Pferde – Hunde und Katzen haben sie, ebenso wie Seehunde und eben auch Pferde: Tasthaare. Das Schneiden dieser ist in Österreich verboten, und seit 2021 bestraft auch die FEI das sogenannte „Clippen“. Doch wofür brauchen Pferde eigentlich ihre Tasthaare?
Was sind Tasthaare überhaupt?
Tasthaare oder auch Schnurrhaare, Vibrissen oder Sinushaare genannt, befinden sich hauptsächlich im Gesicht und sind ein elementarer Teil der Sinneswahrnehmung vieler Tiere. So auch unserer liebsten Haustiere wie Katzen, Hunde und Kaninchen, oder auch bei Waschbären, Pferden oder Seehunden. Obwohl sie selbst aus leblosem Material bestehen und von keinerlei Nerven durchzogen sind, bilden sie ein wichtiges Tastorgan. Die Haarwurzeln sind von etlichen Nervenenden umgeben und leiten jede kleinste Berührung an das Gehirn weiter. Dabei sind die Haare dicker und länger als das gewöhnliche Fell.
Dadurch können sich Tiere im Dunkeln oder im trüben Wasser zurechtfinden, Gefahren frühzeitig erkennen oder Nahrung aufspüren. Sie sind quasi ein eingebautes Navigationssystem. Wildlebende Tiere weisen dabei mehr Tasthaare auf als domestizierte Rassen. Bei letzteren kann man im Maulbereich in etwa 50 und rund um die Augen zwischen fünf und fünfzehn Tasthaaren zählen.
Tasthaare bei Pferden
Pferde können durch die seitlich angesetzten Augen mehr sehen als andere Säugetiere. Das ist für sie als Fluchttiere überlebenswichtig. Die Tasthaare decken einen Teil des toten Winkels ab, der in etwa 50 cm vor dem Pferdekopf liegt. Durch die Vibrissen können Pferde Futter von Giftpflanzen unterscheiden, spüren manchmal zum Leidwesen ihrer Besitzer:innen Medikamente im Futter auf oder finden im Dunkeln jeden Heuhalm.
Zusätzlich schützen die Tasthaare ums Maul und besonders um die Augen vor Stoßverletzungen und warnen vor Gegenständen oder Insekten.
Schneiden der Tasthaare: ja oder nein?
Das sogenannte „Clippen“ ist in Österreich und Deutschland bereits seit Jahren per Gesetz verboten. Nicht zu verwechseln mit dem Scheren (englisch: Clipping) des Langhaares, das vor allem im Winter bei Sportpferden weit verbreitet ist.
Seit 2021 bestraft auch die FEI das Abschneiden der Tasthaare, ebenso wie das der Haare in der Ohrmuschel. Auf anderen Kontinenten ist das Entfernen der Vibrissen leider immer noch Usus und wird teilweise sogar positiv in die Bewertung mit einbezogen. Dabei werden sie aus optischen Gründen geschoren, gezupft oder sogar abgebrannt.
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