Viele junge Menschen, insbesondere Mädchen, träumen von einem Beruf mit Pferden. Die Vorstellung, den ganzen Tag im Stall zu verbringen, zu reiten und ein “Leben am Ponyhof” zu führen ist verlockend. Dass die Realität aber doch ein wenig anders aussieht, erzählen die gelernte Pferdewirtin Sophia Mann und ihr Ausbilder Ulrich Rasch.
“Ich habe immer ein eigenes Pfed gehabt und reite, seit ich ein kleines Mädchen war”, so Sophia Mann. Zufällig kam sie dann auf den Hof von Ulrich Rasch in Brunnthal. “Dort habe ich vorgeritten und dann den Ausbildungsvertrag unterschrieben.”
“Man muss einigermaßen routiniert reiten können, um die Ausbilung erfolgreich zu absolvieren”, erläutert Ulrich Rasch. Im gleichen Atemzug warnt Rasch davor, sich romantischen Fantasien hinzugeben: “Das ist harte körperliche Arbeit, bei jedem Wetter.”
Geregelte Arbeitszeiten gibt es kaum bis gar nicht, unvorhergesehene Ereignisse gehören zum Alltag. Das weiß auch Sophia Mann: “Wenn ein Pferd krank ist, Betreuung oder Pflege braucht, kann ich nicht nach Hause gehen.”
Man sollte also viel Disziplin und Willensstärke mitbringen, um in diesem Job bestehen zu können. Und das bei vergleichsweise geringem Lohn. “Im Schnitt verdienen die Auszubildenden im ersten Lehrjahr 621 Euro, im zweiten 669 und im dritten 725 Euro in den alten Bundesländern, in den neuen sind es rund 70 Euro weniger”, sagt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Es kann im Einzelfall aber auch deutlich weniger sein.
Fixe Tarife gibt es nicht, in Deutschland existiert aber zumindest eine Gehaltsempfehlung der Bundesvereinigung der Berufsreiter. In Österreich beträgt das Einstiegsgehalt laut AMS je nach Ausbildung im Schnitt zwischen 1.430 und 1.880 Euro brutto.
Markus Scharmann, Ausbildungsexperte bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) empfiehlt jungen Leuten vor der Lehre erstmal ein Praktikum zu absolvieren: “Gerade in den ersten Monaten stellt sich heraus, dass das Leben eines Pferdewirtes nicht mit dem Hobby Pferdesport zu vergleichen ist”, so Scharmann.
Zur Ausbildung gehört es, Pferde zu pflegen und zu füttern. “Auch Themen wie Zucht, Weidemanagement, Gesundheitsmanagement oder Betriebsführung stehen auf dem Ausbildungsplan.” Zwar gibt es keine formellen Zugangsvoraussetzungen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Auf folgende Punkte werden Ausbilder jedoch häufig achten: “Schulbildung, Sportlichkeit, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Vorerfahrungen und allgemeiner Umgang mit dem Pferd”, sagt Scharmann.
Die jungen Leute können nach erfolgreicher Prüfung in Reitschulen, Pensionsbetrieben, Ausbildungs- und Turnierställen, Zuchtbetrieben oder Rennställen arbeiten. Weil es für Pferdewirte oft keine verbindlichen Tarifverträge gibt, erstellt die Bundesvereinigung der Berufsreiter regelmäßig Gehaltsempfehlungen. Demnach sollte ein ausgelernter Pferdewirt, abhängig von verschiedenen Bedingungen, zwischen 1598 und 2630 Euro pro Monat verdienen.
Doch sie haben noch mehr Möglichkeiten: “Pferdewirtschaftsmeister mit einer Ausbildung in Deutschland werden in der ganzen Welt gesucht”, sagt Rasch. Das weiß auch Sophia Mann. “Ich möchte eine Weltreise machen – und an den Orten, an die ich gehe, mit Pferden arbeiten.”
Quelle: DPA / sueddeutsche.de
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