(Hans-Peter Viemann). Bei der Übergabe von zwei neuen Lastkraftwagen bei der Firma Heinrich Niehoff in Füchtorf (Kreis Warendorf) erläuterte Friedrich Johannsmann (Steinhagen) die komplizierten EU-Bestimmungen bei Pferdetransporten: „Die Rechtslage im Pferdetransportwesen ist eigentlich klar geregelt.“ Sollten die vorgeschriebenen gesetzlichen Richtlinien jedoch nicht verständlich genug sein, oder offene Fragen bestehen, können in diesen Fällen der Verband (VdP) oder seine Mitglieder kontaktiert werden. Nicht selten kommt ein böses Erwachen, wenn es plötzlich auf der Fahrt heißt – ACHTUNG KRONTROLLE.
Zunehmend rücken immer mehr private Pferdebeförderer in den Fokus der Ordnungshüter und landen in einer Kontrolle. Zutreffend ist dann: wenn ein privater Stalleigentümer das Lenkrad seines Transportfahrzeuges einer dritten Person überlässt, liegt eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit vor. Gerade größere Stallbesitzer, deren Transporter mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht haben, können schnell in Schwierigkeiten kommen: denn hier gilt, Lenkzeit plus andere Arbeiten sind Arbeitszeiten. Grundsätzlich fallen Transporte für Dritte (über 3,5 Tonnen) in den Bereich des gewerblichen Güterkraftverkehrs. Johannsmann ver-deutlicht zudem, dass es „ein weit verbreiteter Irrtum ist, Pferdetransporter können ohne Benutzung eines Kontrollgerätes gefahren werden. Hier gilt für jeden LKW mit mehr als 7,5 Tonnen Gesamtgewicht: die Nutzung eines Kontrollgerätes ist Pflicht. Das betrifft auch Pferdetransporter mit Wohnabteil“.
Johannsmann nannte ein Beispiel: Eine tschechische Reiterin kam vom Turnier im italienischen Arezzo und war mit ihren Pferden und Transporter auf der Fahrt zur nächsten Veranstaltung im Süden Spaniens. In Frankreich wurde sie von der Polizei gestoppt. Die Papiere stimmten nicht und entsprachen auch nicht den neuesten EU-Verordnungen. Da sie auch noch bockig wurde, was bei den „Flics“ in Frankreich allgemein besonders schlecht ankommt, mit ihrem Vater drohte, der ein hohes Tier wäre in der Politik, wurde es zusätzlich teuer. Der Transporter war überladen, keine Erlaubnis für Pferdetransport, Ruhezeiten nicht eingehalten, Fehlen eines Kontrollgeräts – Widerstand gegen die Staatsgewalt: Die Strafanzeige belief sich auf 18.000 Euro (!).
Keine Probleme und Überraschungen sind zu erwarten, wenn das Fahrzeug mit der EU-Bescheinigung „Typ 2“ zertifiziert ist. Voraussetzungen hierfür sind, dass im LKW ein Kontrollgerät eingebaut – sowie ein Temperaturfühler und Lüfter vorhanden ist, und der muss über vier Stunden eine Luftmenge X – ohne laufenden Motor – liefern. Überdies soll dem Vierbeiner ein 1,75 Quadratmeter großer Stellraum zur Verfügung stehen, wobei eine Einzelversorgung jederzeit möglich ist.
„Ludger“, sagt Fritz Johannsmann, „hat alles im Griff.“ Er meint Ludger Beerbaum, den Unternehmer, Arbeitgeber und erfolgreichsten Springreiter der letzten Jahre. Andere, so sagt er, ständen plötzlich irgendwo, hatten eine Kontrolle und wüssten nicht mehr weiter, „weil die Polizisten die Weiterfahrt untersagen“. Und dann würde es richtig teuer, Ersatzfahrzeuge müssten geordert werden, manchmal auch gleich mehrere, weil der eine Transporter überladen war, und dann gesellt sich zu den Kosten auch noch das Strafmandat.
Im Jahr 1975 gründete der Drittgeborene von vier Johannsmann Brüdern (Reinhard (†), Heinrich-Wihelm, genannt „Kaiser“ (Springreiter, 1979 Mannschafts-Vize-Europameister), Friedrich und Hans-Georg (seit 1985 Produktmanager und Vertriebsleiter bei Pikeur/Eskadron), die Firma „Johannsmann Transport-Service GmbH“. Was einst mit einem umgebauten 7,5-Tonner-Möbelwagen begann, ist heute das größte private Pferdetransport-Unternehmen in Europa. Den Betrieb baute Fritze, wie er von Freunden gerufen wird, mit geliehenen 5.000 DM seiner Tante Hilde auf. Inzwischen hat er zwölf Fahrzeuge, das Stück für 300.000 Euro.
Der 60-jährige Unternehmer aus Steinhagen der sich mit mittlerweile 18 Beschäftigten auf Pferdetransporte spezialisiert hat und bereits auf sechs Olympischen Spielen im Zeichen der Ringe unterwegs war, ist stolz auf das bisher Erreichte. „Wer einmal beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einen guten Namen hat, wird immer wieder gerne verpflichtet“, erzählt Friedrich Johannsmann, und weiter: „Mit unseren zwölf Pferdetransportern fahren wir alles, was über die Straßen zu erreichen ist. In ganz Europa sind wir tätig, aber auch im Ostblock und Afrika sind Johannsmann-Fahrzeuge unterwegs.“ Sein Unternehmen chauffiert über eine Million Kilometer im Jahr die millionenwertvolle Fracht durch Europa. Und auf allen Lkw sind die Aufbauten des Füchtorfer Unternehmens: Heinrich Niehoff Karosserie- und Fahrzeugbau verbaut. „Wir können 150 Vierbeiner auf einen Schlag von A nach B fahren“, verrät der Spediteur – und den Jahresumsatz beziffert der stets gutgelaunte Unternehmer mit 2,5 Millionen Euro.
Friedrich Johannsmann sieht das Gewerbe im Aufwind, aber es droht ein Mangel an guten Fahrern. Die Kosten für den Erwerb eines Führerscheins im Pferdetransportgewerbe liegen bei rund 11.000 Euro mit Spezialkurs. Vorgeschrieben sind 140 Pflichtstunden, die Stunde für 40 Euro. Johannsmann: „Ich habe mich mal schlau gemacht und angefragt, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, dass man die Gebühren vorstreckt, dafür aber den angehenden Fahrer anschließend vertraglich binden könnte – doch das Gesetz sieht das nicht vor…“
Quelle: Pressemeldung