CM – In einigen Stallungen Ostösterreichs wurden Fälle vom Equine Herpesvirus gemeldet. Das führte zu zahlreichen Turnierabsagen und -verschiebungen (EQWO.net berichtete) und die Verunsicherung ist groß! Das geht so weit, dass Turnierveranstalter, die ihren Event nicht absagen möchten, in den sozialen Netzwerken als verantwortungslos dargestellt werden. Die Universitätsklinik für Pferde der Vetmeduni Vienna hat ein Informationsmail an alle Tierärzte ausgeschickt, mehr dazu weiter unten im Artikel.
Wir wollten wissen, ob die teilweise sehr drastischen Maßnahmen, wie z.B. dass einige Reitbetriebe auch Tierärzten oder Hufschmieden das Betreten ihrer Anlage untersagt haben, berechtigt sind oder vielleicht doch etwas übertrieben?
EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net hat daher bei Tierarzt Mag. Franz Rongits nachgefragt. Der Veterinär arbeitet seit vielen Jahren ausschließlich mit Pferden, hat seinen Hauptsitz in Sarasdorf (NÖ), und ist in vielen Stallungen im Umkreis von Wien bis ins Burgenland tätig. Seine Spezialgebiete sind Besamungen, Geburten und Koliken. Er ist selbst Pferde- und Hundezüchter.
„Das Infektionsrisiko ist meiner Meinung nach derzeit nicht größer als sonst, außer natürlich in den betroffenen Stallungen. Hier ist eine Quarantäne natürlich sinnvoll. Der Equine Herpesvirus wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Es ist nicht auszuschließen, dass eine eventuelle Kontaminierung von Kleidung gegeben ist. Das ist aber nur sehr schwer vorstellbar, sonst wäre das schon vor langer Zeit eskaliert.
Es gibt jedes Jahr Todesfälle wegen Herpes. Herpes hat es schon immer gegeben. Ich persönlich, finde die Turnierabsagen etwas überzogen. Natürlich muss man aufpassen, aber übertriebene Vorsicht ist nicht nötig. Es gibt sogar Stallungen, in die wegen Herpesgefahr nicht einmal mehr Tierärzte hinein dürfen, das ist nur Panikmache.“ sieht der erfahrene Tierarzt, der hauptsächlich in Pferdeställen in Wien Umgebung und rund um den Neusiedlersee unterwegs ist, die Situation gelassen. „Die Panik vor dem Virus breitet sich aus, jeder Husten wird als Herpesanzeichen gedeutet. Die Gefahr ist aber nicht größer als sonst, das wird derzeit wirklich überbewertet!“
Ein Informationsmail der Vetmeduni Vienna richtete sich an Tierärzte und wurde am 10. Juni versandt: “Auch im heurigen Frühjahr treten wieder Fälle der neurologischen Form des Equinen Herpes Virus (EHV-1) in ganz Europa auf. Die Anzahl der erkrankten Pferde bewegt sich dabei in der üblichen Größenordnung. Aktuell sind vereinzelte Fälle aus Niederösterreich bekannt. Die vier Isolationsboxen der Vetmeduni sind mit Patiententieren belegt. Zur Zeit könnnen keine infektiösen Pferde aufgenommen werden.”
Die Universitätsklinkik für Pferde steht behandelnden Tierärzten gerne für telefonische Beratungsgespräche rund um die Uhr zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Equinen Herpes Virus findet man hier.
Dieser Text wurde von EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.