JS | Springreiten – Seit sieben Jahren ist Alexandra „Alex“ Stork im Stall von Österreichs aktuell bestem Springreiter, Max Kühner, für das Wohl der Pferde zuständig. Als Headgroom ist sie nicht nur Zuhause rund um die Uhr für „ihre“ vierbeinigen Lieblinge da, sondern auch auf so gut wie allen Events. Für die Leser von EQWO.net berichtet Alex exklusiv über ihre Eindrücke vom Longines Masters of Hong Kong.
Sprachlos in Hong Kong
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es war so ein geniales Wochenende, so unglaublich super!“ – Überwältigt vor Freude meldet sich Alex aus Hong Kong, nachdem Max und Cornet Kalua im Grand Prix vom Longines Masters of Hong Kong Platz drei holten.
„Es hat für uns ja schon sehr gut angefangen am Freitag. Da waren Cornet und Electric in den Einlaufprüfungen null beziehungsweise platziert. Am Samstag war Electric im Speed Bewerb wieder in den Top Ten und Cornet hatte Ruhetag. Bewegung gab’s für ihn aber dennoch, denn Max ritt ihn zur Siegerehrung. Das ist für Electric immer noch ein bisschen stressig und Cornet findet es eh super, wenn er sich dem Publikum präsentieren kann. Max ist ihn vor der Ehrung noch ein bisschen geritten. Er war sehr entspannt, locker und richtig gut drauf. Am Sonntagmorgen haben wir auch wieder beide Pferde leicht bewegt. Für Cornet war es die erste Vorbereitung auf den Großen Preis, bei Electric ging es darum die Muskeln ein bisschen zu lockern nachdem sie die Tage davor so toll mitgemacht hat.“
Grand Prix Day: put your Gameface on!
„Am Tag vom Grand Prix merkt man schon, dass die ganze Stimmung ein bisschen anders wird. Es ist ruhiger im Stall, alle sind noch konzentrierter als sonst und extrem fokussiert in diesem Hochleistungssport. Auch beim Groom-Mittagessen war der Große Preis natürlich Thema. Da wird schon mal drüber spekuliert, welcher Reiter mit wie viel Geld nach Hause fahren kann, vor allem mit dem Grand Slam Bonus den es bei der Longines Masters Serie gibt. Alle sind vor so einer Prüfung in positiv aufgeregter Stimmung und für manche ist auch ein gewisser Druck da.
Wir wollten es ganz locker angehen. Klar sind wir auch aufgeregt und ein wenig angespannt, wir wollen ja schließlich gut sein. Aber es ist schon weniger Druck, als wenn es um den Grand Slam Titel geht.“
Keep calm and carry on
„Der Spruch liest sich nicht nur auf T-Shirts oder Postern gut, sondern ist auch ein bisschen unser Motto. In Hong Kong war das Abreiten für den Grand Prix zuerst ein bisschen stressig. Die Reiter mussten noch vor der Parcoursbesichtigung zu ganz genau vorgegebenen Zeiten in die Arena und wurden dem Publikum nationenweise vorgestellt. Da waren wir als ‚Austria‘ natürlich am Anfang dran. Max ist Cornet davor schon ein bisschen geritten, dann wieder aufgestiegen und zur Parcoursbesichtigung wieder abgestiegen. Wie gesagt – ein bisschen stressig. Das Abreiten selbst war dann aber wie immer. Beim Grand Prix sind auch da alle eher angespannt, jeder will den Sprung zuerst haben und anders bauen. Aber wir Grooms sind eigentlich ganz gut eingespielt und versuchen immer ruhig und entspannt zu bleiben. Das ist nicht immer leicht weil auch die Reiter etwas nervöser sind als sonst, aber meistens klappt’s ganz gut. Wer Max und mich am Abreiteplatz kennt weiß, dass es durchaus auch mal hektisch werden kann. Aber wir geben immer unser Bestes, es mit Ruhe zu schaffen, fokussiert zu bleiben und kämpfen für die gleiche Sache. Das geht am Ende dann auch meistens gut, wie man in Hong Kong gesehen hat.“
Geht’s den Pferden gut, geht’s allen gut
„Von Cornet war ich echt begeistert. Er hat sich sehr gut bewegt beim Springen, war super vorsichtig und mega fokussiert auf seine Aufgabe. Er war einfach richtig gut drauf. Bei ihm ist es ganz wichtig, dass er selbst positiv eingestellt ist, das war nicht immer einfach. Aber mittlerweile haben wir unseren Groove gefunden. Normalerweise bekommt er zwei Stunden vor dem Bewerb sein Lambey Kraftfutter, danach nur noch Heu oder CavaPro, dann ist sein Magen beim Springen nicht so voll und er trotzdem happy. Er muss sich einfach zu 100 % wohl fühlen und in Hong Kong war das definitiv der Fall!“
Neuer Modus? Kein Problem!
„Der Grand Prix wurde mit Siegerrunde ausgetragen. Normalerweise heißt das ja, dass auf jeden Fall alle Nuller in die zweite Runde kommen. In Hong Kong gab es aber nur für die Top 12 ein Weiterkommen. Also wäre bei 13 fehlerfreien Ritten der langsamste schon nicht mehr weitergekommen. Wir haben dann schon ein bisschen gezittert weil wir nicht die allerschnellste Zeit hatten und es in den großen Springen in letzter Zeit immer extrem viele Nuller gab. Aber Gott sei Dank ist es sich ausgegangen. Wir konnten dann nochmal in den Stall, wo Cornet sich entspannte und ein bisschen Heu geknabbert hat. Für die zweite Runde gab’s dann nur ein leichtes Warm Up und im Parcours ist dann wirklich alles aufgegangen. Cornet und Max waren sich so einig und haben alles gegeben. Die Zeiten waren so dicht beisammen und hinter Christian Ahlmann und Ludger Beerbaum Dritter zu werden ist sicherlich keine Schande!“
Verdammt, wo sind die Taschentücher?
„Das Warten war schon hart. Max saß am Hotseat und ich wartete mit Cornet Kalua draußen am Abreiteplatz. Ich habe so gehofft, dass sich das Podium ausgeht. Die ersten drei gehen ja mit Pferd und Pfleger hinein und die Reiter steigen dann ab und stellen sich aufs Podest. Das ist dann schon nochmal ein besonderer Moment. Als klar war, dass wir Dritter geworden sind, kamen mir kurz die Tränen. Andere Reiter sind gekommen und haben uns gratuliert und natürlich auch die anderen Grooms. Wir haben uns alle gegenseitig gedrückt und man freut sich ehrlich für die anderen mit. Vor allem für Elsa, die Pflegerin von Christian Ahlmann, habe ich mich sehr gefreut. Wir kennen uns schon ewig und sie ist relativ neu im Team. Wir waren echt happy für einander. Es ist einfach sehr bewegend, wenn alle kommen und sagen ‚das habt ihr toll gemacht‘! Bei uns war auch die Unterstützung von Zuhause gewaltig. Das ganze Team hat zugeschaut, sogar meine Familie. Sie tragen alle soviel dazu bei, dass alles gut läuft und es ist unbeschreiblich, in so einem Team zu arbeiten. Max und ich haben einander dann auch ziemlich erleichtert in die Arme genommen und er weiß unsere Arbeit mit den Pferden sehr zu schätzen. Das ist ein super Gefühl. Bei der Siegerehrung war Cornet gelassen wie immer. Die Leute können Kreischen und Jubeln so viel sie wollen, das beeindruckt ihn überhaupt nicht. Er genießt es richtig und bleibt ganz cool, während die anderen Pferde da schon ganz gerne Mal herumtänzeln.“
Time to say Goodbye
„Am Sonntag haben wir die Pferde dann noch ganz in Ruhe versorgt. Mit Cornet war ich ein paar Stunden nach dem Springen ein wenig spazieren, das tut nach zwei so schweren Runden ganz gut. Er hatte dann auch noch kurz die Equusir Decke drauf während Electric in der Box schon ein Nickerchen gemacht hat. Danach hab ich beide Pferde ‚bettfertig‘ gemacht und alle Sachen zusammengepackt. Montagmorgen wurde das Equipment schon um 8.30 Uhr abgeholt, nur die Flying Bags und das Futter für den Flug blieben noch da. Für Cornet und Electric gab’s noch leichte Bewegung bevor sie mittags abgeholt und zum Flughafen gebracht wurden.“
„Wir Grooms hatten immer das Gefühl, dass alles top organisiert war. Jeder war gut gelaunt und alle haben zusammen angepackt, beim Verladen der Pferde geholfen und einander unterstützt. Am Flughafen ist mit unseren beiden alles glatt gegangen. Electric war beim Einsteigen in den Flug-Container erst etwas misstrauisch. Als ihr ‚Bodyguard‘ Cornet dann oben war, ist sie auch brav rein gegangen. Für mich ist es jetzt nicht einfach gewesen, sie alleine auf die Reise zu schicken. Ich fliege erst morgen Abend und bin erst am Mittwoch wieder bei ihnen. Ich weiß sie werden gut versorgt, aber es ist trotzdem schwierig. Das wars erstmal von mir aus Hong Kong. Hoffe es hat Euch gefallen. Alles Liebe, Alex.“
Hier gibt’s noch einige Impressionen von Alex aus Hong Kong
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Dieser Text wurde von Alex Stork für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.