RB – Soldaten, viele Soldaten… und ganz viel Armut. Häuser, in denen zu wohnen wir uns nicht vorstellen können. Das nehme ich wohl als erste Eindrücke meines ersten Tages hier in Rio de Janeiro mit. Der Flug verläuft planmäßig, wenn ich auch fast ebenso planmäßig in den 12 Stunden von Frankfurt nach Rio nicht zum Schlafen komme. Zu eng sind die Sitze, zu breit meine beiden Nachbarn, die sich links und rechts von mir beim Schlafen entspannen. Unzählige Olympiaathleten, Offizielle, Familienangehörige und Journalisten warten in Frankfurt auf den Anschlussflug nach Rio. Die Boing 747 ist bis auf den letzten Platz vollgepackt mit Leuten aus unterschiedlichsten Nationen. Spannend, dass sich fast hauptsächlich Chinesen und Japaner die teuersten Plätze mit mehr Fußfreiheit oder Sitzen mit Schlafposition leisten.
Gleich nach der Ankunft folgt die erste Warteschlange. Ein erster Sicherheitscheck ist angesagt, der Stempel im Pass bedeutet dann: Türen auf für Rio. Die Akkreditierung ist hilfreich. Wir (die bereits Akkreditierten) werden an der Warteschlange vorbeigelotst und viel schneller abgefertigt. Dafür hängen wir dann danach wieder fast eine Stunde in der nächsten Warteschlange, denn nun muss man sich mit der Akkreditierung bei der Akkreditierungsstelle 😉 anstellen um den endgültigen Ausweis zu erhalten. Danach noch Koffercheck, Geld wechseln (Riad werden hier gebraucht) und zum Ausgang um den Shuttlebus zum Deodoro Media Village zu suchen. Hier ist alles gut organisiert und viele Helfer zur Stelle. “Deodoro? Der Bus kommt gleich”, heißt es. Leider dann auch nach 30 Minuten, 1 Stunde, 1 1/2 Stunden und mehrmaligem Nachfragen hören wir diese freundliche Information…. Schließlich beschwert sich ein Journalistenkollege und dann fährt der Shuttle nach 2 Stunden endlich vor. Dass der Bus unglaublich nach ungereinigten Sitzen stinkt, ist dann schon egal.
Inzwischen ist die Sonne aufgegangen und ganz kurz zeigt sich die Schönheit dieser Millionenmetropole als der Bus über einen Zubringer am Meer vorbei Kurs auf das Landesinnere nimmt. Der Zuckerhut ist wohl einer der Berge, den alle erkennen, auch wenn sie nicht an Geografie interessiert sind. Das Meer glitzert in der Morgensonne, die Luft ist mild – ich bin zwar müde, aber eine innere Vorfreude macht sich breit. Olympische Spiele journalistisch zu begleiten, ist schon etwas Besonderes. Alleine eine Akkreditierung zu bekommen eine Auszeichnung.
Das Deodoro Media Village holt mich dann wieder aus den Träumen. Eine Art Hochhausanlage, die 2011 für die Militärweltmeisterschaften gebaut und laut Angaben komplett renoviert wurde, erwartet uns. Sie ist in Brasiliens größtes militärisches Areal eingebettet und liegt im Nord-Westen von Rio de Janeiro. Von dort aus braucht man mit dem Bus wiederum ca 15 Minuten zum Equestrian Center. Ein näheres Hotel gibt es nicht. Der Preis ist bombastisch. 250 US Dollar zahlt man für eines dieser Zimmer pro Nacht. Aber weit gefehlt wer denkt, dass der Standard auch dem Preis entspricht. Das Wasser ist kalt, bei mir eine Steckdose herausgerissen und das WC nicht geputzt. Jeweils drei Räume sind in einem Appartement zusammengefasst. Man teilt sich (mit wildfremden Kollegen) den Aufenthaltsraum (in dem es für 3 Journalisten 2 Schreibtische gibt?!) und zwei der Zimmer haben ihr Bad über den Gang. Ich habe ‘Glück’ und bekomme eines der Zimmer mit eigenem Bad. Dass die Dusche dann nur kaltes Wasser spendet, nehme ich zwar zähneklappernd, aber doch relativ gelassen hin. Immerhin habe ich ein Bad für mich alleine.
Für Hunger und Durst gibt es ein wenig einladendes Zelt, in dem man frühstücken kann. In einem kleine Supermarkt kann man Chips, Wasser, WC-Papier, etc. kaufen, aber kein Obst oder halbwegs Essbares. Ich tröste mich mit der Vorfreude auf das Media Center im Equestrian Village, das doch dem Standard entsprechend hoffentlich Getränke, Obst und Snacks anbieten wird. Denkste…
Mit dem Shuttlebus fährt man recht angenehm, weil klimatisiert, ca. 15 Minuten zum Olympic Equestrian Center für Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiten. Das Stadion bietet für Springreiten und Dressur 14.000 Sitzplätze, für die Vielseitigkeit 20.000 Sitzplätze. Bewaffnete Soldaten sind auf den Straßen positioniert. Teilweise beobachten sie lediglich das Geschehen, teilweise wird die Fahrbahn mit Panzern auf eine Spur verengt und somit eine Sicherheitsschleuse ‘erzeugt’. Einmal angekommen passiert man zwei Sicherheitsposten. Beim ersten Check muss man sich ausweisen und die Taschen öffnen. Dann kommt der zweite Check, bei dem man die Taschen komplett ausräumen muss und dann geht es noch durch einen Scanner. Schafft man das ohne eine Piepserei, darf man endlich zur Arena. Wasserflaschen sind übrigens ebenso wenig erlaubt, wie sämtliche Utensilien, welche auch beim Securitycheck an Flughäfen aussortiert werden.
Das Pressoffice ist groß und hat gleich die nächste Überraschung bereit. Ein Internetanschluss via Lan-Kabel kostet 175 US Dollar! Irre! Also versuche ich erst mal das W-Lan. Hier verweisen mich gleich vier nicht Englisch sprechende Pressehilfen auf einen Ausdruck mittels dem ich in der Lage sein sollte mich einzuloggen. Leider nicht, denn weder ist der Name des zu suchenden W-Lans angegeben (ich sehe ca. 15), noch was man dann als PIN eingeben soll, wenn man endlich beim Registrieren angelangt ist. Doch auch diese Klippe schaffe ich dann irgendwann mit der Erkenntnis, dass ich morgen wohl doch noch in das ca 40 Minuten entfernte Main Press Center (MPC) pilgern werde, um mir den Lan-Anschluss zu leisten.
Durst darf man hier übrigens haben, es gibt Wasser, Tee und (Juchu!!) Kaffee. Doch wer Hunger hat muss zum Kiosk nebenan. Bis man sein (vor Fett triefendes) Baguette endlich in Händen hält, muss man einer Dame – die etwas Englisch spricht und eine Speisekarte in Händen hält – erklären, was man essen will. Sie erklärt das dann wiederum dem Kassenpersonal, diese drucken den Bon. Mit dem geht man zur nächsten Dame, die das gewünschte Baguette dann herausreicht. Dauert ca. 10 Min pro Kunde – ein Stau ist vorprogrammiert. Dennoch: eines muss man den Brasilianern lassen, alle sind ungemein freundlich und hilfsbereit.
Die Toilette mag ich hier nicht mehr beschreiben. ich habe diese merkwürdige Konstruktion gefilmt, bei der mit dem Betätigen der Spülung ein wundersamer Wasserstrom von unten auf den Boden hervorquillt. Das Ergebnis: die Toiletten sind ziemlich grauslich und sehr überschwemmt.
Fazit des 1. Tages: gut angekommen, so viele Soldaten, Panzer und Waffen wie noch nie gesehen, Zimmer wenig zufrieden stellend bzw. eher Substandard, ganz viele liebe Journalistenkollegen und Fotografen aus aller Welt getroffen, draußen geschwitzt, im Pressoffice gefroren, selten geniale Venue abgegangen, ganz viele liebe Reiter, Trainer und Grooms getroffen, gespannt auf den Sport und wer die Medaillen holt” ‘Meine’ Olympischen Spiele haben begonnen!
Stay tuned!
Eure RMB
Die Eröffnungszeremonie findet am Freitag, 05.08.2016 statt.
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