Vielseitigkeit Luhmühlen
Michael Jung auf Siegerkurs | Jung, Frank Ostholt und Klimke in der Meisterschaftswertung vorne
Luhmühlen (fn-press). Zwei Prüfungen – ein Führender: Nach Dressur und Geländeritt liegt Michael Jung bei der internationalen Vielseitigkeit in Luhmühlen gleich zwei Mal an erster Stelle. Er könnte damit der Erste sein, dem es gelingt, im selben Jahr sowohl die Vier-Sterne-Prüfung (CCI****) als auch die Drei-Sterne-Prüfung (CIC***) zu gewinnen. „Noch ist die Sache nicht im Kasten“, wiegelt der 29-jährige Schwabe ab. Denn erst müssen alle Paare noch ein Springen als dritte und letzte Teilprüfung absolvieren. Sollte es für Jung klappen, käme zum Welt- und Europameistertitel der erste deutsche Meistertitel hinzu.
Michael Jung (GER) secures Cross Country win on Leopin FST at HSBC FEI Clasiscs™ in Luhmühlen (Photo: Peter Nixon/FEI)
Mit einer Punktlandung im CIC***-Geländeritt rückte Michael Jung diesem Ziel ein gutes Stück näher. Es blieb für ihn und Weidezaunprofi’s River of Joy beim Dressurergebnis von nur 27,8 Minuspunkten. „Zur Not“ hat er mit seinem Nachwuchspferd Halunke FBW noch ein weiteres Eisen für die Deutsche Meisterschaft im Feuer. Zwar brauchte der Wallach im Gelände etwas länger erlaubt, liegt aber mit 38,6 Minuspunkten ebenfalls gut im Rennen. Im CCI**** gelang Jung mit Leopin FST ebenfalls eine Nullrunde, womit der die noch in der Dressur führende Australierin Lucinda Fredericks mit Flying Finish hinter sich ließ und sich selbst an die Spitze setzte.
An zweiter Stelle im CIC*** und der Deutschen Meisterschaft rangiert wie nach der Dressur der EM-Dritte Frank Ostholt (Warendorf) mit Little Paint. Er kam jedoch fünf Sekunden zu spät ins Ziel der 3.700 Meter langen Geländestrecke und vergrößerte damit seinen Abstand auf den führenden Jung auf rund sieben Punkte. „Die Zeit habe ich in der ersten Minute verdeimelt, da war ich noch ein bisschen vorsichtig“, sagte der Mannschaftsolympiasieger. Vor dem entscheidenden Springen hat er 34,8 Minuspunkte auf dem Konto. Kaum im Ziel, stand Ostholt schon vor dem Bildschirm, um den Ritt seiner Frau Sara Algotsson-Ostholt zu verfolgen. Diese war mit ihrer Schimmelstute Wega eine Sekunde schneller als ihr Mann und rangiert damit weiterhin auf Platz drei in der internationalen Wertung (35,6 Minuspunkte). „Wega war einfach beeindruckend, sie ging hier wie ein Rennauto“, sagte die Schwedin, die sich wie ihr Mann in Luhmühlen ebenfalls für die Olympischen Spiele empfehlen will – allerdings für ihr Heimatland.
Auf dem dritten Platz der Meisterschaftswertung rangiert nach dem Gelände Ingrid Klimke (Münster) mit ihr Nachwuchspferd Tabasco (35,8). „Er hat mich selbst total überrascht“, strahlte die Mannschafts-Olympiasiegerin. „Er rannte hier wie der schwarze Blitz.“ Auch wenn er zwei Sekunden länger brauchte als erlaubt, war Klimke auch mit ihrem Championatspferd FRH Butts Abraxxas mehr als zufrieden. „Braxxi war total souverän, einfach easy. Er bewältigte die Aufgaben hier mit einem Lächeln. Zwei Mal ist er ein bisschen weggerutscht und ist trotzdem gesprungen. Er ist einfach so ehrlich“, sagte Klimke. Das Paar liegt vor dem Springen auf Platz sechs im CIC***.
Der erste Reiter, der innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel kam, war Dirk Schrade (Sprockhövel) mit King Artus. Er rückte mit 43,0 Strafpunkte um drei Plätze auf und ist damit Achter vor dem abschließenden Springen. Nicht an den Start ins Gelände ging Titelverteidiger Andreas Ostholt (Warendorf), der nach Dressur noch auf Platz zehn rangierte. „Franco Jeas hatte plötzlich ein dickes Bein, da wollten wir kein Risiko eingehen. Es sieht aber so aus, als wären wir bald wieder fit“, sagte Ostholt.
Während das CIC*** fast zur Hälfte deutsch besetzt war, traten im CCI**** nur vier deutsche Paare zum Vergleich an. Neben Michael Jung überzeugte auch Andreas Dibowski (Döhle) mit FRH Butts Avedon mit einer Nullrunde. Lediglich Zeitfehler musste sich der Vorjahressieger mit dem erst neunjährigen Ex-Bundeschampion anrechnen lassen. „Es waren viele Aufgaben am Anfang, gerade für ein junges Pferd. Er guckte überall woanders hin, da habe ich Zeit verloren, die habe ich nicht mehr reingekriegt“, sagte „Dibo“ nach seinem Ritt. Kai Rüder (Blieschendorf), der den Geländeritt mit einer Helmkamera fürs Fernsehen aufzeichnete, landete mit Oliver Cael auf Platz 22. Pech hatte dagegen Anna Warnecke (Osnabrück), die mit Twinkle Bee zum Kreis der Olympiakandidaten zählt. Ihr Vier-Sterne-erfahrenes Pferd stockte im ersten Teich an einem „Boot“, so dass die Reiterin das Hindernis alleine überwand. Ross und Reiter kamen allerdings mit dem Schrecken davon. Anders Selina Elliott. Die Britin stürzte an Hindernis acht und zog sich dabei einen Beckenbruch zu.
Fehlerfrei beendeten Andrew Hoy und Rutherglen den von Captain Mark Phillips gebauten Kurs. Der Australier, der in Vergangenheit spezielle Erfahrungen mit dem Luhmühlener Wasser gesammelt hatte, kam in diesem Jahr trocken ins Ziel. „Ich bin hier schon fünfmal durchgeritten, viermal davon bin ich im Wasser gelandet“, scherzte er in der Pressekonferenz. Mit seiner Nullrunde mit Rutherglen belegt er nun Platz zwei hinter Michael Jung. Dritter im CCI**** ist vor dem Springen der Brite Oliver Townend mit Armada.
Ergebnisse nach dem Gelände
1 Michael Jung/Leopin FST (GER) 32.8 + 0 = 32.8
2 Andrew Hoy/Rutherglen (AUS) 34.8 + 0 = 34.8
3 Oliver Townend/Armada (GBR) 39.5 + 0 = 39.5
4 Lucinda Fredericks/Flying Finish (AUS) 31.8 + 9.2 = 41.0
5 Andrew Nicholson/Calico Joe (NZL) 41.7+ 0 = 41.7
6 Charlotte Agnew/Out Of Africa Two (GBR) 40.8 + 2.4 = 43.2
7 Andreas Dibowski/FRH Butts Avedon (GER) 35.2 + 8 = 43.2
8 Oliver Townend/ODT Sonas Rovatio (GBR) 49.8 + 0 = 49.8
9 Wendy Schaeffer/Koyuna Sun Dancer (AUS) 49.5 + 22.4 = 51.9
10 Harry Meade/Wild Lone (GBR) 50.8 + 1.2 = 52.0
Alle Ergebnisse hier www.luhmuehlen.de
Quelle: fn-press / fei-press