Trakehner Verband
Trakehner Hengstmarkt – Aufregend seit 1963
Neumünster – Vor 50 Jahren war es ein Signal nach schwierigen Zeiten: Der allererste Trakehner Hengstmarkt fand 1963 in Neumünster statt und stellte den ersten großen Schritt des erst 1947 in Hamburg gegründeten Trakehner Verbandes dar. Vom 18. bis 21. Oktober präsentiert sich die 50. Auflage des Hengstmarktes in Neumünster als modernes Instrument für das Marketing der mit 280 Jahren ältesten Reitpferdezucht der Welt. Und auch als „Familientreffen“ der Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Herz an Trakehner Pferde verloren haben.
Zwei Beispiele dafür sind Vorstandsmitglieder des Trakehner Verbandes. Hans-Werner Paul aus Rethwisch in Schleswig-Holstein ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes und packte schon beim allerersten Hengstmarkt in Neumünsters Holstenhalle mit an. „Das war noch eine bescheidene Veranstaltung damals,“ erinnert sich Paul, „zur Körung wurden 12 oder 13 Hengste vorgestellt und ungefähr 100 Leute waren zum Zuschauen gekommen.“ Inzwischen kommen Gäste als buchstäblich allen Teilen der Welt zum Trakehner Hengstmarkt in die Holstenhallen.
Jürgen Hanke aus dem niedersächsischen Hameln zählte gerade mal 19 Lenze, als er mit den Mitarbeitern des Gestütes Webelsgrund im LKW nach Neumünster zum ersten Hengstmarkt reiste. Hotelzimmer? Fehlanzeige – die Nächte wurden in der Fahrerkabine des LKW verbracht. Hanke, heute stellvertretender Vorsitzender des Trakehner Verbandes und Motor des Trakehner Bundesturniers: „Wir haben uns halb tot gefroren…“ Genau 25 Jahre später erleben Jürgen Hanke und seine Frau Gina einen außergewöhnlichen Hengstmarkt, denn der aus ihrer Zucht stammende Junghengst Caprimond wird gekört und als typvollster Hengst prämiert. Wo ist da der Pulsschlag? Hanke: „Der war sehr weit oben. Wir haben natürlich gejubelt, als der Hengst gekört und prämiert wurde. Mir sind wirklich die Knie weich geworden. Das ist ein besonderer Moment, die Halle war brechend voll…“ Eben jener Caprimond, aufgezogen mit Hubertus Poll auf dem Gestüt Hörem und verkauft an den Klosterhof Medingen, hat der Trakehner Zucht seinen Stempel aufgedrückt. Der Köranwärter von 1987 hat Generationen bedeutender Söhne und Töchter hinterlassen….
Einen gekörten Hengst aus eigener Zucht zu stellen, das ist wie ein Ritterschlag für Pferdezüchter.. Den erlebte auch Hans-Werner Paul mehrmals: Die Erwartung, die Spannung und die Freude über das Körprädikat. Er hat den ersten Trakehner Hengstmarkt erlebt, war Körkommissar und ist nun im Vorstand des Trakehner Verbandes. Für ihn war die Installierung des Hengstmarktes in Neumünster ein Markstein: „Aus meiner Sicht ist das der entscheidende Schritt dafür gewesen, dass der Trakehner Verband überleben konnte. Mit der zentralen Körung waren Vergleich und Selektion möglich. Vorher war das Ländersache, da wären die Trakehner mutmaßlich Anhängsel anderen Verbände geworden oder darin aufgegangen.“
Die Idee für eine zentrale Kör- und später auch Auktionsveranstaltung hatte Dr. Fritz Schilke, ehemals Geschäftsführer der ostpreußischen Stutbuchgesellschaft. Hans-Werner Paul: „In Trakehnen gab es ja auch schon Auktionen für Jagdpferde, ebenso in Königsberg und Dr. Schilke hat auch in Berlin Trakehner Auktionen organisiert, weil es für Interessenten leicht war, dorthin zu kommen.“ Reitpferdeauktionen für Trakehner wurden schon vor dem ersten Trakehner Hengstmarkt organisiert. „Ich weiß noch das ich ein Reitpferd ohne Sattel angeritten habe, das war Parsifal und der wurde für 3400 Mark verauktioniert – das war damals ein sehr gutes Ergebnis“, lacht Hans-Werner Paul, dessen Familie mit zwei Stuten aus der Dohna`schen Zucht die eigene Trakehner Zucht nach 1945 begründet hat.
Zahlen, die sich heute kaum mehr jemand vorstellen kann. Einen geradezu sensationellen Spitzenpreis erzielte 1964 beim Trakehner Hengstmarkt in Neumünster der Hengst Malachit mit 20.000 Mark. Rekordmarken, die längst eingestellt worden sind: 2006 durch den Siegerhengst Songline und 2010 durch den 2. Reservesieger Millennium – beide wurden für jeweils 320.000 Euro ersteigert.
Die Trakehner Pferde prägen den Alltag ihrer Züchter, Aufzüchter, Besitzer und Reiter und in den vier Tagen des Hengstmarktes sieht man überdurchschnittlich viele Menschen, die definitiv angespannt wirken – das sind die nervösen, erwartungsvollen Aussteller der Hengste, Reitpferde, Stuten und Fohlen. Große Hoffnungen verbindet jeder mit der Körung und Auktion und so fließen prompt Freudentränen und auch Tränen der Enttäuschung oder der Abschiedsschmerz hinterlässt vereinzelt Spuren, wenn erfolgreich verkaufte Auktionspferde eben nicht wieder mit in den heimischen Stall kommen….
Mehr Informationen im Internet: www.trakehner-verband.de
Quelle: Pressemeldung