Springreiten – Nur wenige Wochen vor den Springreit-Europameisterschaften (29.8.-3.9.2023) gab Österreichs Springreferentin Sabine Seeburger-Schranz heute in einem offenen Brief bekannt, dass sie mit sofortiger Wirkung von ihrem Ehrenamt zurücktritt. Der Grund: Ihre Aufgabe als Repräsentantin des Verbandes widerspricht sich mit der Tatsache, dass sie sich nicht mit dessen Entscheidungen und Auftreten identifizieren könne. OEPS-Generalsekretär und Sportdirektor Dietrich Sifkovits gab im EQWO.net-Gespräch eine kurze Stellungnahme ab.
20 Monate lang war Sabine Seeburger-Schranz österreichische Springreferentin. Erst gemeinsam mit Christian Knoll, übernahm sie die Agenden mit Februar 2022 schließlich alleine. Nun tritt die Nierderösterreicherin zurück. Ihre Gründe gibt sie in einem offenen Brief bekannt und der hat es ganz schön in sich.
Der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lege mit sofortiger Wirkung das Amt des Spring-Referenten zurück. Mein Rücktritt begründet sich auf dem Aspekt, dass ich nach außen den OEPS repräsentieren soll, mich aber leider mit dessen Entscheidungen und Auftreten nicht identifizieren kann. Zusätzlich fehlt es mir an der nötigen Unterstützung eines Sportdirektors. Meinen Ideen zur Förderung des Spitzen- und Nachwuchssportes im Springreiten wurden im besten Fall Steine in den Weg gelegt, oder es wurde vom OEPS nicht darauf reagiert, aber meist gab es Verbote oder subjektiv getroffene Entscheidungen.
Ein kleiner Auszug – quasi das Best-Off – von Verboten seitens des OEPS oder Anträge/Fragen von mir an den OEPS auf die ich keine Antworten/Reaktionen erhielt, weshalb ich meine ehrenamtliche Arbeit für den OEPS zurücklege: es wurde mir verboten das CSIO5* Abu Dhabi im Olympia Qualifikationsjahr zu unterstützen. Die A-KaderreiterInnen mussten ALLE Kosten selber tragen. Durch den Nationenpreis-Sieg wurde im Nachhinein eine kleine Erfolgsprämie vom Generalsekretär zugesagt. Für die Auszahlung dieser Erfolgsprämie an die SportlerInnen mussten alle Rechnungen inklusive Kreditkartenabrechnungen eingereicht werden.
Ein A-Kaderreiter bekam teilweise seine 4* und 5* Turnierabrechnungen nicht bezahlt, obwohl er im GP platziert war und um EM Qualifikation bzw. Olympic Ranking List Punkte für Paris 2024 mit ritt. Abgewiesen vom Generalsekretär OHNE Angabe von Gründen. Bis heute erhielt ich trotz Nachfrage keine Begründung diesbezüglich.
Aus genannten Gründen habe ich einen Antrag auf transparente und leistungsbezogene Abrechnungskriterien für die Kaderreiter gestellt. Ich habe ein Modell abgegeben, welches komplett an die Abrechnung in der Vielseitigkeit angelehnt war. Bis heute habe ich NULL Rückmeldung bekommen.
Für die WM 2022 in Herning musste ich die regenfesten Teamjacken privat kaufen, da es verboten wurde über das Referatskonto Jacken für eine Weltmeisterschaft zu kaufen. Es wurde mir verboten Christian Knoll als Equipe Chef einzusetzen. Er hat als Richter einen Fehler gemacht und nicht als EC. Er durfte allerdings die ganze Zeit als Richter bzw. FEI Steward arbeiten. Selbst ein Brief der Kaderreiter konnte an dieser subjektiv getroffenen Entscheidung nicht rütteln. Auch Dr. Katharina Lange durfte ich (aufgrund ihrer deutschen Nationalität) nicht mehr als Team VET einsetzen. Wieder ein etwas sinnloses Verbot, angesichts dessen das heuer mit Dr. Philip Genn ein Tscheche der Team VET bei der EM sein wird.
Ich durfte freie Startplätze bei Nachwuchs CSIO Turnieren nicht an talentierte und motivierte Nicht-Kaderreiter vergeben. Erfahrungen sammeln im Ausland wäre doch so wichtig. Aus meiner Sicht stellte das eine klare Entscheidung gegen den Sport dar. Nachwuchs-Kaderkurse werden grundsätzlich zu spät veröffentlicht, obwohl von meiner Seite alles fix-fertig abgeliefert wurde.
Die Unterstützung der Österr. Meisterschaften wurde untersagt. Ich habe im Frühling einen Antrag abgegeben, wobei es um die finanzielle jedoch leistungsbezogene Unterstützung von U25 ReiterInnen ab CSI2* geht. Ich erhielt bislang keine Rückmeldung darauf.
Ich stellte einen Antrag, dass ich das Recht bekomme vor Abstimmungen zu Springreferats relevanten Themen beim Präsidium bzw. Direktorium vorsprechen zu dürfen. Ich erhielt keine Reaktion darauf.
Eine junge und talentierte Tiroler Reiterin wird trotz erbrachter Kaderkriterien nicht in den B-Kader aufgenommen. Die Argumentation des OEPS, dass das Stechen auch fehlerfrei sein muss ist sachlich falsch und daher auch irrelevant. Und dann gibt es noch andere Beispiele, die zum Nachdenken anregen sollten:
Ich gab einen Antrag zur Förderung des Nachwuchs-Spitzensportes bei der ÖSTM ab. Das könnte eigentlich ein positives Beispiel darstellen, aber leider war die Reaktionszeit des OEPS zu langwierig. Eine Verständigung, dass diesem Antrag stattgegeben wurde kam leider erst am Freitag, während die ÖSTM bereits im Gange war.
Es fand zur EM San Siro vergangene Woche eine Pressekonferenz statt, zu der ich nicht eingeladen war. Anschließend ging eine Presse-Aussendung des OEPS an die Medien, welche ich nicht zugesendet bekam. In dieser Presseausendung wurden die EM Teilnehmer nicht alle gleichermaßen dargestellt. Fakt: es geht wieder um einen der erfolgreichsten Kaderreiter Österreichs. Der Umgang vom OEPS mit OEPS kritischen Personen ist skandalös.
Ich stellte einen Antrag für die Veteranen EM in Frankreich. Ich schrieb in einem Mail, dass ich um Nenn- und Startgeld (siehe Ausschreibung € 350,-) und die Team AUT Ausstattung für max. 5 ReiterInnen ansuche. Das Mail beinhaltete auch die Qualifikationskriterien. Diese Amateur EM in vollem Umfang zu unterstützen erschien mir angesichts der Sparmaßnahmen gegenüber unseren A-KaderreiterInnen im Fall CSIO5* Abu Dhabi als komplett sinnbefreit. Wäre auch wieder eine tolle Außenwirkung, wenn eine Amateur-EM im vollen Ausmaß Unterstützung erfahren würde, besonders dann, wenn auch ein Direktoriumsmitglied geritten wäre und diese Förderung erhalten hätte.
Es wurde mir anstelle eines kompetenten Sportdirektors eine Art Mentor zugewiesen. Damit ich eine Ansprechperson bzw. eine Art Ombudsmännchen habe. Leider wurden die Kompetenzen dieser Person nie schriftlich geklärt. Ein Mentor ohne Kompetenzen stellt für mich lediglich eine gratis Kummer-Nummer dar. In erster Linie drängt sich mir natürlich die Frage auf, warum ich das Referatsbudget nicht für die Förderung des Springsportes ausgeben darf. Soll eventuell am Ende des Jahres möglichst viel Geld vom Budget der Springreiter übrig bleiben (?) Der OEPS ist ein Sportfachverband und ich als Referent darf und kann das Geld vom Budget der Springreiter nicht für die Förderung des Springsportes ausgeben…
Zum nationalen Sport möchte ich nun auch noch kurz Stellung beziehen. Das die österreichischen Meisterschaften im Springreiten nicht unterstützt werden dürfen, ist eine traurige Tatsache. Der OEPS sollte umdenken: Anreize für die ÖSTM Teilnahme sollten geschaffen werden und nicht Sanktionen in der Kadervereinbarung angedroht werden. Die Veranstalter der ÖSTM brauchen Unterstützung vom Springreferat! Auch vom Medienauftritt her sollte der Stellenwert der ÖSTM der Springreiter deutlich nach oben geschraubt werden. Oder ist eine ÖSTM für einen Sportfachverband etwa nicht förderungswürdig?
Betonen möchte ich auch, dass das sportliche Makeover der ehemaligen Casino Grand Prix Serie hin zur OEPS Springtour aufgrund meiner Initative gemeinsam mit 4 Veranstaltern zustande kam und nicht aufgrund des Know-How des Generalsekretärs.
Mein Fazit aus dieser Spring-Referats-Tätigkeit lautet, dass die Arbeit mit den SportlerInnen wirklich Spaß gemacht hat. Auch die Zusammenarbeit mit den Landesspringreferenten war toll. Und ein besonderer Dank geht an die Damen vom Büro, für alle Bemühungen mich zu unterstützen und die Belange der SpringreiterInnen zu erledigen.
Ich kann einige Ansichten und Anfeindungen von der OEPS Führungsebene nicht mittragen. Leider werden sowohl die Sportler, als auch die Veranstalter (Kausa Meldestelle), als auch ehrenamtliche Mitarbeiter wie die Spartenreferenten, seitens der OEPS Führung mit wenig Respekt und Wertschätzung behandelt. Ideen für den Sport werden untergraben und respektloser Umgang ist an der Tagesordnung. Ich finde es zum Bsp. eigenartig, wenn A-Kader-Reitern vom eigenen Verband unterstellt wird, dass sie in Abu Dhabi einen bezahlten Urlaub machen wollen, auf Kosten des OEPS.
Zu allen bereits genannten Aspekten und dem Fakt, dass vorhandene Gelder nicht ausgegeben werden dürfen, kommt dann noch das Deckmantel-Argument, dass immer die gleichen Regeln für alle gelten müssen. Die Kaderkriterien werden nicht für alle SpringreiterInnen gleich angewendet, die Auszahlungskriterien sind nicht transparent und es entscheidet die Willkür des Generalsekretärs. Und bis heuer im Frühling wurde ein Dressur-Pferdetransport höher rückvergütet als ein Pferdetransport mit z.B. Springpferden, etc.
Mit diesen Problemen kämpfen anscheinend mehrere OEPS Spartenreferenten und der Österreichische Pferdesportverband wird – zumindest beim Springreiten sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene – milde ausgedrückt „belächelt“. Wichtig ist mir auch zu erwähnen, dass es vereinzelte Personen in der OEPS Führungsebene gibt, die sich uneigennützig der aktuellen Probleme der Spartenreferenten annehmen. Schockierend hingegen empfand ich den Tadel, dass es eigentlich nicht erwünscht sei, dass Spartenreferenten mit Präsidiums- bzw. Direktoriumsmitgliedern kommunizieren. Daher lautet mein Resümee aus rund 20 Monaten ehrenamtlicher Tätigkeit für den OEPS: Aufgrund der aktuellen Führungspolitik, möchte ich nicht mehr als ein Teil des OEPS gesehen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Schranz
Stellungnahme des OEPS durch Dietrich Sifkovits
Generalsekretär und Sportdirektor des Österreichischen Pferdesportverbandes Dietrich Sifkovits gab zu dem kurzfristigen Rücktritt, sowie dem offenen Brief, eine erste Stellungnahme ab:
Frau Schranz wurde im Jahre 2021 interimistisch und 2022 alleine zur Springreferentin ernannt und hat gemeinsam mit den SportlerInnen, Landesreferenten und andere Stakeholdern stets ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Ihr Rücktritt heute hat uns überraschenderweise erreicht, zumal z.B. die Europameisterschaften mit der ev. Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris bevorstehen.
Ihr Rücktritt und die daraus resultierenden Konsequenzen, sowie die Beweggründe von Frau Sabine Schranz, die zu Ihrem Rücktritt geführt haben, werden sehr zeitnah im Direktorium und Präsidium eingehend behandelt werden!“
Weiterführende Links:
>> EQWO.net-News: OEPS: Sabine Schranz übernimmt Springreferat alleine, Christian Knoll steigt aus
>> EQWO.net-News: Neue Führung: Christian Knoll und Sabine Schranz übernehmen Österreichs Springreferat
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