Erste Eindrücke der Österreicher – Morgen geht’s los!

Der heilige Aachener Rasen
Das Hauptstadion im Soerser Sportpark in Aachen ist für Reiter und Pferde eine beindruckende Kulisse. Mit zirka 40.000 Zuschauern ist es eines der größten Reitstadien der Welt. Das modernisierte Springreitstadion wurde am 23. August 2005 mit dem Großen Preis von Aachen eröffnet. Als erste Siegerin durfte sich damals die deutsche Reiterin Meredith Michaels-Beerbaum in die Siegerlisten eintragen. Der 120 m × 150 m große Innenraum ist der Austragungsort der Springwettkämpfe, hier wird auf dem ‚heiligen‘ Aachener Rasen geritten.

Das Warm-Up der Springreiter wurde heute streng nach Nationennamen gereiht absolviert. Die Runden unserer heimischen Athleten überwachten Equipechef Marcus Wallishauser und Springreferent Hugo Simon direkt vor Ort.
Für Österreich eröffnete Mevisto Teamreiter Roland Englbrecht mit seinem 12-jährigen Oldenburger Wallach Mevisto’s Poorboy (Conterno Grande x Argentinus).
Der Oberösterreicher (URV Schloss Kammer) hatte schon letztes Jahr angekündigt, dass eine EM-Teilnahme sein großes Ziel sei und dieses hat er ja nun bereits erreicht.

Sein hochgewachsener Mevisto’s Poorboy bringt schon die ganze Saison über beste Resultate und so kann sich der bekannte oberösterreichische Springreiter durchwegs Gutes erwarten. Auf die Frage danach winkt er jedoch lächelnd ab: „Hier ist es immer spannend, denn wir sind in Aachen. Die Pferde reagieren in dem riesigen Stadion ganz unterschiedlich.“ Dann fügte er verschmitzt hinzu: “Natürlich habe ich Erwartungen, aber eigentlich verdiene ich mein Geld mit dem Reiten und nicht mit dem Hellsehen, deshalb ist es für mich jetzt schwer einzuschätzen, was passieren wird. Ein bisschen Hoffnungen mache ich mir schon, er ist gut drauf, aber wir werden sehen.“
Roland selbst hat ja 2006 in Aachen an den Weltreiterspielen teilgenommen, damals hatte er den Argentinus-Sohn Armani unter dem Sattel. Im Pferde-Vergleich meint Roland: „Mevisto’s Poorboy ist das wesentlich sensiblere Pferd und so kann es in beide Richtungen losgehen. Er kann ganz gut sein. Es kann aber auch sein, dass er in diesem riesigen Stadion und mit dem vielen Publikum schüchtern wird. Warten wir mal ab, nach dem Warm-Up weiß ich mehr.“ Die erste Runde im Aachener Hauptstadion klappte hervorragend, denn Roland ritt mit einem breiten Lächeln aus dem Soerser Stadion heraus und kommentierte seine Runde über die mächtigen Sprünge mit einem kurzen „wie erwartet“.
Als Zweiter erkundete Alpenspan Teamreiter Dieter Köfler das Aachener Stadion mit seinem 11-jährigen BWP Wallach Emir van Moleneind (Richebourg x Darco)
Der Kärntner hat seinen belgisch gezogenen Emir erst heuer kastrieren lassen und war beim Interview schon gespannt wie er sich im Stadion machen wird. Immerhin sind die Europameisterschaften heuer erst das sechste Turnier des sprunggewaltigen Emir, der mit Dieter auch 2014 die Weltreiterspiele in Caen (FRA) bestritt.

„Die Anreise war sehr angenehm, weil wir relativ früh dran waren und deshalb zügig abladen konnten. Emir ist topp drauf, er hat die Reise mit den über 1.000 Kilometer gut überstanden, aber da sind wir ja auch schon wesentlich weitere Strecken gewohnt. Er ist sehr frisch und heute Vormittag haben wir bereits ein lockeres Training absolviert. Beim Warm-Up wird man sehen, ob er mit der Umgebung gut zurecht kommt. Durch die Kastration hat er sicherlich an Masse verloren, doch er ist im Umgang einfacher, im Transport, und in seinem Verhalten in der Box. Er ist nicht mehr so abgelenkt, das ist erst das sechste Turnier heuer, deshalb ist er sicherlich auch noch nicht ganz so auftrainiert wie er letztes Jahr in Caen war. Mit etwas mehr Glück wie wir es voriges Jahr hatten, können wir vielleicht etwas weiter kommen, aber das weiß man im Vorfeld ja nie“, so der routinierte Alpenspan Teamreiter. Mit dem Warm-Up war er dann auch sehr zufrieden, denn Emir war unbeeindruckt vom Stadion und sprang gut!
Max Kühner ritt als dritter Österreicher mit seinem 8-jährigen Holsteiner Hengst Chardonnay 79 (Clarimo x Corrado I) ein und danach brachte er noch seinen 15-jährigen Holsteiner Hengst Coeur de Lion (Coriano x Cassini I) an den Start.

Der gebürtige Bayer hat sich mit beiden Pferden für diese Europameisterschaften qualifiziert und fand zu Hause ideale Vorbereitungsbedingungen. „Mir geht’s gut, die Stimmung ist gut, gestern hatten wir ein nettes Team-Essen. Coeur de Lion ist am Samstag sehr gut gesprungen, beide Pferde gehen das Warm-Up, dann kann ich mehr sagen. Die Soers ist natürlich ganz besonders, denn solche Turnierplätze gibt es ja nicht sehr oft. Es ist so weitläufig und es gibt so viele Möglichkeiten für die Pferde abgelenkt zu werden und wenn dann noch die Zuseher alle da sind ist natürlich eine ganz besondere Stimmung. Dann gibt es Pferde, die ziehen sich daran hoch und werden voll motiviert und geben ihr Bestes und ein paar anderen werden die ganzen Eindrücke hier einfach zu viel. Es wird sich jetzt dann zeigen welchen Typ von Pferd wir hier dabei haben“, so Max Kühner, der bereits zum vierten Mal hier in Aachen einreitet. „Die Stimmung im Team ist sehr gut. Die Erwartungshaltung wird sich hier von Runde zu Runde aufbauen. Realistisch gesehen sind wir keine Medaillenanwärter, aber wir werden uns von Prüfung zu Prüfung vorankämpfen und unser Bestes geben.“ Nach dem Warm-Up konnte Max locker ‚Daumen hoch‘ deuten, denn der erst 8-jährige Chardonnay zeigte sich von den Gegebenheiten völlig unbeeindruckt und präsentierte sich ebenso wie Coeur de Lion einfach hervorragend.
Als letzter Österreicher ritt Markus Saurugg mit der 12-jährigen Holsteiner Stute Texas I (Acorado x Coriano) in das Hauptstadion ein.

Der Steirer ist nach den Weltreiterspielen in Caen 2014 nun das zweite Mal bei einem Großereignis dabei, was er als klaren persönlichen Vorteil bezeichnet. „Ich fühle mich sicherer und ich weiß was mich erwartet. Mit diesem Gefühl gehe ich an den Start. Das Pferd ist schon ein Jahr älter, beide haben wir ein Jahr mehr Erfahrung und das kommt mir sicher zu Gute. Die heurige Saison hatte zwar Höhen und Tiefen, aber jetzt zum Schluss ist Texas sehr gut gesprungen. Sie ist fit und ich bin super zufrieden.“ Der Steirer hat mit der 8-jährigen Zita außerdem einen hocherfolgreichen Youngster mit. Sie gehört aktuell zu den besten sechs Pferden Österreichs und da erwartet sich Markus Saurugg sogar, dass er das eine oder andere Springen gewinnen kann. Nach dem Warm-Up ging auch bei ihm der Daumen hoch, denn „es fühlte sich besser an als in Caen.“

Auch der österr. Springreferent Hugo Simon war mit seinem Team sehr zufrieden: „Alle Pferde waren ohne Springfehler, also der Ausgangspunkt sieht sehr gut aus. Die Pferde haben den Aachener Platz sehr gut angenommen, das ist sehr entscheidend. Denn ich kenne das, dass Pferde in einen so großen Platz wie Aachen reinkommen und dann auf einmal sehr klein werden. Das war hier nicht der Fall, keines der Pferde war beeindruckt und das ist schon mal gut. Und: wir haben Vier am Start, die wollen!“
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> Interview mit Dieter Köfler
> Interview mit Max Kühner
> Interview mit Markus Saurugg
> Interview mit Roland Englbrecht
> Interview mit Equipechef Marcus Wallishauser
> Interview mit Hugo Simon
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