Springreiten – Tag eins der Europameisterschaften im Springreiten 2023 ist um! Alle Österreicher:innen hatten auf dem Rasenplatz im Ippodromo San Siro ein bis zwei Fehler zu verkraften, aber: Das Team liegt aktuell auf Rang fünf und auf Olympia-Ticket-Kurs, dicht gefolgt von Italien und Dänemark. Das heutige Zeitspringen über 150 cm gewann der Schwede Jens Fredricson (SWE) vor Martin Fuchs (SUI) und Philipp Weishaupt (GER). Dieselben Nationen: Schweden – Schweiz – Deutschland, steuern somit auch im Teambewerb auf die Medaillen zu.
Leider war heute keine österreichische Nullrunde zu sehen. Erstmal mag das aber nicht weiter dramatisch scheinen, da die Fehler in Strafsekunden umgerechnet wurden, und da wiederum für die Platzierung neue Strafpunkte vergeben wurden. Doch, wenn ein Sprung ins Finale glücken sollte, haben diese Strafpunkte schon oft Medaillenträume verräumt. Österreich liegt jedenfalls heute mit 8,77 Fehlerpunkten auf Rang fünf hinter Schweden, der Schweiz, Deutschland und Irland. Im Kampf um die drei Olympiatickets liegt Österreich sogar auf Rang zwei hinter der Schweiz! Doch Italien (9,42) und Dänemark (9,84) liegen nur knapp dahinter.
Österreichs Nr.1 Max Kühner (T) hatte als Schlussreiter mit dem 12-jährigen DSP Wallach Electric Blue P. von Eldorado van de Zeshoek x For Pleasure zwar auch einen Fehler am Oxer nach dem Wassergraben, sieht den kommenden Tagen in Mailand jedoch positiv entgegen:
„Der fünfte Platz für das Team ist mal ganz positiv. Die Schweiz ist vor uns, der Rest, der für die Olympiaqualifikation in Frage kommt hinter uns. Aber es ist alles so knapp, ein Springfehler mehr in der nächsten Runden und es hat sich schon wieder verändert. Doch bei Fehlergleichheit wären wir dann zumindest vorne. Blue war heute noch ein klein bisschen sticky. Der Boden war aber gegen Ende auch schon ziemlich aufgearbeitet. Der wird jedoch im Laufe des Turniers immer besser und Blue ist auch heute schon teilweise sehr gut gesprungen.“
Der Wahltiroler pilotierte seinen Blue in den vergangenen Jahren schon öfters ganz nach vorne. Nach Rang sechs bei der Weltmeisterschaft in Herning (DEN), ist auch heuer eine Medaille denkbar. Mit 2,16 Fehlerpunkten liegt er nur knapp hinter den Besten des heutigen Tages. Dennoch spielt für den Teamplayer die Olympia-Qualifikation mit dem Team eine wichtigere Rolle:
„Ich denke, ich muss individuell gut sein, damit wir auch die Qualifikation für Olympia schaffen. Aber ich habe heute in der Tat den Plan geändert und den ein oder anderen Galoppsprung, von eins auf zwei und beim Wasser, ausgelassen. Es ist alles offen, wir sind dabei, wir müssen weiterkämpfen.“
Auch Kathi Rhomberg (V) ist mit ihrem mit dem 11-jährigen Westfalen Wallach Cuma 5 von Comme Il Faut x Ars Vivendi keine drei Fehlerpunkte, um genau zu sein 2,98 vom Führenden entfernt: „Cuma ist richtig gut gesprungen, er ist topfit und hat sich super angefühlt. Ich war leider an der dritten Kombination einen Ticken zu dicht und er zu wenig auf der Hinterhand, dadurch hatten wir einen Fehler. Ziemlich schade, weil für seine Verhältnisse waren wir richtig schnell. Ich denke beim Team haben wir noch alle Chancen, es ist auch immer besser im Zeitspringen Fehler zu haben als morgen oder übermorgen.“
Gerfried Puck (T) und der 10-jährige BWP Hengst Equitron Naxel V von Balou du Rouet x Landetto kamen verspätet in den Parcours, da die FEI-Stewards kurzfristig etwas bei der Trense beanstandeten: „Ich musste relativ kurzfristig noch alles umschnallen, daher bin ich auch erst drei Reiter später eingeritten. Das war jetzt nicht gerade angenehm, aber im Endeffekt ist alles gut gegangen.“
Mit einem Abwurf und 3,63 Strafpunkten ist für den gebürtigen Kärntner noch alles möglich: „Mein Parcours war relativ gut, der Anfang sehr zügig, die erste Kurve zur zweiten Kombi ist mir super gelungen. Nach dem Wasser war ich ein bisschen weit links, da hatten viele Pferde heute Probleme. Leider auch bei uns im Team für alle unglücklich, alle waren eigentlich top unterwegs. Aber alle Chancen sind noch intakt. Auch wenn es schwer zu sagen ist, wie morgen die Verhältnisse und der Parcours sind. Die Pferde sind gut in Form, die Reiter auch. Es wird davon abhängen auch, wie die anderen reiten.“
Die mit 27 Jahren jüngste Teamreiterin, Alessandra Reich (OÖ), hat auch das jüngste Pferd unter dem Sattel. Der neunjährige BWP Wallach Oeli R von Denzel v’t Meulenhof x Andiamo zeigte sich am ersten Tag noch schwer beeindruckt und berührte zwei Stangen. Damit liegt das Duo 9,03 Fehlerpunkte zurück: „Oeli ist erst neun und ich hatte es schon am Abreiteplatz ziemlich schwer. Er war sehr nervös und ich hatte damit zu tun ihn zu beruhigen. Dementsprechend warer dann auch auf 180, als wir eingeritten sind und ich habe versucht Schadensbegrenzung zu betreiben. Er lernt hier sehr viel und ich auch! Morgen wird es schon besser werden, heute war er einfach sehr sehr aufgeregt und dann kommt natürlich meine Nervosität dazu. Der Parcours hat auch wenig mit einem üblichen Zeitspringen zu tun. Es ist ein Championat, da ist ganz anders gebaut. Es ist eher wie ein Großer Preis, bei dem man versuchen muss, möglichst zügig durchzureiten. Wir sind das nicht so gewöhnt, bzw. haben wir auch nicht so oft die Chance das zu üben. Es ist schon diffizil, aber machbar auf jeden Fall.“
Einzelreiter Stefan Eder (OÖ) bestritt heute seinen ersten Championats-Bewerb mit dem 14-jährigen Condaro, einem Contendro I-Sohn im Besitz von Victoria Max-Theurer. Zwei Fehler, sprich acht Strafsekunden, bedeuten aktuell 6,69 Strafpunkte. Der Oberösterreicher wäre gern selbstbewusster geritten und auch er ist von einer Leistungssteigerung in den kommenden Tagen und Bewerben überzeugt:
„Condaro ist überragend gesprungen, aber ich war leider etwas zu schüchtern. Ich hätte ruhig schneller reiten können, beide Fehler sind auf meine Kappe gegangen, da war ich zweimal zu dicht am Steilsprung. Ich hätte viel weiter vorne stehen können, wenn ich selbstbewusster geritten wäre. Man muss von Tag zu Tag schauen, morgen ist neue Runde, da wird’s auch nochmal schwerer, aber wenn er so springt wie heute, dann wird das morgen auch sehr gut werden. Condaro steht gut im Blut, der wird auch für die kommenden Tage definitv noch genug Kraft und Energie haben!“
Auf den vorderen Rängen gab es heute keinerlei Überraschung: WM-Bronzemedaillen-Gewinner Jens Fredricson (SWE) gewann die Prüfung im Sattel seines Markan Cosmolit, dahinter platzierten sich Martin Fuchs (SUI) auf Leone Jei und Philipp Weishaupt (GER) mit Zineday. Auf den Rängen vier und fünf rangierten Steve Guerdat (SUI) und Julien Epaillard vor Henrik von Eckermann und Rolg Goran Bengtsson (SWE). Mit drei Reitern unter den Top-7 positionierte sich Schweden nach seinem Weltmeistertitel von Herning 2022 auch heuer in der Favoritenrolle.
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