Man sollte meinen, dass Weltcup Bewerbe im Pferdesport für die Athleten einen hohen Stellenwert haben – und zwar in allen Disziplinen. Bei einigen Voltigieren nimmt die spannende Serie jedoch offensichtlich keine besonders hohe Stelle in der Prioritätenliste ein.
Aus diesem Grund wandte sich der Ex-Weltmeister Patric Looser nun in einem Statement auf voltigierservice.de an seine Kollegen:
„Ich hoffe, dass die Voltigierer den Weltcup in Zukunft ernster nehmen und die Stationen besser besucht sein werden.“ Dass es beim Finale in der Steiermark kurzfristig zu zahlreichen Absagen gekommen war, ärgert den in Köln lebenden Schweizer. „Die Priorität sollte ganz klar beim Weltcup liegen, bei dem wir mit den Spitzensportlern der anderen Disziplinen aufeinandertreffen und ein breites Publikum ansprechen können. Hier hat unser Sport eine große Chance, die wir unbedingt nutzen sollten“, gab der 30-Jährige zu Protokoll.
Der Schweizer, der als Sprachrohr der Voltigierer seit vielen Jahren einen engen Kontakt zur FEI hält, verweist auch auf einen behutsamen und sensiblen Umgang mit dem Weltverband. „Noch haben wir die Unterstützung der FEI, aber wenn wir weiter so unüberlegt handeln, kann diese Unterstützung natürlich nicht garantiert werden“, sagt Looser. Er bezieht sich dabei nicht allein auf das Finale in Österreich. „Graz war nur der Höhepunkt. Es läuft auch sonst nicht rund. Es gibt einfach zu viele Absagen an jedem Turnier und einen schlechten Informationsfluss der Voltigierer an die Veranstalter, denen dann die Planung unnötig verkompliziert wird.“ Der oft genannte Grund der Pferdeschonung gilt in den Augen des Voltigier-Aushängeschildes nicht. „Es gibt genügend Voltigierer, die sich sinnvoll organisieren und auf fremden Pferden mit großen Erfolgen starten“, verdeutlicht Looser – der selbst zweimal den Weltcup gewann – und verweist unter anderem auf den Franzosen Nicolas Andreani sowie die deutschen Bundeskader-Voltigierer aus Hamburg und Hannover. „Einen guten Voltigierer zeichnet unter anderem auch aus, dass er sich auf ein anderes Pferd gut umstellen und einfühlen kann“, verdeutlicht er.
Looser lobt zugleich die Arbeit von Bettina De Rham, die FEI-Koordinatorin für die Disziplinen Fahren, Westernreiten und Voltigieren. Die Funktionärin hatte sich nach der Absage aus Doha in Bezug auf das Weltcup-Finale für einen Ersatz-Austragungsort stark gemacht und die Horsedeluxe GmbH mit dem „Fest der Pferde“ in Graz ins Boot geholt. Im Anschluss an das Turnier gab es Gespräche zwischen Aktiven, Richtern und FEI über die Zukunft der prestigeträchtigen Winter-Serie. Dabei wurde der Wunsch der vertretenen Voltigierer laut, den Weltcup aufzuwerten. Im Gespräch waren unter anderem die Vergabe von Worldranking-Punkten (bisher nicht der Fall) sowie eine Möglichkeit der direkten Qualifikation für das darauffolgende Championat. Die Ideen stießen bei Richtern und der FEI auf Zustimmung. „Wir haben uns sehr gefreut, dass unsere Vorschläge nun offiziell bei der FEI diskutiert werden“, sagt Kristina Boe, die sich maßgeblich an den Gesprächen beteiligt hatte. Eine konkrete Ausarbeitung und Umsetzung der Ideen soll in den kommenden Monaten erfolgen.
Quelle: voltigierservice.de