Dressur – Das war ein Kampf der Gigant:innen! Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB verteidigten mit 92,818 % auch ihren zweiten EM-Einzeltitel im Grand Prix Freestyle von Riesenbeck. Lottie Fry und Glamourdale kamen bis auf 0,439 Prozentpunkte heran. Bronze ging an Charlotte Dujardin und Imhotep, die als letztes Starterpaar glänzten. Dressursport vom Allerfeinsten: Noch nie gab es dreimal über 90% am Podium!
“War das eine knappe Kiste!”, “Eine besser als die Andere!”, “Was ein Sport!”, staunten die begeisterten Zuseher:innen nach dem heutigen EM-Finale in Riesenbeck. Es war tatsächlich ein kaum an Spannung zu überbietender Showdown, den die besten Dressurreiter:innen Europas heute darboten.
Im Special noch deutlich voran, mussten Jessica von Bredow-Werndl (GER) und ihre Trakehnerstute TSF Dalera BB in der Musikkür beinahe um die Titelverteidiung zittern. Aber von Anfang an: Die 16-jährige Easy-Game-Tochter war auch am letzten Tag trotz der sommerlichen Temperatur über 30 Grad Celsius hoch motiviert. Das erste Halten gelang an Tag drei, wie auch beinahe alles andere. Einzig ein Fehler in den Einerwechseln, den die Doppel-Olympiasiegerin in der Joker-Linie sofort ausbessern konnte, störte diese nahezu perfekte Kür. Die beiden übertrafen sich zu der Musik von Edith Piaff einmal mehr und scorten persönliche Bestleistung: 92,818 %. Der Sprecher zählte nicht weniger als 72x (!) die Höchstnote 10 im Protokoll der beiden und das bei einem DoD (Degree of Difficulty) von ebenfalls 10.0:
„Das wird niemals normal sein, ich bin unglaublich dankbar, so eine geniale Tanzpartnerin an meiner Seite zu haben. Die Stimmung war heute wortwörtlich heiß!“, strahlte die Europameisterin im ersten Interview in die Kamera.
Bereits zuvor waren Nanna Skodborg Merrald (DEN) und Blue Hors Zepter am Start gewesen. Der Fuchswallach hat keine Schwächen, die Trabtour ist genial, die Galopptour ebenfalls. Auch der Schritt des 15-jährigen Blue-Hors-Zack-Sohnes ist immer mit Übertritt und losgelassen. Er tanzte unter seiner Reiterin zu 89,546 %, einem persönlichen Highscore, und das ebenfalls trotz Fehlern in einer Piaffe und in den Einerwechseln, die ihm später womöglich die Bronzemedaille kosteten.
Und dann kam Charlotte „Lottie“ Fry (GBR). Dass die junge Britin ehrgeizig ist und den vierten Platz vom Special nicht auf sich sitzen lassen würde, damit war zu rechnen! Dass sie schlussendlich mit 92,379 % und nur 0,439 Prozent Rückstand an Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB herankommen würde, war allerdings nicht vorherzusehen. Doch Glamourdale zeigte heute deutlich bessere Piaffen als in den letzten Tagen, die 26-jährige ging in den Lektionen auf volles Risiko. Es ging beinahe alles auf! Und fast wäre es sogar Gold geworden, wenn es nicht beim Angaloppieren ein Missverständnis zwischen Reiterin und Pferd gegeben hätte. So wurde es nach Team-Gold und Blech im Special die Silbermedaille und der Vize-Europameistertitel 2023:
„Ich hatte heute das Gefühl, dass wir wieder back on track sind! Er hatte gestern einen Tag frei, auch wegen der Hitze, und das hat ihm sehr gut getan. Wir können definitiv noch besser werden, für Paris 2024 wird das sicher noch einmal spannend.”, erklärte Lottie Fry die verbesserte Form ihres “Glammys” im dritten Bewerb des Championats und nahm Stellung zu dem nächsten Aufeinandertreffen von Dalera und Glamourdale in einem Championat.
Ihre Teamkollegin Charlotte Dujardin (GBR) und der erst zehnjährige Imhotep v. Everdale kamen mit 91,396 % um einen Prozentpunkt nicht heran. Dennoch: Ebenfalls eine neue Bestleistung für das Paar, und die dritte Medaille im dritten Bewerb für das Duo. Bemerkenswert ganz besonders, da die Musikkür erst drei Tage vor der Europameisterschaft fertig wurde, wie die Britin in der Pressekonferenz verriet.
Der vierte Rang ging schlussendlich an die Silbermedaillen-Gewinnerin aus dem Grand Prix Special, Nanna Skodborg Merrald. Dahinter platzierte sich Isabell Werth (GER) auf Victoria Max-Theurers DSP Quantaz. Sie zeigte ihre WM-Kür mit schwierigsten Kombinationen wie von der Piaff-Pirouette in die Galopp-Pirouette. Die Rekordreiterin zelebrierte die Schlusslinie mit Piaffen und Passagen, grüßte, zeigte die Motivations-Faust und das deutsche Publikum ließ die Tribünen beben.
Auf Rang sechs platzierte sich das schwedische Duo Therese Nilshagen (SWE) und ihr Oldenburger-Hengst Dante Weltino. Mit seinen 16 Jahren galoppierte der Danone-Welt-Hit-II-Sohn zu 86,132 % und neuer persönlicher Bestleistung! Dahinter rangierte Carl Hester (GBR), für dessen Fame es die erste Musikkür ever war (85,461 %), vor Carina Cassoe Krüth (DEN/84,664 %) auf Heiline’s Danciera, Frederic Wandres (GER/84,568 %) auf Bluetooth OLD und Isabell Freese (NOR/82,593 %).
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