzen und nicht beendeten Runden. Es siegten mit Scott Brash (GBR), Martin Fuchs (SUI) und Philipp Weishaupt (GER) in den Hauptspringen jeweils absolute Weltstars.
Die Leistungen der Österreicherinnen: 7/10
Gemischte Gefühle gab es bei den österreichischen Teilnehmer:innen. Während im CSI1* Josefina Goess-Saurau (B) oder Emelie Spranz (NÖ) mit genialen Runden über Siege und Podestplätze jubelten, lief es im CSI5* nicht ideal. „Ich hatte leider das ganze Wochenende über ein bisschen Pech“, sagte Katharina Rhomberg (V), und auch Max Kühner (T) gestand: „Die Ergebnisse waren vielleicht nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hatte“. Nichts desto trotz, war das Turnier für die heimische Elite ein Highlight:
„Danke Wien-Schönbrunn, danke Österreich, danke an das unglaubliche österreichische Publikum und danke an die großartigen Organisatoren, die dieses unvergessliche Wochenende in Schönbrunn möglich gemacht haben. Miterleben zu dürfen, wie die Global Champions Tour im Springreiten in einer so atemberaubenden Kulisse nach Österreich zurückkehrt, ist unbeschreiblich. Diese Veranstaltung hat nicht nur Wien präsentiert, sondern den österreichischen Pferdesport auf ein ganz neues Niveau gehoben und bewiesen, dass wir mit Weltklasse-Reitern, Pferden und Veranstaltungen so viel im Reitsport zu bieten haben. Mein Herz ist voller Stolz und großer Dankbarkeit. Ich hoffe sehr, dass dies keine einmalige Erfahrung war – und dass wir uns alle nächstes Jahr wieder hier treffen werden.“, fasste Max Kühner stellvertretend zusammen.
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Mehr InformationenDas Wiederholungspotenzial: 9/10
Der offizielle Vertrag für die Global Champions Tour Etappen läuft auf fünf Jahre. Das ist aber noch keine Garantie für die fünfjährige Austragung. Die Finanzierung eines solchen Projekts, noch dazu vor dem Schloss Schönbrunn, ist eine Monster-Aufgabe. Sonja Klima und ihr Team haben das heuer, nach dem Ausscheiden von Stefan Zöchlings Unternehmen Remus als Hauptsponsor, dennoch mit viel Eigeninitiative und Hilfe durch Freiwilligen durchgezogen. Offiziell ist nicht bekannt, ob es ein wirtschaftlicher Erfolg war oder nicht.
Denn bei ersten Events warten mögliche Geldgeber gerne erst ab, bevor sie finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Unterstützung gab es heuer deshalb vor allem vom Gründer der Tour, Jan Tops. Daher war es umso erfreulicher, dass es von überall her hieß: „Dieses Ambiente ist das schönste der ganzen Tour weltweit.“ Das stimmt für eine Fortführung und einem möglichen Dressur-Turnier sehr positiv! Tickets fürs nächste Jahr gibt es jedenfalls bereits zu erwerben, der neue Termin: 25. bis 27. September 2026.

Weiterführende Links:
>> Ergebnislisten
>> Mediathek
>> GCT Wien: Das Programm
>> HOT! 10 neue Fakten über die GCT Wien 2025
>> GCT Wien: Zöchling raus, neues Team rund um Sonja Klima
>> Rückkehr nach Wien! Global Champions Tour 2025 vor Schloss Schönbrunn
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.