Pferdeklappe – Der Österreichische Tierschutzverein hat Grund zur Freude: Nach fast zwei Jahren Rehabilitation in der Pferdeklappe in Reutte hat die schwer misshandelte und traumatisierte Lipizzanerstute Capriola endlich ihr Happy End gefunden. Der besonders schwere Fall von Misshandlung hatte 2021 medial für Aufregung gesorgt.
„Capriola verfügt über eine beeindruckende Intelligenz. Nur durch ihre enorme Widerstandskraft und einen fast übermenschlichen Lebenswillen konnte sie ihre traumatische Vergangenheit überleben. Dafür gebührt ihr mein größter Respekt“, sagt Carina Lechner. Die erfahrene Pferdebesitzerin, die auch pferdegestützte Therapiekonzepte anbietet, hat Capriola ein dauerhaftes Zuhause gegeben. Die 15-jährige Stute lebt nun in einem großzügigen Offenstall in Oberbayern. In der großen, gemischten Herde hat die Lipizzanerstute bereits Anschluss und Freundschaften gefunden.
Vertrauen mit Herz erarbeitet
Wie zu ihren anderen geretteten Pferden fühlte sich Carina Lechner auch zu Capriola sofort magisch hingezogen. „Ich musste ihr einfach helfen, koste es, was es wolle.“ So hat die traurige Geschichte von Capriola doch noch ein Happy End gefunden. Carina Lechner: „Sie ist zwar noch in der Eingewöhnungsphase, aber sie macht beeindruckende Fortschritte und wächst jeden Tag über sich hinaus.“
Das Vertrauen der Stute kam nicht von heute auf morgen. Ein halbes Jahr lang besuchte Carina Lechner fast wöchentlich die Pferdeklappe in Reutte und freundete sich langsam mit Capriola an. Ingrid Schätzle, Leiterin der Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins: „Bevor wir ein Pferd zur Vermittlung freigeben, stellen wir sicher, dass sich das Pferd beim neuen potenziellen Besitzer überhaupt wohlfühlt. Bei Carina Lechner hat Capriola von Anfang an deutlich positive Signale gezeigt.“
Gesucht: „the perfect match“
Die Pferdeklappe sucht für jeden ihrer Schützlinge „the perfect match“. Unser Ziel ist, dass eine lebenslange Freundschaft zwischen Tier und Mensch entsteht. Ingrid Schätzle: „Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte. Wenn sich die neuen Besitzer damit auseinandersetzen und sich auf die Geschichte des Pferdes einlassen, kann das zu einem erfolgreichen Zusammenleben führen. So konnten wir von 99 aufgenommenen Pferden bereits 76 in ein neues, passendes Zuhause vermitteln.“
Schockierender Fall für die Pferdeklappe
Der Fall Capriola sorgte im September 2021 in Österreich und Deutschland für Schlagzeilen. Ein Ungar bot die Lipizzanerstute im Internet als sensibles Therapiepferd an. Die Beschreibung klang perfekt. Doch kurz nach dem Kauf wurde die neue Besitzerin brutal mit der Realität konfrontiert. Sie erhielt ein völlig verwahrlostes Pferd, abgemagert bis auf die Knochen, schwer verletzt an Beinen und Maul.
Schnell wurde klar: Der Mann war ein Betrüger, das Pferd musste schwer misshandelt worden sein. Das verängstigte Tier reagierte panisch auf Berührungen und zeigte einen sehr ausgeprägten Fluchtreflex. Die Pferdefreundin war mit dem verstörenden Verhalten überfordert und bat den Österreichischen Tierschutzverein um Hilfe.
Vorbild für eine bessere Mensch-Tier-Beziehung
Für Geschäftsführer Alfons Hargaßner leider kein Einzelfall. „Pferden in Not zu helfen, gehört zu unseren Kernkompetenzen. Erste Anlaufstelle dafür ist unsere Pferdeklappe. Der Hof ist eine über die Landesgrenzen hinaus etablierte Einrichtung für Pferdebesitzer, die sich aufgrund einer Notsituation nicht mehr um ihre Tiere kümmern können oder wie im Fall Capriola von Händlern betrogen wurden. Damit sind wir ein Vorbild für eine bessere Mensch-Tier-Beziehung, die auf gegenseitigem Verständnis und Mitgefühl beruht.“ In diesem Zusammenhang appelliert Hargaßner, nie Tiere aus dem Internet zu kaufen. Das sichert nur betrügerischen Händlern das Überleben und unterstützt deren Tierquälerei.
Geduld, Einfühlungsvermögen und Fachwissen
Als Capriola auf dem Hof ankam, war sie nervös, angespannt, ängstlich, impulsiv und traumatisiert. Die tierärztliche Untersuchung ergab, dass der anhaltende Stress auch das Herz-Kreislauf-System des Pferdes belastet hatte. Ingrid Schätzle und ihr engagiertes Tierpflege-Team haben dem traumatisierten Pferd mehr als drei Jahre lang mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Fachwissen geholfen, seine Ängste besser in den Griff zu bekommen und menschliche Nähe zuzulassen.
Dafür mussten sie ganz von vorne anfangen: Vertrauen aufbauen, eine Beziehung entwickeln, die richtige Therapie anwenden und regelmäßig mit der Stute trainieren, um sie fitter zu machen – und das erfordert viel Geduld und Liebe!
Freundin Mädi hilft beim Aufbautraining
Die artgerechte Herdenhaltung auf dem Hof erwies sich für Capriola als Glücksfall. Zu der zehnjährigen Warmblutstute Mädi entwickelte sich unerwartet eine besondere Freundschaft. Mit ihrer großen Ruhe und Gelassenheit gab sie der Lipizzanerstute Sicherheit. Sie war immer an ihrer Seite, ob auf der Weide oder bei der Bodenarbeit.
Als perfektes Begleitpferd half sie Capriola, ihre Ängste zu überwinden. Mädi machte es vor und Capriola hatte weniger Furcht, etwas zu tun. Sie lernte, Berührungen zuzulassen, an der Longe zu gehen, kleine Hindernisse zu überwinden und den Menschen mehr zu vertrauen. Für jede kleine Verbesserung gab es Lob und ab und zu einen Leckerbissen.
Der Allgemeinzustand von Capriola verbesserte sich. Das Tier wurde kräftiger, der Bauch wurde runder. Das machte das Team stutzig. Nach einer gründlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Stute trotz ihres katastrophalen Zustands trächtig auf den Hof gekommen war. Im April 2022 brachte sie das gesunde Hengstfohlen Surprise zur Welt. Inzwischen ist er über zwei Jahre alt und kastriert.
Der junge Wallach kommt gut ohne seine Mutter zurecht. So verbrachte er bereits mehrere Wochen ohne elterliche Aufsicht auf der Alm in den Lechtaler Alpen. Jetzt sucht Surprise ebenfalls einen Herzensmenschen, der ihm wahre Freundschaft und ein Für-immer-Zuhause schenkt. – Genauso wie seiner Mutter Capriola.
Quelle: Pressemitteilung/OTS
Weiterführende Links:
>> www.tierschutzverein.at
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