Zucht | Julia Rejlek – Endlich geht die Körsaison wieder los! Den Anfang machte von 23.-27. Oktober der Hannoveraner Verband mit einem insgesamt sehr starken Feld von 104 Hengsten. Das Springlot in Verden umfasste dabei 38 Junghengste, das Dressurlot 66. Trubel gab es – wie könnte es anders sein – bei der Auktion um die heurige Preisspitze! Da konnte das Gestüt Bonhomme nach einem hitzigen Bieterduell den vielversprechenden Nachkommen von Cadeau Noir x Licosto (Katalognummer 54) für 1.890.000,00 Euro ersteigern. Empört hingegen waren Paul Schockemöhle und Andreas Helgstrand, sie werfen dem Aktionator vor, ihr Angebot unberücksichtigt gelassen zu haben.
Das heurige starke Feld der Hannoveraner Dressurhengste schlug sich in den Körergebnissen nieder: von 66 ausgestellten Hengsten, wurden 42 gekört. Zehn davon überzeugten besonders und erhielten den Titel „Prämienhengst“. Darunter ein Brauner Cadeau Noir-Licosto-Sohn aus der Zucht von Walter Wöhlke, der als wohl „fertigster“ Hengst des Aufgebots für Aufruhr sorgte. Aussteller dieses Hengstes war Hannovers Präsident Hans-Henning von der Decken. Die Berlinerin Rebecca Gutman vom Gestüt Bonhomme sowie das Bieterduo Paul Schockemöhle & Andreas Helgstrand wollten den Hengst jeweils für ihre Hengststationen erwerben. Für den gekörten Sohn ihres Top-Vererbers Cadeau Noir, hatte Rebecca Gutman ein überdurchschnittliches Budget mit dabei. Bei 1.700.000 Euro bekam sie dann vorerst den Zuschlag. Nach einer Reklamation durch Schockemöhle/Helgstrand musste der Auktionator Bernd Hickert das Gebot jedoch erneut aufnehmen. Der endgültige Zuschlag fiel dann bei 1.890.000 Euro, für das Gestüt Bonhomme. Wieder kam es zu Diskussionen: Dr. Ulf Möller von Helgstrand Dressage reklamierte, mit einem Angebot am Telefon ein höheres Angebot gelegt zu haben. Die Mitarbeiter der kooperierenden Hengststationen Helgstrand und Schockemöhle verließen daraufhin die Halle. In der heutigen Pressemitteilung wird von Seiten der kooperierenden Hengststationen aufgeklärt:
„Zunächst möchten wir Rebecca Gutman vom Gestüt Bonhomme zum Kauf dieses Hengstes gratulieren. Wir möchten aber klarstellen, dass wir bis zum Schluss er Versteigerung dieses Hengstes Gegenbieter waren.
Unser Gebot von 1,8 Millionen Euro wurde beim ersten Zuschlag des Auktionators Bernd Hickert nicht berücksichtigt, obwohl all auf dem Auktionatorpult anwesenden Personen das Gebot bemerkt hatten, da wir stetigen Kontakt zu ihnen hatten. Nach Rücksprache des Auktionators mit der Auktionsleitung wurde die Versteigerung fortgesetzt. Nach unserem Verständnis bot Frau Gutman 1,89 Millionen Euro und wir erhöhten das Gebot sofort auf 1,90 Millionen Euro. Der Auktionator hat unser Gebot erneut nicht berücksichtigt und, ohne Kontakt mit uns zu suche, das Pferd direkt an Frau Gutman zugeschlagen. […]
Außerdem weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass wir die Auktionshalle […] verlassen haben […] weil wir in den Benehmen des Auktionators eine starke Brüskierung gegenüber unserer Station und den zugehörigen Personen empfunden haben.“
Das Gestüt Bonhomme äußert sich heute in einem Facebook Posting wie folgt dazu:
„Leider ist es zu Irritationen gekommen, deren Entstehung uns nicht obliegt. Die aus der verworrenen Auktionssituation heraus entstandenen Spekulationen möchten wir entschieden zurückweisen. Wir haben diesen Hengst, wie jedes andere in der Vergangenheit von uns ersteigerte Pferd auch, ehrlich und zu den allgemeinen Bedingungen auf der Auktion gekauft.
Wir hätten uns wahrlich gewünscht, diesen traumhaften Hengst in einem ganz normalen Auktionsverlauf zu ersteigern. Nach all den Turbulenzen freuen wir uns nun aber riesig über die Ankunft dieses herrlichen Pferdes!“
Nach der Aufregung um den ersten Hengst dieser Auktion, ging es Schlag auf Schlag weiter, denn das Glock Horse Performance Center erwarb das zweitteuerste Pferd: den schicken Sohn des Vitalis aus einer Bon-Bravour-Mutter (Züchter: Katrin Lüder-Kratzberg) um 720.000 Euro. Den Braunen mit viel Knieaktion werden wir unter Hans-Peter Minderhoud oder Edward Gal wiedersehen. Insgesamt war die Körkommission mehr als zufrieden: „Es war ein sehr typvoller Jahrgang, […], der sich vor allem beim Longieren sehr gut gezeigt hat““, sagt Heike Kemmer, Mitglied der Kommission.
Auch die jungen Springhengste des Hannoveraner Jahrgangs 2017 überzeugten in Verden, wo traditionell eher die Dressurhengste zuhause sind. Von 38 Springhengsten wurden 21 gekört, 5 erhielten eine Prämie. Der begehrteste Hengst war ein Sohn des Chacoon Blue aus einer Winnigmood Mutter, Züchter & Austeller: Bernhard Rensen. Der Schimmel präsentierte sich als Youngster mit großer Perspektive und erzielte bei der Auktion stolze 60.000 Euro.
Die gekörten Hengste erzielten im Durchschnitt auf der Auktion 91.632 Euro. Für die nicht gekörten Zweieinhalbjährigen wurde ein Durchschnittspreis von 23.414 Euro geboten. Zuchtleiter Ulrich Hahne war mehr als zufrieden: „Es war beeindruckend, dass wir nach 2018 wieder einen so starken Jahrgang hatten.“
Im Rahmen der Hannoveraner Hengstkörung wird dem Publikum auch der Hannoveraner Hengst und die Hannoveraner Stute des Jahres präsentiert! Hereingetrabt kam kein anderer als der erfolgreiche Stolzenberg, Sohn des Stakkato aus einer Sandro-Mutter. Aus der Zucht von Gerd Odlozinski war er vor 18 Jahren Siegerspringhengst seiner Körung geworden, heute gilt er als beliebtester Vererber-Nachkomme seines Vaters Stakkato. Der 20-jährige Hengst, Beschäler auf dem Niedersächsischen Landgestüt Celle, präsentierte sich fit und munter 😉
Hannoveraner Stute des Jahres wird die Schimmelstute Havanna aus der Zucht der Familie Meyer-Kulenkampff. Die 18-jährige Tochter des Heraldik xx und einer Ramiro Z-Stute, brachte bislang zwölf Fohlen zur Welt, das wohl aktuell bekannteste ist Chipmunk FRH, Bundeschampion und Weltreiterspiel-Teilnehmer im Busch unter Julia Krajewski und jetzt unter Michael Jung.
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