JC – Es gibt vieles, was man über die älteste Reitschule, das UNESCO Weltkulturerbe und die einzige Institution der Welt, an der die klassische Reitkunst in der Renaissancetradition der „Hohen Schule“ seit mehr als 450 Jahren praktiziert wird wissen sollte. Hier also ein paar Fakten in Kürze…
Lipizzaner only
Die Spanische Hofreitschule hat den Lipizzanern zu weltweiter Bekanntheit verholfen. Früher wurden die durch Härte und Ausdauer gekennzeichneten und meist weißen Pferde für den kaiserlichen Hof gezüchtet. Dort dienten sie als Karussel-, Reit- und Paradepferde.
Optimale Lage
Die Spanische Hofreitschule liegt im Michaelertrakt der Hofburg. Der Originalplan zum Bau des an der Nordfassade liegenden Traktes ist zwar nicht mehr erhalten, doch der Erschaffung gingen viele Jahre und Bauphasen voraus. Realisiert wurde der Bau des Michaelertrakts nämlich erst 1890, obwohl die ersten Pläne in das Jahr 1725 führen.
Vorbildfunktion
Der an der Nordfassade der Hofburg errichtete Michaelertrakt bildet heute nicht nur die Heimat der Spanischen Hofreitschule, sondern ist auch noch Vorbild für ein anderes
großes Bauwerk. Auch die Königliche Bibliothek wurde nämlich anhand der Pläne des Michaelertraktes realisiert.
Keine Große Sache
Während der Regierungszeit von Karl IV. (14. Mai 1316 in Prag; † 29. November 1378) und Joseph I. (26. Juli 1678 in Wien; † 17. April 1711) erfreute sich die sogenannte „Reut-Schul“ keiner besonderen Bekanntheit. Es wurden weder Lehren der Reitmeister an die Öffentlichkeit gegeben, noch präsentierte jemand die Reitkultur. Dies war ausschließlich dem Kaiser und dem Oberbereiter vorbehalten.
Spanische Pionierarbeit in Österreich
Ferdinand der I. (10. März 1503 in Alcalá de Henares bei Madrid; † 25. Juli 1564 in Wien) war es, der – in Spanien aufgewachsen – die Gineten (Andalusier) nach Prag und Wien brachte. Dazu ließ er sogar Stallungen in der Wiener Burg errichten. Doch nicht nur spanische Pferde brachte Ferdinand I. nach Österreich, auch Rösser aus Neapel und sogenannte „Türkische phardt“ wurden importiert.
1565 – das eigentliche Geburtsjahr der Hofreitschule
Mit dem Wortlaut „zur Aufrichtung des Thumblplatz im Garten in der Burg alhie“ wurde in Moriz Dregers Überlieferungen zu der „Baugeschichte der k.k. Hofburg in Wien bis zum XIX. Jahrhundert“ (1914) ein nötiger Geldbetrag erwähnt.
Gemeint ist damit die Finanzierung der Spanischen Hofreitschule.
Wien – Steiermark – Niederösterreich
Heute verfügt die Spanische Reitschule über drei Standorte. Neben der Wiener Hofburg sind die Lippizaner nämlich im Bundesgestüt Piber in der Steiermark untergebracht. Dort wird die älteste Kulturpferderasse nämlich seit 1920 gezüchtet, bevor es zur Ausbildung in das Herzen von Wien geht. Die Sommermonate verbringen die Lipizzaner drei-und vierjährig auf Almen mit Seehöhen von bis zu 1.500 Meter. Steinige Hänge und steile Wiesen kräftigen die Trittsicherheit und Ausdauer der imposanten Pferde.
Der dritte Standort der Spanischen Hofreitschule ist der Heldenberg in Niederösterreich und damit das „Sommerdomizil“ der Schimmel. Neben Seminaren und gezielten Trainings für ihre Reiter bietet das internationale Trainingszentrum nämlich auch große Koppelflächen für die Pferde. Seit 2010 ist es zudem Ausbildungsstätte für Junghengste der Spanischen Hofreitschule.
Hannah & Toastie
Durch gar alle Medien ging die Geschichte von Hannah und ihrem Ausbildungspferd mit dem Spitznamen Toastie bereits. Die erste Frau in der Spanischen Hofreitschule
wurde am 14.09.2016 in den Ausbildungsstand der Bereiterin gehoben (EQWO.net berichtete).
Ein langer Weg in den Sattel
Die Ausbildung zum Bereiter in der Spanischen Hofreitschule ist eine anspruchsvolle und lange. Bedarf es doch besonderer Schulung aber auch viel Gefühl, um mit den eleganten Rössern umgehen zu können. Einer dreijährigen Lehrlingsausbildung zum Pferdewirtschaftsfacharbeiter folgt die Ausbildung zum „Eleve“: Je nach Begabung und dem individuellen Einsatz dauert auch diese Lehre zwei bis vier Jahre. Erst wenn man vom Oberbereiter die Erlaubnis erteilt bekommt, einen Junghengst anzureiten und einen fertig ausgebildeten Schulhengst in der Schulquadrille vorzustellen gilt man als Bereiteranwärter.
Während dieser Etappe bekommt man einen jungen Hengst zugeteilt, den man selbst ausbilden muss – eine Diplomarbeit sozusagen.
Der meist vorerst letzte Ausbildungsschritt dauert im Durchschnitt nochmals sechs Jahre und erfordert besonders viel Dosziplin, Geduld und Einfühlungsvermögen.
https://www.youtube.com/watch?v=ffQfZnxj3Eg
Die Aufnahmekriterien
Die Ausbildung in der Spanischen Hofreitschule sind streng und nur wenige Anwärter haben die Ausdauer und den Ehrgeiz den Weg bis zum Schluss zu gehen. Gut so, denn nur die Besten sollen schließlich einen Platz an der Seite der Lipizzaner bekommen.
Mindestalter 16 Jahre
abgeschlossene Schulausbildung
Idealgröße 172 cm; schlanke Statur
sportliche und kreative Begabung
sehr gute Fremdsprachenkenntnisse (bevorzugt Englisch)
starker Bezug zu Pferden
Vorliegen der Reiterlizenz R1 oder RD1 des Österreichischen Pferdesportverbands oder eines vergleichbaren Leistungsnachweises, z.B. in Deutschland RA 4 (DRAIII) oder LK 5 (D5,S5)
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.