One to watch: Sanne Thijssen (NED) im Porträt
Sie ist zierlich, bescheiden, gerade einmal 17 Jahre alt und eines der wohl größten Nachwuchstalente im internationalen Springreitsport: Sanne Thijssen. Wir haben uns mit der ehrgeizigen Tochter des niederländischen Springreiters Leon Thijssen über ihren Alltag, Erfolge und Karriereziele unterhalten.
Gerade eben hat Sanne mit ihrer quirrligen Stute Warette im GLOCK HORSE PERFORMANCE CENTER in Treffen (AUT) ihren allerersten CSI3* Grand Prix bestritten. Aufgrund ihres Alters durfte sie bis dato nämlich nur in Grand Prix bis Zwei-Sterne-Level reiten. Ein ärgerlicher Fehler am letzten Sprung verhinderte einen Einzug ins Stechen. Die junge Niederländerin nimmt’s gelassen: „Warette ist selbst ja nur 1,64 m groß. Sie ist an diesem Wochenende alle großen Springen gegangen, war in der Qualifikation für den Grand Prix Zweite. Dabei hat sie eigentlich gar nicht so viel Vermögen, aber für mich kämpft sie auch in einem 1,55 m hohen Parcours“, lächelt sie ein wenig schüchtern.
Lernen von den Profis
Insgesamt kann Sanne mit dem Wochenende in Treffen zufrieden sein. Zwei zweite, einen neunten und einen zehnten Rang holte die Schülerin, zweimal gab es Punkte für die Weltrangliste. Diese ohnehin schon bemerkenswerte Leistung ist umso beeindruckender, wenn man weiß, dass Sanne ohne Trainer am Turnier war.
„Mein Papa, Leon Thijssen, war in Amsterdam. Daher war ich hier auf mich alleine gestellt. Natürlich hat mir mein Pfleger beim Abreiten der Pferde geholfen. Aber das Abgehen der Parcours und wie ich mich auf die Prüfungen vorbereite, lag an mir.“
Dabei hat Sanne aber immer die Augen und Ohren offen: „Egal ob mein Papa mit am Turnier ist oder nicht, ich versuche immer den anderen Reitern zuzuhören. Da kann man ordentlich was lernen. Immerhin haben sie ja schon ein paar Jahre mehr Erfahrung. Das was ich höre, versuche ich dann auch umzusetzen.“
Wie alles begann
Wenn man als Tochter eines bekannten niederländischen Springreiters aufwächst, ist es kein Wunder, dass man früh mit dem Reiten anfängt. Bereits mit sieben Jahren bestritt Sanne ihr erstes nationales Turnier, damals noch im Ponysattel. Den internationalen Ponysport hat sie dann jedoch übersprungen und ist mit 15 gleich ins Großpferdelager gewechselt. Ein halbes Jahr später ging es auf internationaler Ebene los. Damit nahm die Erfolgsstory ihren Lauf.
Von Erfolgen und Zielen
Bei der Antwort auf die Frage nach einem Sieg, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, muss Sanne ein wenig nachdenken. Immerhin hat sie davon schon mehr als 30 (!) internationale auf ihrem Konto. „Am liebsten erinnere ich mich an meinen Sieg bei der Ladies World Trophy in Vilamoura (POR) im Oktober 2014. Da war ich 15 und habe mein erstes Auto gewonnen.“ Bei dem Gedanken an diesen besonderen Moment leuchten Sannes Augen auf. „Behalten haben wir das Auto aber nicht. Zuerst brauche ich ja noch meinen Führerschein.“
Im vergangenen Jahr hat Sanne dann erstmals an einem Championat teilgenommen. Allerdings nicht in ihrer Altersklasse bei den Junioren, sondern gleich bei den Jungen Reitern. Mit ihrem Spitzenpferd Con Quidam RB musste sie in den fünf Runden der Europameisterschaften lediglich einen Abwurf hinnehmen und beendete die EM als Elfte im Einzel und Fünfte im Team.
„Ich hoffe, dass ich auch heuer bei den Europameisterschaften aufgestellt werde. Es ist aber nicht leicht, ins Team gewählt zu werden“, sieht Sanne die Chancen auf die EM Teilnahme nüchtern. Ob sie die Olympischen Spiele in Tokio 2020 als Ziel sieht?
„Das ist noch weit weg“, lacht sie. „Natürlich ist es möglich. Aber ich darf heuer erstmals Grand Prix auf Drei-Sterne-Level reiten. Daher weiß ich nicht, wie meine Pferde und ich mit den größeren Herausforderungen zurechtkommen. Schön wäre es natürlich. Ich glaube auch, dass mein Papa mir immer mehr Pferde überlassen wird – er wird ja auch nicht jünger.“
Schule und Spitzensport? Kein Problem!
Zehn Pferde stehen ihr zur Verfügung. Diese neben der Schule in Schuss zu halten ist für sie kein Problem: „Wenn ich nicht am Turnier bin, gehe ich ganz normal zur Schule. Um 15 oder 16 Uhr bin ich dann zuhause und reite noch sieben oder acht Pferde. Mein Pfleger hilft mir bis 18 Uhr, danach erledige ich alles selbst. Stress ist das für mich nicht, es macht ja Spaß. Auch wenn es anstrengend sein kann.“
Zwar hat sie besonders an Donnerstagen und Freitagen häufig Fehlstunden, bislang ist das aber noch nie ein Thema gewesen.
Kurzer Steckbrief – Sanne Thijssen
Geburtstag: 09.11.1998
Nationalität: Niederlande
Wohnort: Baarlo
Beruf: Schülerin
Trainer: Leon Thijssen
Vorbilder: Leon Thijssen, Kent Farrington
Pferde: Amour 44, Barrichello, Bomea B, Celine M Z, Con Quidam RB, Dublin, Stippel, Tittut, Ulena, Warette
Lieblingspferde: Con Quidam, Ulena, Warette
Lieblingsturnier: GLOCK HORSE PERFORMANCE CENTER, Mierlo, Vilamoura
Schönster Sieg: Ladies World Trophy in Vilamoura 2014
Ziele: 2016 wieder bei der Nachwuchs EM teilzunehmen
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