JC – „Ein paar Jahre wird das wohl noch dauern“, schätzte Hannah Zeitlhofer ihre Bereiteranwärter-Ausbildung in der Spanischen Hofreitschule im Kurier Interview von 2015 ein.
Von Männerdomänen und Mädchenträumen
Dass es dann doch so schnell geht, hätte wohl auch die junge Wienerin niemals gedacht. Doch es gibt eben die Menschen, die gerne Geschichten schreiben würden, und solche, die den Stift – oder besser gesagt die Reitklamotten – einfach packen. Auch wenn die Ärmel anfangs zu lange, und die Hosen wohl etwas zu groß waren – schließlich gab es bis 2008 die Uniformen nur für männliche Reiter – Hannah Zeitlhofer änderte alles. Als erste Frau brach die damals 21-Jährige mit einer jahrhunderte andauernden Tradition…
Unverhofft kommt oft!
Weil die studierte Pferdewirtschaftsmeisterin sich nicht allzu große Hoffnungen auf ihre Bewerbung als Bereiter-Anwärterin in der Spanischen Hofreitschule gemacht hatte, fiel die Freude über die positive Antwort auch umso größer aus. Und zu verdanken hatte die mutige Wienerin ihre neue Ausbildung damals Elisabeth Gürtler. Vor nunmehr neun Jahren wurde die Vizestaatsmeisterin im Dressurreiten von 1979 nämlich Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule und brach gleich zu Beginn mit der „Männer-Tradition“.
Ein ganz besonderes Team
Zum Glück, denn nicht nur Hannah Zeitlhofer sollte in den darauf folgenden acht Jahren die Chance bekommen sich zu beweisen. Auch ihr Ausbildungspferd Siglavy Batosta bekam durch seine neue Reiterin eine unverhoffte Karriere-Möglichkeit. Der dünne und sehr kleine Schimmel hätte nämlich verkauft werden sollen- so wie er aussah passte er nun mal nicht ins Bild der imposanten Dressurpferde. Doch Hannah sah das anders. Sie bemühte sich unheimlich dem lernwilligen „Toastie“ alle Lektionen beizubringen und so
wuchs über die Jahre nicht nur das Selbstvertrauen der jungen Reiterin. Gemeinsam beschlossen Hannah und Toastie acht Jahre später ihre Ausbildung. Aus einem unscheinbaren kleinen Pferd wurde ein imposanter Dressur-Schimmel, aus einem jungen Mädchen eine Frau, die es versteht mit ihm zu tanzen.
Ehre wem Ehre gebührt
Der Vormittag des 14.09.2016 und damit der Tag der Angelobung von Hannah Zeitlhofer zur ersten Bereiterin der Spanischen Hofreitschule geht damit in die Geschichte ein.
„Tradition und Gleichberechtigung müssen sich nicht ausschließen. Altehrwürdige österreichische Institutionen, wie die Spanische Hofreitschule, zeigen vor, dass auch Tradition mit der Zeit gehen muss, um bestehen zu können“, freute sich auch Sabine Oberhauser über die Feierlichkeit. Die Frauenministerin läutete gemeinsam mit Generaldirektorin Elisabeth Gürtler, Bundesminister Andrä Rupprechter und Aufsichtsratvorsitzendem Johann Marihart eine neue Ära ein.
Hannahs Fußstapfen
„Die erste Bereiterin ist ein großer Schritt für die Spanische Hofreitschule und ein wichtiges Signal“, bestätigte Elisabeth Gürtler den erfolgreichen Werdegang „ihrer“ neuen Bereiterin, in deren Fußstapfen bereits eine neue Amazone steht:
Theresa Stefan wurde als nächste Bereiter-Anwärterin bereits angenommen. Die 21-Jährige wurde nach ihrer Zeit als Eleven (Lehrling) im Rahmen der Feierlichkeiten in die nächste Ausbildungsstufe geschickt.
Das Gefühl kommt vor dem Wissen
„Bereiter an der Spanischen Hofreitschule zu sein ist nicht nur eine große Ehre, sondern auch mit Verantwortung verbunden – Verantwortung für ein Wissen, das nirgends nachzulesen ist, sondern das gelebt und weitergegeben werden muss“, fasste der administrative Leiter der Rennbahn, Herwig Radnetter die Aufgaben in der Spanischen Hofreitschule zusammen. Für seine nunmehr 40 Jahre andauernden Verdienste im Namen der Spanischen Hofreitschule wurde der 65-Jährige an diesem historischen Tag ebenfalls geehrt.
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