Es kam wie erwartet. Die zweite Wertungsprüfung (Mercedes Benz Preis) für die Springreitasse in Aachen war nicht nur etwas, sondern wesentlich schwerer wie das Eröffnungszeitspringen. Ordentliche ‘Klamotten’ hatte das Parcoursteam rund um Parcourschef Frank Rothenberger (GER) aufgebaut. Auf einer Bahn von 600 Metern standen auch heute 13 Hindernisse mit 16 bis ui 1,60 m hohen Sprüngen. Heute sollte sich die Spreu vom Weizen trennen. Heute entschied sich welche Nationen in das Finale der besten Zehn kommen und welche Reiter unter den besten 50 sind. Denn nur dann führte der Weg in die nächste Wertungsprüfung dieser Europameisterschaften.
Schon die Statistik dieser zweiten EM-Wertungsprüfung lässt erkennen, dass die Dichte der Top-Pferde exzeptionell ist, denn:
> 24 Aktive lieferten hier fehlerfreie Runden ab,
> 2 (Sören Pedersen (SWE) und René Tebbel (UKR)) hatten 1 Zeitfehler,
> 19 Reiter hatten 4 FP
> 2 Reiter hatten 5 FP
> 16 Reiter hatten 8 FP
> 5 Reiter hatten 9 Fehlerpunkten
> 3 Reiter hatten 12 FP
> 2 Reiter hatten 13 FP
> je 3 Reiter gab es mit 16 und 17 FP
> 1 Reiter hatte 20 FP
> 1 Reiter hatte 21 FP
> 1 Reiter hatte 25 FP
> 1 Reiter hatte 35 FP
> 3 Reiter wurden eliminiert
> 2 Reiter haben aufgegeben
> 4 Reiter sind nicht angetreten
Frankreich geht in Führung!
Die in der Teamwertung führenden Deutschen hatten den Druck auf den beiden Schlussreitern, denn Meredith Michaels-Beerbaum verzeichnete einen Abwurf, den sie auf ihre Kappe nahm und auch Christian Ahlmann patzte (4FP). Frankreich nutzte seine Chance mit drei sensationellen Nullrunden von Penelope Leprevost (Flora de Mariposa), Simon Delestre (Ryan des Hayettes) und auch Kevin Staut (Reveur de Hurtebise H D C) blieb als letzter Reiter fehlerfrei. Damit übernahmen die Franzosen mit 5,700 Punkten die neue Team-Führung!
Um vom fünften Zwischenrang aufzuholen und nach einem Abwurf von Maikel van der Vleuten mussten die Niederländer astrein bleiben. Doch sowohl Jeroen Dubbeldam, als auch Jur Vrieling und Schlussreiter Gerco Schröder schafften diese Herausforderung. Somit liegt die Niderlande nun mit 7,820 Punkten am zweiten Zwischenrang.
Nach einer gekonnten Nulllrunde von Ludger Beerbaum schaffte es Daniel Deußer mit dem Druck des Schlussreiters ideal umzugehen. Auch er blieb mit seinem wunderbaren Westfalen Hengst Cornet d’Amour unter tosendem Jubel fehlerfrei und Deutschland rangiert mit gesamt 8,400 Punkten auf Rang drei.
Letzte Chance auf Team-Olympiaqualifikation
Fünf Teams haben noch Chancen sich morgen für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Großbritannien, die Schweiz, Spanien, Dänemark und Irland sind im Finale der besten Zehn. Die besten drei Nationen dieser Teams haben morgen im Finale dann endlich doch noch die Fahrkarte nach Rio gelöst.
Österreich mit Highlights und Enttäuschungen
Für das heimische Team wurde es am Ende Platz 15 in der Teamwertung. Damit finden die Olympischen Spiele in Rio 2016 ohne ein österreichisches Team statt. Für die Einzelwertung hat jedoch Max Kühner (T) noch eine Chance, denn er zauberte heute eine sensationelle Nullrunde auf den Aachener Rasen und liegt nun mit seinem Coeur de Lion 14 auf Platz 27 der Zwischenwertung. „Es ist ein super Gefühl und eine sehr positive Überraschung!“, strahlte der gebürtige Bayer in der Mixed-Zone beim Interview. „Gestern wollte ich ihm zu sehr helfen und bin dabei nicht richtig ins Galoppieren gekommen. Wenn ich zu viel helfe nimmt er den Sprung zu vorsichtig und streckt sich nicht so über dem Sprung. Heute bin ich es lockerer angegangen und er hat super mitgemacht!“ Damit geht es für Max Kühner bei dieser EM in die dritte Runde, während alle anderen Österreicher bereits aus dem Rennen sind.
Sehr enttäuscht war Dieter Köfler, dem seine Runde mit Emir v Moleneind auch heute nicht gelang. „Nach dem Wassergraben habe ich ihn zu viel zurückgenommen, dann wurde mir die Distanz zu groß. Danach ist ihm die Luft ausgegangen“, resümierte der Alpenspan Teamreiter nach dem Ritt.
Auch Markus Saurugg war mit seiner Texas heute glücklos. Etwas früh kam er zum Einritt und dort drehte die Stute dann um und wollte partout nicht mehr in die Arena. Schlussendlich gelang es ihm dann dennoch, aber 16 Fehlerpunkte bedeuteten auch für den Steirer das Aus bei dieser EM. „Natürlich habe ich mir mehr erwartet, das Pferd ist beim Abreiten extrem gut gesprungen. Beim Einritt ist etwas Stress aufgekommen, obwohl ich dann ganz gut gestartet bin. Drei Abwürfe und einen Wasserfehler – da war ich zu ruhig und ohne Schwung. Die Stute hat sich bemüht, esser ist es einfach nicht gegangen. Im Gesamten gesehen ist es einfach etwas zu schwer.“
Vom Pferd überzeugt, aber ebenfalls enttäuscht über seine zwei Fehler im Parcours meinte Roland Englbrecht: „Ich bin nicht unzufrieden wie Mevisto’s Poorboy springt und auch mein Reiten passt. Es hat von meiner Seite kleine Fehler gegeben, die bei ihm jedoch eine große Auswirkung haben, weil er sehr sensibel ist. Es wäre halt schöner, wenn ich schon mal fünf oder sechs solche Parcours schon mal geritten wäre. Die Turniere in Österreich sind eben anders als die hier oder in Valkenswaard.“
Equipechef Marcus Wallishauser meinte zum Parcours und dem Abschneiden der Österreicher: „Soweit ich das im letzten Jahr von Frankreich sagen kann, fand ich den Parcours fair aufgebaut – es war nichts unlösbar. Sicher auch noch leichter wie morgen die finale Runde, da wird es von den Abmessungen und der Technik noch einmal schwerer werden. Mit dem Abschneiden müssen wir grundsätzlich mehr als zufrieden sein. Mich freut natürlich diese Nullrunde vom Max irrsinnig, dass wir hier ein Erfolgserlebnis haben. Die anderen haben sich auch ihren Möglichkeiten entsprechend geschlagen.“
Team-Trainer Hugo Simon fasste zusammen: „Wir haben uns geschlagen wie wir es uns erhofft haben. Es war ja nicht einfach, weil heute wurde ja schon ganz schön viel abgefragt. Max hat das Abreiten gut erwischt, das war eine fantastische Nullrunde. Markus hatte schwer zu kämpfen und ich glaube die Stute war reell ausgefordert. Der Roland hat das beste gemacht, gegen Ende hat ihn ein bisschen die Kraft verlassen bei den Doppeloxern – das war ja hier das Problem, aber es war ein sehr ordentlicher Ritt. Dieter hat sehr gut angefangen, nach dem Wassergraben wollte er dem Pferd zu viel Platz geben. Dadurch kann der Fehler zustande und das Pferd wurde dadurch in seiner Meinung gestört. Der Parcours war ein schwerer Nationenpreis, man darf nicht vergessen es ist das schwerste Turnier der Welt und hier sind die besten Reiter der Welt. Morgen wird es noch schwere, aber da sind wir nicht mehr dabei. Ich hoffe, dass Max noch weiter kommt!“
Zwischenergebnis Mannschaftswertung
1. Team France – 5,700
2. Team Netherlands – 7,820
3. Team Germany – 8,400
4. Team Great Britain – 10,990
5. Team Ukraine – 13,030
6. Team Switzerland – 14,230
7. Team Spain – 16,580
8. Team Denmark – 17,270
9. Team Ireland – 17,960
10. Team Sweden – 19,300
15. Team Austria – 43,640
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Zwischenergebnis Einzelwertung
1. Penelope Leprevost (FRA) Flora de Mariposa – 0,00 / 0,00 = 0,00
2. Ludger Beerbaum (GER) Chiara 222 – 0,75 / 0,00 = 0,75
3. Joe Clee (GBR) Utamaro d´Ecaussines – 1,00 / 0,00 = 1,00
4. Gregory Wathelet (BEL) Conrad de Hus – 1,04 / 0,00 = 1,04
5. Sergio Alvarez Moya (ESP) Carlo 273 – 1,47 / 0,00 = 1,47
6. Cassio Rivetti (UKR) Vivant – 2,31 / 0,00 = 2,31
7. Simon Delestre (FRA) Ryan des Hayettes – 2,67 / 0,00 = 2,67
8. Jeroen Dubbeldam (NED) SFN Zenith N.O.P. – 2,68 / 0,00 = 2,68
9. Andreas Schou (DEN) Lenardo der Kleine – 2,98 / 0,00 = 2,98
10.Henrik von Eckermann (SWE) Cantinero – 3,08 / 0,00 = 3,08
27.Max Kühner (AUT) Coeur de Lion 14 – 5,77 / 0,00 = 5,77
65.Roland Englbrecht (AUT) Mevisto´s Poorboy – 7,79 / 9,00 = 16,79
72.Markus Saurugg (AUT) Texas I – 5,08 / 16,00 = 21,08
78.Dieter Köfler (AUT) Emir v. Moleneind – 14,93 / 17,00 = 31,93
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