JS | Springreiten – Seit sieben Jahren ist Alexandra „Alex“ Stork im Stall von Österreichs aktuell bestem Springreiter, Max Kühner, für das Wohl der Pferde zuständig. Als Headgroom ist sie nicht nur Zuhause rund um die Uhr für „ihre“ vierbeinigen Lieblinge da, sondern auch auf so gut wie allen Events. Während Groom-Kollegin Sara mit Max und den Pferden noch am CSI5*-W Bordeaux unterwegs war, trat Alex vergangenen Samstag (04.02.2017) mit Cornet Kalua und Electric Touch die Reise zum CSI5* Longines Masters in Hong Kong an. Für die Leser von EQWO.net berichtet Alex exklusiv über das Asien-Abenteuer und die Besonderheiten einer „Long Distance Reise“ mit Pferden.
60 Tage – der Countdown läuft
„Das aufwändigste bei so einer langen Reise ist der Papierkram“, resümiert Alex schmunzelnd, nachdem sie mit den Pferden bereits gut in Hong Kong gelandet ist. „Für Hong Kong ging das alles schon 60 Tage vorher los. Für die reisenden Pferde muss ab diesem Zeitpunkt ein ‚Movement Record‘ geführt werden. Das heißt, dass auf jedem Turnier wo Cornet Kalua und Electric Touch waren ein Amtstierarzt ein Formular ausfüllen musste, wann sie wo unterwegs waren. Wenn man diese Papiere nicht hat, gibt’s ganz einfach keine Einreise. Wir haben vom European Horse Service (EHS) Gott sei Dank sehr viel Unterstützung bekommen. Die organisieren die ganze Sache im Prinzip. Die Leute dort sind total bemüht und haben bei Fragen immer top geholfen. Für Hong Kong ist das alles ja ganz extrem, da darf nichts schiefgehen. Wir haben vorab einen Plan bekommen, was wann wo und wie zu erledigen ist, welche Impfungen wann gemacht werden müssen, welche Bluttests es zu machen gibt und so weiter. Am Tag vor der Abreise ist das ganze Prozedere dann damit abgeschlossen worden, dass unser Amtstierarzt die Pferde im Stall nochmal untersucht und einen abschließenden, speziellen Test mittels Nasenabstrich gemacht hat. Der musste dann auch wieder fotografiert und beigelegt werden. Er war mit den zwei Pferden gut zwei Stunden beschäftigt, also kann man sich denke ich ganz gut vorstellen, was für ein Aufwand das ist“, erzählt die leidenschaftliche ‚Pferdemama‘ weiter.
„Im Vorfeld mussten auch wir als Grooms unsere Papiere zusammentragen und uns quasi anmelden. Wir geben bei Flügen vorsichtshalber immer zwei Grooms an, falls einer ausfällt. Dann ist auf jeden Fall einer von uns dabei. Wir mussten unsere Pässe und ein Führungszeugnis abgeben und alles wurde noch gefühlte 100 Mal überprüft, vor allem bei den Pferden. EHS hat das alles aber schon vorab kontroliiert damit man dann nicht am Flughafen steht und draufkommt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist.“
Abreise – es geht los!
„Für uns ging die Reise am Samstag los. Morgens haben wir Cornet und Electric noch leicht bewegt, danach bin ich mit ihnen nach Liege (BEL) zum Flughafen gefahren. Dort haben die beiden im neuen Horse Hotel eingecheckt. Das ist wirklich super schön und alles ist toll organisiert. Die Boxen waren perfekt eingestreut, es standen Wasser und einige Futtereimer bereit, die Flying Bags lagen schon da. Echt top! Ich hab‘ dann erstmal die Pferde versorgt und das ganze Equipment abgegeben, das mit musste. Sonntagmorgen hab‘ ich die beiden dann nochmal kurz bewegt, musste dann um sechs aber schon nach Amsterdam zum Flughafen. Im Pferde-Flieger dürfen nur sechs Grooms plus ein Flying Groom und ein Tierarzt mit. Das wird nach Flugerfahrung und Weltranglistenplatzierung entschieden. Ich habe Elsa und Sean, die Grooms von Christan Ahlmann und Daniel Deusser, nochmal speziell gebeten gut auf unsere zwei aufzupassen. Cornet ist ja generell eher unkompliziert was das Reisen angeht, Electric Touch mag aber fremde Menschen nicht so gerne und braucht immer ein bisschen länger. Da war es mir wichtig, sie in besonders guten Händen zu wissen.
Beide sind Gott sei Dank brav in die Container eingestiegen. Sie hatten zum Glück einen Zweier-Container, das ist quasi die Business Class. Ein paar Pferde sind in Dreier-Containern gestanden, das ist dann ein bisschen enger. Während dem Flug haben sie Heunetze zum Knabbern gehabt, die ich vorher noch ein wenig nass gemacht habe. Das ist im Flieger besser wegen der Luft, dann staubt das Heu nicht so. Die Pferde haben auch immer Wasser außer während dem Start und der Landung. Da würde es überschwappen. Ansonsten bekommen sie während dem Flug zweimal kleine Portionen Mash zu fressen und werden von allen an Bord wirklich top versorgt. Beim Zwischenstopp in Abu Dhabi sind alle nochmal extra gewassert worden und es ging ihn gut.“
Hallo Hong Kong – (fast) alle sind angekommen
„Bei der Landung in Hong Kong waren alle Pferde fit. Manche sind nach einem Flug etwas müder als die anderen, aber im Grunde ging es allen echt gut. Sie waren dann auch schnell im Stall, weil sie direkt aus den Flug-Containern auf LKWs verladen wurden und dann nur zehn Minuten zum Stall gebraucht haben. Alle Pfleger, die schon dort waren, haben sich dann sofort um alle Pferde gekümmert, das war echt super. Ich saß ja leider mit einigen Kollegen am Flughafen in Delhi fest, weil unser Flug dorthin Verspätung hatte und wir den Anschluss nach Hong Kong verpasst haben. Das ist kein gutes Gefühl, aber wir wussten ja, dass es den Pferden dank unseren Kollegen gut geht.
Es waren auch gleich Tierärzte zur Stelle, die alle Pferde untersucht und das Stresslevel getestet haben. Da gab’s aber auch keine Probleme, alle waren ok. Als ich dann auch endlich da war, kamen die Tierärzte nochmal um zu fragen ob alles gut ist. Die sind hier generell sehr fürsorglich und um das Wohl der Tiere bemüht. Wir haben dann auch den Plan für den Vet Check am Donnerstag bekommen, welches Pferd um welche Uhrzeit dran sein soll. Mal sehen, ob das klappt. Der Ablauf ist an sich aber gut, es kommen zuerst alle Stuten und Wallache und am Ende die Hengste. Das macht die Sache ein bisschen ruhiger.“
Desinfektion gegen Kontamination und das erste Beine vertreten
„Man hat hier wirklich massive Angst vor Keimen. Überall liegen Desinfektionsmatten über die man mit den Pferden laufen muss. Wir durften von Zuhause ja auch keine Mistgabeln oder -eimer mitnehmen, da die Sachen kontaminiert sein könnten. Aber damit können wir leben. Am Mittwoch konnte ich die Pferde dann erstmal ein bisschen longieren. Die Reiter waren ja noch nicht da, deswegen haben wir Grooms das erste Beine vertreten übernommen. Kurz vor Mittag können wir mit den Pferden auch nach draußen in eine eigens abgesperrte Area um ein bisschen spazieren zu gehen. Das finden sie immer angenehm.“
Never change a running system
„Nachdem wir auch am Turnier immer versuchen, die Alltagsroutine zu erhalten, sieht mein Tag in Hong Kong gleich aus wie sonst – durch die Zeitverschiebung müssen wir nur unseren Rhythmus umgewöhnen. Morgens können wir von unserem Hotel gemütlich zu Fuß zum Stall spazieren, das sind nur zehn Minuten. Danach gibt’s Heu, Wasser und Kraftfutter und die Boxen werden gemacht. Am Mittwoch gab es nach dem Longieren dann ein bisschen Wellness mit Magnetfelddecke und allem Drum und Dran. Nachdem die Pferde versorgt waren, sind Vivi (Pflegerin von Philipp Weishaupt) und ich ein wenig in die City gefahren um ein paar Eindrücke von der Kultur zu gewinnen. War schon echt spannend. Um fünf ging es aber wieder zu den Pferden. Wir sind nochmal spazieren gegangen, haben sie gefüttert und fertig für die Nacht gemacht. Sie trinken und fressen brav, obwohl wir hier nicht unser eigenes Futter mitnehmen durften. Unsere Futterlieferanten von Lambey und CavaPro haben sich das im Vorfeld aber schon angesehen und uns genau gesagt, welches Pferd welche Zusammensetzung bekommen soll, damit sie möglichst wenig Änderungen haben.
Am Donnerstag kommt auch Max in Hong Kong an. Nach dem Vet Check gibt es um 17 Uhr ein Warm Up wo man reiten kann, aber nicht muss. Am Abend findet dann eine Welcome Party statt, wo auch wir Grooms eingeladen sind. Auch mal ’ne nette Abwechslung.“
Liebe Grüße aus Hong Kong und bis bald,
Alex
Dieser Text wurde von Alex Stork für EQUESTRIAN WORLDWIDE – EQWO.net verfasst und ist KEINE Pressemitteilung. Das Kopieren des Text- und Bildmaterials ist nicht gestattet.